Dreiste Diebe plündern Gräber gerade vor Allerheiligen
Vor Allerheiligen beschweren sich Angehörige über zunehmende Grabverwüstungen.
Krefeld. Am Samstag werden viele Krefelder auf den Friedhof gehen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Darunter auch Christine Neumann, die mit ihrem Mann Reinhard die Gräber ihrer Mutter und ihres Schwiegervaters auf dem Hauptfriedhof in Lehmheide aufsuchen wird.
Doch sie ist mächtig sauer. Denn in den Tagen vor Allerheiligen haben die Grabdiebstähle Hochkonjunktur auf Krefelds Friedhöfen, wie Friedhofsgärtner und Angehörige berichten.In letzter Zeit beobachtet die 72-jährige Neumann zunehmende Fälle von Diebstählen.
Auf Vasen, Kerzen und Schalen, vor allem aber auf den reichhaltigen Blumenschmuck auf den Gräbern haben es die Langfinger abgesehen, wie sie aus eigener Erfahrung berichtet: "Mitte des Monats wurden von der Gruft meiner Mutter 15 Eriken gestohlen. Das ist schön öfter vorgekommen. Die Unverschämtheit, Raffgier und Geschmacklosigkeit mancher Leute selbst Toten gegenüber finde ich skandalös!"
Vor allem jetzt, kurz vor dem Feiertag, habe die Zahl der Diebstähle noch einmal erheblich zugenommen: "Das hat Methode. Diese Leute wissen, dass die Gräber zu Allerheiligen besonders schön zurecht gemacht werden, und nutzen das schamlos aus", ist Neumann überzeugt.Friedhofsgärtnerin Adelheid Busch kann diese Beobachtung nur bestätigen.
Ihre Familie betreibt seit mehreren Jahrzehnten eine Friedhofsgärtnerei, die im Kundenauftrag mehrere hundert Gräber auf sämtlichen Krefelder Friedhöfen pflegt. "Bei uns wurden vor Kurzem bestimmt vier oder fünf Blumenbeete komplett abgeräumt. Das kommt aber das ganze Jahr über vor", empört sie sich.
Verbunden ist dies mit einer erheblichen finanziellen Belastung für den Betrieb, "denn unsere Kunden bezahlen dafür, dass die Gräber gepflegt sind. Also müssen wir doppelt pflanzen."Verwaltung und Polizei bemängeln große DunkelzifferAuch bei der städtischen Friedhofsverwaltung ist die Problematik "Friedhofsklau" bekannt, einen besonderen Zusammenhang mit Allerheiligen kann Michael Betsch, Abteilungsleiter Friedhöfe beim Grünflächenamt, jedoch nicht erkennen: "Das kommt das ganze Jahr über vor. Wir können das Ausmaß aber nur schwer einschätzen, weil uns nur wenige Diebstähle gemeldet werden."
Wenn doch, dann werde der kommunale Ordnungsdienst mit einer Überprüfung beauftragt, der bei Auffälligkeiten die Polizei informiere. Deren Pressesprecher Wolfgang Lindner bestätigt, dass dies nur selten geschieht: "Bei diesen Delikten gibt es ein großes Dunkelfeld, weil oft nur wertvolle Gegenstände zur Anzeige gebracht werden."
Adelheid Busch hat einen anderen Vorschlag: Die Stadt solle wie in früheren Zeiten Friedhofsaufseher beschäftigen, die sich um die Ordnung kümmern. Den Einwand, dies könne die Stadt nicht finanzieren, lässt sie nicht gelten: "Es gibt doch viele rüstige Rentner, die würden sich bestimmt dazu bereit erklären."