Ein Tag gegen das Vergessen
Zum Gedenktag für die Opfer der NS-Zeit haben Uerdinger Schüler Krefelder Schicksale beleuchtet.
Uerdingen. Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ist der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar seit 1996 offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Krefeld hat schon seit einigen Jahren eine Form gefunden, diesen Tag nicht nur durch eine zentrale Gedenkveranstaltung im Rathaus zu begehen, sondern die Ausrichtung des Gedenktags auch an den Schulen der Stadt durchzuführen, um damit die nachwachsenden Generationen immer wieder neu zu erreichen.
In diesem Jahr haben die Gesamtschule Uerdingen und die ter-Meer-Schule den Gedenktag für die Opfer von Krieg, Diktatur und Gewalt gemeinsam mit der Stadt ausgerichtet. Unter dem Motto „Erinnern — Erkennen — Handeln in Geschichte und Gegenwart“ haben sich Schüler und Lehrer mit der Thematik auseinandergesetzt.
In mehreren Räumen haben Schüler beider Schulen die Ergebnisse ihrer Arbeit dargestellt. Sie haben sich mit dem Judentum, den Stolpersteinen, entarteter Kunst, Rassismus und der Sehnsucht nach Frieden auseinandergesetzt. Einen Schwerpunkt bildet der Widerstand gegen den NS-Staat, aufgezeigt an den Lebensläufen von Einzelschicksalen aus Krefeld.
Diese stehen auch im Mittelpunkt der Gedenkfeier. Schüler der Realschule (Klasse 10) stellen unter dem Thema „Handlungsalternativen“ Menschen vor, die sich dem System widersetzt haben. Diese Krefelder Juden haben sich auf ihrem Lebenswegen — so zu lesen im Programm — „nicht so einfach ihrem Schicksal ergeben“. Die Vorträge sind mit Bildern, Filmen und Dokumenten untermalt und eindrucksvoll szenisch umgesetzt von Schülern der Kurse „Darstellen und Gestalten“ an der Gesamtschule (siebte und achte Klasse). Der Schulchor der Gesamtschule trägt mit seinen Vorträgen zur tiefgreifenden Emotionalität der Feier bei: „Nada de turbe“, zu Deutsch „Nichts soll dich ängstigen“, „Hashi venu“ und „O Lord hear my prayer“.
Da die Täter und die Opfer von damals größtenteils nicht mehr leben, weist Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Rede darauf hin, dass es „unsere Aufgabe ist, die Erinnerung besonders für unsere jungen Mitbürger wach zu halten und alles zu tun, um dies nie wieder zuzulassen“. Er betont die große Aktualität, die dieser historische Tag hat, „wenn man sich die aktuelle politische Entwicklung anschaut, mit einer Partei im Bundestag, die eine 180 Grad Wende in der Erinnerungskultur fordert“.