Krefeld Eine Million Euro für das Stadtbad
Die Bausubstanz soll vor dem Verfall gerettet werden. Land beteiligt sich zur Hälfte an den Kosten.
Krefeld. Die Stadt macht Ernst. Um das denkmalgeschützte alte Stadtbad an der Neusser Straße vor dem drohenden Verfall zu retten, soll noch in diesem Jahr das Vorderhaus, das Damen- und Herrenbad sowie der Saaltrakt für eine Million Euro saniert werden. 500 000 Euro davon schießt das Land im Rahmen der Städtebauförderung zu. Die Bezirksregierung hatte Mitte März den beiden Förderanträgen der Stadt Krefeld zugestimmt. Vorausgesetzt, dass die geplanten Sanierungsarbeiten bis Ende dieses Jahres durchgeführt sind. Die Weichen dafür werden im Bau- und Verwaltungsausschuss Ende Juni gestellt.
Hierzu sollen Schwittmann und Bertrams mit der Planung, Vergabe und Bauüberwachung beauftragt werden. Ein EU-weites Vergabe- bzw. Wettbewerbsverfahren sei laut Rechnungsprüfungsamt nicht notwendig. Das Krefelder Architektenbüro arbeitet seit Jahren mit möglichen Investoren an Konzepten für das frühere Stadtbad und kennt die Bausubstanz mit ihren gesamten Schwachstellen.
Ursprünglich war vertraglich mit der Stadt vereinbart worden, dass der letzte Investor im Falle einer Realisierung seiner Planung die geförderte Sanierung durchführen sollte. Doch der hat den Optionsvertrag Mitte 2016 auslaufen lassen und ist abgesprungen. Jetzt wird die Stadt selbst aktiv. Neben der Sanierung zum Bestandsschutz wird sie mit einem inzwischen ebenfalls genehmigten Zuschuss des Landes die konzeptionellen Entwicklungsmöglichkeiten des gesamten Areals zwischen Neusser- und Gerberstraße gutachterlich ermitteln lassen.
Die geplanten Sanierungsmaßnahmen für das Eingangsgebäude an der Neusser Straße in Höhe von 415 000 Euro beschränken sich wegen des noch nicht vorliegenden Nutzungskonzeptes auf die Sicherung der Gebäudehülle. Was sich aber zunächst profan anhört, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine Form des behutsamen Rückbaus.
Die obere Etage als „verfremdende Aufstockung“ soll abgetragen, der Drempel, die Brandwände und der Dachstuhl wieder aufgebaut werden. In den Ober- und Dachgeschossen sollen die Fenster saniert beziehungsweise ausgetauscht, die alte Holztreppe wieder ertüchtigt und im Inneren alle nachträglichen Einbauten wie abgehängte Decken und Oberböden entfernt werden. Die einstige Putz-Fassade mit ihren Stuckelementen soll zur Straßen- wie zur Hofseite freigelegt und restauriert werden. Auch der Keller wird gegen die aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich geschützt.
Rund 630 000 Euro sind für die baulichen Sicherungsmaßnahmen in Damen-, Herrenbad und Saaltrakt veranschlagt. Danach sollen die angerosteten, stählernen Kappendecken der Gebäude repariert und die hölzernen Dachkonstruktionen saniert werden. Kaputte Scheiben im Glasdach des Saaltraktes werden repariert, um das Gebäude vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen. Auch die inzwischen sehr in Mitleidenschaft gezogenen Hallenfenster aus Stahl einschließlich der Fensterbandabdeckungen sollen saniert werden. Und damit alle Gebäudeteile vor Blitzeinschlag gesichert sind, werden neue Blitzableiter montiert.
16 Jahre lang liegt das historische Stadtbad brach. Nachdem zahlreiche Anläufe gescheitert sind, das Areal mit und ohne seine Schwimmhallen wieder zu beleben, startet die Stadt nun einen erneuten Versuch. Auch Schwimmen hält Beigeordneter Martin Linne in Teilen wieder für möglich, wenn es den politischen Willen dafür gibt. Der erste Schritt ist die Sanierung.