Ekelhaft: Aus dem Gully kommt das Klopapier
Seit 39 Jahren klagen Anwohner der Klever Straße über zu knapp bemessene Mischwasserkanäle.
Krefeld. Es ist einfach nur eklig. Bei jedem angekündigten starken Regen schauen die Anwohner der Klever Straße in Hüls besorgt in die Wolken. „Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, bringt er nicht nur Segen, sondern auch viel Dreck — Toilettenpapier und Schlimmeres — aus dem Kanal ans Tageslicht“, berichtet Anliegerin Marianne Thönnißen.
„Es ist seit 39 Jahren so, dass bei heftigem Regen das Wasser unaufhörlich hoch und höher bis über die Bordsteinkante des Bürgersteigs steigt. Dann läuft es unter den Haustüren durch in Flure, Wohnungen und Laderäume bis in die Keller“, sagt die Hülserin, die dort eine Drogerie betreibt. „Ich erinnere mich so genau an das Datum, weil ich vor 39 Jahren schwanger war und mit meinem Babybauch das dreckige Wasser aus dem Keller schöpfen musste.“
Der Grund liegt darin, dass die Kanäle einen zu geringen Durchmesser haben. Thönnißen: „Auf der Klever Straße liegen nur 200er-Mischwasserkanäle.“
Stets sei sie von Vertretern der Stadtverwaltung und der SWK vertröstet worden, wenn sie nach der Durchführung der Kanalarbeiten gefragt habe, berichtet sie weiter. „Einmal hieß es, wir wären mit der Kanalerneuerung auf das Jahr 2011 vorgerückt, jetzt heißt es, wir wären Ende 2014 an der Reihe. Müssen wir so lange die Toilettenpapier-Straße ertragen?“
SWK-Sprecher Dirk Höstermann erklärt „Vor 39 Jahren wurden Kanäle mit 20 Zentimetern Durchmessern verlegt. Die neuen heute sind mindestens 30 Zentimeter groß. Wir werden ab Ende August mit den Arbeiten an der Tönisberger Straße beginnen, dann in 2014 weiter auf die Schulstraße gehen und anschließend — Ende 2014 — mit der Klever Straße beginnen.“ Höstermann betont, dass regelmäßig die Straßenreinigung vorbeikäme, um den Unrat zu beseitigen.
Das kann Marianne Thönnißen so nicht bestätigen. An den Baumscheiben bleibe beispielsweise alles hängen, sie seien total verdreckt. „Wir Anwohner sind einfach sehr besorgt darüber, was wir uns da an Keimen in unsere Wohnungen tragen. Es ist einfach nur widerlich und ekelhaft.“ Ein Anruf beim Gesundheitsamt habe Entwarnung über eine mögliche Gesundheitsgefährdung ergeben, berichtet die Anliegerin. „Wollen wir das mal glauben.“