Evonik vermarktet Kasino-Flächen

Kerstin Oberhaus geht, Armin Reimann übernimmt. Und sagt, wie er den Standort trotz konzernweiten Sparprogramms entwickeln will.

Foto: Fotos: Andreas Bischof

Krefeld. Der Stabwechsel bei Evonik am Standort Krefeld mit seinen gut 600 Mitarbeitern soll von Kontinuität geprägt sein. Das sagen Kerstin Oberhaus (50) und Armin Reimann (57). Die eine geht, der andere kommt, und doch bleiben irgendwie beide. Oberhaus zieht es beruflich nach Hanau, dort hat sie die Leitung des zweitgrößten Deutschland-Standortes des Chemiekonzerns übernommen. Am Wochenende kommt sie heim an den Niederrhein. Reimann arbeitet seit 26 Jahren im Krefelder Werk. Und möchte den Standort weiterentwickeln.

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Frau Oberhaus, sind Sie ein wenig traurig, Krefeld den Rücken zu kehren?

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Kerstin Oberhaus: Ja natürlich, keine Frage. Aber ich bleibe ja hier verortet. Hier sind Familie und Freunde, Hanau ist eine Chance, mich selbst noch mal weiterzuentwickeln. Das beginnt damit, dass ich es schaffen muss, jeden Montagmorgen vor sieben an Köln vorbei zu sein.

Was werden Sie vermissen an Krefeld?

Oberhaus: Viele Menschen und vor allem die Pack-an-Mentalität. Es gibt ja auch Menschen, die spenden 99 Folien auf das Problem und eine auf die Lösung. Da habe ich die Krefelder anders kennengelernt. Hier gibt es so viele Engagierte. Aber das Schöne ist, dass ich diese Mentalität auch in Hanau wiedergefunden habe. In Krefeld konnten wir tolle Kooperationen pflegen.

Zum Beispiel?

Oberhaus: Etwa über 20 Jahre mit der Freiherr-vom-Stein-Realschule. Immerhin konnten wir gut 60 Realschüler, die uns unter anderem über gemeinsame Projekte kennengelernt haben, in die Ausbildung übernehmen. Armin Reimann: Ausbildung ist für uns ein immens wichtiges Thema. Wachstum ist nur mit qualifizierten Mitarbeitern erfolgreich umzusetzen. Deshalb bauen wir stark auf den Nachwuchs aus der eigenen Berufsausbildung. Und wir bieten auch jungen Menschen, die kein Abitur haben, eine Perspektive. So suchen wir beispielsweise für nächstes Jahr wieder Chemikanten- und Chemielaboranten-Azubis mit mindestens gutem Hauptschulabschluss. Oberhaus: Genau. Und dann sind Kooperationen wie „Zukunft durch Industrie“, wo wir uns einbringen dürfen, wichtig. Oder unsere Vorstandsmitgliedschaft bei der Unternehmerschaft Niederrhein.

Klingt, als wollten Sie gar nicht weg.

Oberhaus: Hanau ist eine großartige Chance. Ich bin seit einem Monat vor Ort. Ein Standort mit 5500 Mitarbeitern, mir imponiert täglich die Dimension und die Komplexität.

Herr Reimann, was wollen Sie künftig anders machen als Frau Oberhaus?

Reimann: Das kann man so nicht sagen. Die Bedingungen ändern sich, die Herausforderungen werden nicht kleiner. Es wird in erster Linie darum gehen, den Standort gemeinsam mit unseren Partnerfirmen weiterzuentwickeln und unsere Produkte am Markt zu platzieren. Eine gute Kostenstruktur beizubehalten und unsere sehr erfolgreichen Produkte wie den Super-Absorber am Markt zu platzieren.

Was ist mit dem Standort als solchem?

Reimann: Wir haben etwa zwei Hektar Freiflächen rund um das Kasino, sind bereits mit der Wirtschaftsförderung im Gespräch. Offenbar gibt es ein erstes Interesse eines Investors, der sich dort Labor- und Büroflächen vorstellen kann. Denkbar ist aber vieles, auch Flächen für Start-ups.

Wird es nicht eher schlanker bei Evonik in Krefeld? Immerhin sollen bis 2020 konzernweit 200 Millionen Euro an Vertriebs- und Verwaltungskosten eingespart werden.

Reimann: Veränderungen sind Teil unseres Geschäftes. Unternehmen, die heute vorn liegen, dürfen nicht vergessen, schon jetzt den Erfolg von morgen vorzubereiten. Dazu gehört auch, immer wieder die eigene Aufstellung zu hinterfragen und an die veränderten Marktsituationen anzupassen. Wie sich die betriebliche Anpassung auf einzelne Standorte auswirkt, lässt sich noch nicht sagen. Verbindlich ist die Zusage, dass es bis mindestens 2021 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.