Krefeld Experte über den Effekt des Shisha-Rauchens auf den Körper

Welchen Effekt das Rauchen von Shishas auf den menschlichen Körper hat, erklärt der Mediziner Dr. Manuel Streuter. Er ist Pneumologe im Helios-Krankenhaus.

Symbolbild

Foto: Soeren Stache

Krefeld. Die Kohlenmonoxid-Vergiftung eines 19-Jährigen nach dem Besuch einer Shisha-Bar in Krefeld und weitere Fälle in der jüngsten Vergangenheit haben aufgeschreckt. Nach dem Vorfall kursierten auch am Dienstag Gerüchte und Halbwahrheiten in der Stadt, unter anderem in den sozialen Medien tobten Diskussionen.

Über Kohlenmonoxid, das Risiko beim Shisha-Rauchen und die Gefahr durch Vergiftung sprach die Westdeutsche Zeitung mit Dr. Manuel Streuter, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Lungenzentrum am Helios-Krankenhaus in Krefeld.

Warum kann es überhaupt beim Rauchen von Shishas/Shisha-Tabak zu einer Kohlenmonoxid-Vergiftung kommen?

Manuel Streuter: Bei der Verbrennung von Kohle entsteht normalerweise das relativ ungiftige Kohlendioxid, das wir als Kohlensäure im Mineralwasser kennen. Bei unvollständiger Verbrennung kohlenstoffhaltiger Stoffe entsteht vermehrt giftiges Kohlenmonoxid, das in schlecht belüfteten Räumen unbemerkt zu bedrohlich hohen Konzentrationen ansteigen und zu einer Intoxikation führen kann.

Ab welcher Kohlenmonoxidkonzentration im Blut kann es für den „Raucher“ gefährlich werden?

Streuter: Wir messen den Anteil des Hämoglobins, der Kohlenmonoxid gebunden hat. Ab einer Besetzung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin von zehn Prozent können Symptome auftreten.

Was passiert im Körper, wenn die Kohlenmonoxidkonzentration zu hoch ist?

Streuter: Kohlenmonoxid bindet sich viel besser an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin als Sauerstoff. Atmet man nun Kohlenmonoxid ein, so verdrängt es den Sauerstoff von dem Hämoglobin der roten Blutkörperchen und es kommt zu einem Sauerstoffmangel in den Organen.

Welche Symptome deuten auf eine zu hohe Kohlenmonixidkonzentration im Blut hin?

Streuter: Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit.

Ab wann besteht Lebensgefahr?

Streuter: Lebensgefahr besteht definitiv bei einer Besetzung des roten Blutfarbstoffes über 40 Prozent, manchmal auch schon ab 20 Prozent.

Kann eine schlechte körperliche Verfassung (eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr oder eine unzureichende Nahrungsaufnahme) eine Kohlenmonixid-Vergiftung begünstigen?

Streuter: Nein.

Welche Therapiemöglichkeiten bestehen bei einer Kohlenmonoxidvergiftung?

Streuter: Die Erstversorgung ist eine schnelle nasale Sauerstoffgabe. Im Falle schwerer Kohlenmonoxid-Vergiftungen werden Patienten in einer Überdruckkammer mit Sauerstoff versorgt, damit das Kohlenmonoxid durch den hohen Sauerstoffdruck wieder vom Hämoglobin verdrängt wird.