Musik, Geschichten und Spiele Neues Festival: Fantasy-Fans stürmen die Burg Linn
Das neue zweitägige „Festival der Phantasie“ begeisterte Alt und Jung – und die Metal-Fans dank Blind Guardian sowieso.
Elfen, Zauberer, Drachen und die Werwölfe vom Düsterwald waren bestens geeignet, um zusammen mit Stars der Fantasy-Szene in eine nicht alltägliche Welt einzutauchen. Die Burg Linn gab beim ersten „Festival der Phantasie“ am Wochenende vor allem im abendlichen Dämmerschein die richtige Kulisse ab und war erstmals die ganze Nacht geöffnet.
Das Angebot war in seiner Vielfalt verlockend für Besucher aller Altersklassen: Es reichte von der Märchenausstellung mit Hexenknusperhäuschen über Lesungen, Schattentheater und Ritterspiele bis zu gemeinsamen Familienspielen und der Teilnahme an Rollenspielen. Als Bonbon gab es den umjubelten Auftritt der Metal-Band Blind Guardian aus Krefeld und Meerbusch. „Wir sind total begeistert“, fasste Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, schon am Samstagabend die überwältigende Resonanz zusammen. Über 700 Besucher wurden bis dahin gezählt und der familienfreundliche Sonntag ließ sogar noch eine Steigerung erwarten.
Burgherrin Morscheiser erfüllte sich einen Jugendtraum
Außer dem Burgpersonal waren zum Teil auch die Besucher stilecht gewandet: Morscheiser ging mit gutem Beispiel voran und kam im Burgherrinnen-Gewand. „Die 199 Karten für die Sonderveranstaltung mit Fantasy-Lesungen der Szenestars und dem Live-Auftritt von Blind Guardian waren nach zehn Minuten ausverkauft“, berichtete sie. Als glühende Anhängerin der Gruppe hatte sie sich einen Jugendtraum erfüllt. „Ich habe die Lieder schon damals auf der Blockflöte nachgespielt“, gestand sie lachend.
Der obere Rittersaal war prall gefüllt mit Fantasy- und Musikfans. Autor Markus Heitz hatte die Vorlage für das neue Album von Blind Guardian geliefert. Die musikalisch umgesetzten Fantasy-Themen passten ideal zur Veranstaltung. Der Krefelder Schriftsteller Bernhard Hennen hatte mit Morscheiser zusammen das Konzept des Festivals mitgestaltet. Heitz und Hennen hatten die Sonderveranstaltung mit Lesungen begonnen. Dabei tauchten sie in die mittelalterliche Welt der Hexenverbrennungen mit Geschichten um mehr oder weniger ehrbare Kaufleute, Erzpriester, betrunkene Seeleute und Prostituierte ein. Deshalb mussten die Metal-Fans lange warten, bis sie bei Hits wie Nightfall und Bright Eyes endlich mitsingen konnten. Für die international renommierten Musiker war der Burgauftritt etwas völlig Neues. Mitbegründer und Sänger Hansi Kürsch, der mit seiner kräftigen Stimme begeisterte, genoss den hautnahen Kontakt zum Publikum und begrüßte es mit „Hallo Linn“. Der Band galt Anerkennung, da sie sich trotz der Anziehungskraft für Besucher mit einer Nebenrolle begnügte. Der Lohn: Ein Riesenbeifall für die Musik und die Nähe zu den Fans aus der Heimat.
Spiele mit der Familie standen
im Mittelpunkt des Festivals
Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stand jedoch das Familienprogramm, in das die gesamte Burg samt Burghof einbezogen war. Ein Schwerpunkt waren Fantasy-Spiele für die ganze Familie, hauptsächlich Brett- und Kartenspiele. Um die 50 Spiele standen zum Ausprobieren bereit. Davon Gebrauch machte unter anderem die Familie Hirschegger. Die Eltern Nicole und Oliver kämpften gemeinsam mit dem zehnjährigen Sohn Julius und seinem Freund Henri im Kartenspiel Thunderstone gegen Monster, um an die bewachten Steine zu kommen. Am Tisch nebenan versuchte Lucie mit hochroten Wangen und Jubelschreien, sich gegen Eltern und Bruder im Geschicklichkeitsspiel durchzusetzen.
Im wohl schönsten, mit Ritterrüstungen dekorierten Raum der Burg, dem Kurfürstenzimmer, hatten sich drei Spieler zu „Shadowrun“ verabredet, einem Pen-&-Paper-Rollenspiel. Wer wollte, konnte einsteigen und unter Anleitung mitmachen. Grünen-Ratsherr Sayhan Yilmaz unterhält mit sechs Arbeitskollegen privat eine Spielegruppe. Am Samstag mit dabei: Thomas Koschkar aus Duisburg und Michael Pohé aus Gelsenkirchen. In dem Spiel kämpfen Konzerne gegeneinander um die Macht, die die Politik längst verloren hat. Ein Würfelspiel, das immer neue Akzente setzt und in dem die Spieler eigene Charaktere ausbilden können. Ein Grundregelbuch liefert den Spielrahmen.
Das Festival mit Spielenacht im Reich der Fantasie war ein Knüller bei vielen Familien und wird sicher wiederholt, kündigte Jennifer Morscheiser an.