Schließung Fichte + Arndt = starke Schule
Nach dem Aus des Traditions-Gymnasiums sollen beide Schulen nun ein gemeinsames Konzept erarbeiten und zusammenwachsen.
Krefeld. Viele werden sich noch an die eindrucksvollen Szenen erinnern: Anfang April machten sich hunderte Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam vor dem Rathaus gegen das Aus des Fichte-Gymnasiums stark, das die Politik wenige Stunden später, wenn auch nicht leichtherzig, besiegelte. Kontinuierlich sinkende Anmeldezahlen — zum nach den Sommerferien beginnenden Schuljahr waren es 40 Anmeldungen — ließen schulrechtlich keine andere Lösung zu, hieß es damals (die WZ berichtete).
Das unterstreicht Oberbürgermeister Frank Meyer auch jetzt, drei Monate nach Bekanntwerden der Schließung: „Das Fichte hat Tradition, Profil und für Krefelds Schullandschaft nicht verzichtbaren Stellenwert. Aber schlechte Anmeldezahlen sind schlechte Anmeldezahlen — und Schulrecht ist Schulrecht.“ Trotzdem hatte Meyer gestern beim Treffen im Rathaus mit Schuldezernenten von Stadt und Bezirksregierung, Vertretern der Leitungen von Fichte- und Arndt-Gymnasium sowie aus der Elternschaft beider Schulen auch gute Nachrichten: Die benachbarten Innenstadt-Gymnasien haben in ihren Schulkonferenzen entschieden, gemeinsam an einer pädagogischen Neukonzeption zu arbeiten. Bereits zum Schuljahr 2018/2019 wollen sie ihr gemeinsames Schulkonzept umsetzen und nach und nach zu einer großen Schule zusammenwachsen.
Stefan Holtschneider, zuständiger Dezernent bei der Bezirksregierung in Düsseldorf, bezeichnet die Fusion, die es aus schulrechtlicher Sicht nicht gibt, als „Chance, aus zwei bestehenden Systemen ein besseres zu machen“. Der Beschluss darüber wurde den Mitgliedern des Schulausschusses noch am Freitagnachmittag vorgelegt. „Ein starkes, zukunftsfähiges Innenstadt-Gymnasium ist für Krefeld wichtig“, betont auch der Oberbürgermeister und versichert: „Wir werden das mit allen Möglichkeiten der Stadt unterstützen.“
Wie das Konzept eines neuen, großen, anstelle zweier konkurrierender Gymnasien in der City im Detail aussehen soll, daran arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe, in der sich neben den Schulleitungen von Fichte und Arndt auch Vertreter der Schulelternschaften engagieren. Eines scheint schon jetzt ziemlich sicher: Das neue Gymnasium soll weder Fichte noch Arndt heißen, sondern einen neuen Namen bekommen. Dort sollen sich dann die so genannten Schulschätze beider Schulen — so etwa die erfolgreiche Integrationsarbeit am Fichte, das Inklusionskonzept des Gemeinsamen Lernens am Arndt — vereinen. Unter einem Dach sozusagen, und doch an den zwei Standorten an Linden- und Dionysiusstraße — denn die werden schon wegen der aktuellen gemeinsamen Zahl von gut 1000 Schülern erhalten bleiben.
Für Fichte-Schulleiter Andreas Kries, der zunächst über das Aus der Schule geschwiegen hatte und deshalb öffentlich in die Kritik geraten war, sind die Pläne „der einzig mögliche Weg und eine Chance, die Schulschätze des Fichte in die Zukunft zu retten“.
Bereits seit vier Jahren gibt es eine Kooperation zwischen Arndt und Fichte bei Wahlpflichtfächern etwa, aber auch für Religion und Französisch. Diese weiter auszubauen liege auch in der Verantwortung des Arndt, betont dessen stellvertretender Schulleiter Hans-Jürgen Richter: „Wir möchten miteinander eine starke, attraktive Schule in der Innenstadt gestalten.“
Derweil wächst auch bei Elternvertretern beider Gymnasien die Hoffnung, dass dies gelingt: Seien die Eltern über die bevorstehende Schließung der Schule zunächst „zutiefst schockiert“ gewesen, sei es doch „bemerkenswert, wie schnell aus Verzweiflung, Entsetzen und Wut ein optimistischer Blick in die Zukunft werden kann“, fasst Daniel Atencio von der Fichte-Elternpflegschaft zusammen. Er glaubt, dass man nun „aus zwei Häusern etwas schaffen kann, das in der Summe größer, wertvoller und beständiger ist, als es an den zwei Schulen Fichte und Arndt gewesen wäre“.