Finanzskandal: Wer trägt die Hauptschuld?
Während die Bezirksregierung die Rolle des Oberbürgermeisters prüft, wird der Ex-Kämmerer komplett entlastet.
Krefeld. Die Bezirksregierung prüft, ob Oberbürgermeister Gregor Kathstede wegen der Finanzpanne in seiner Verwaltung ein Dienstvergehen vorzuwerfen ist. Hatte die Düsseldorfer Behörde noch Anfang September keine Anhaltspunkte gesehen, ein Disziplinarverfahren gegen Kathstede einleiten zu müssen, ist das mittlerweile anders. Die Sprecherin der Bezirksregierung, Stefanie Paul, sagte der WZ, dass das Verfahren noch läuft.
Ob der Behörde neue Anhaltspunkte vorliegen, dazu machte sie keine Angaben. Allerdings dürften die mittlerweile drei Gutachten von Rechtsanwaltskanzleien zur Bewertung der Verantwortlichkeiten auch in Düsseldorf genauer unter die Lupe genommen werden.
Das aktuellste stammt aus der Feder von Friedel Erlenkämper. Er hatte im Auftrag der Stadt Düsseldorf die Rolle von Manfred Abrahams beleuchtet, dem jetzigen Stadtdirektor der Landeshauptstadt, bis Sommer Kämmerer in Krefeld. Gegen ihn war von seinem neuen Dienstherrn ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden.
Das hat der Düsseldorfer Oberbürgermeister nun eingestellt, wie es am Mittwoch in einer Mitteilung hieß. Der „Abschlussbericht kommt zu dem Ergebnis, dass sich keiner der gegen Stadtdirektor Manfred Abrahams erhobenen Vorwürfe als berechtigt darstellt“, heißt es aus dem Düsseldorfer Rathaus.
Zwei andere Gutachter hatten das zuvor anders gesehen. Die Kanzlei Lenz und Johlen, beauftragt von der Stadt Krefeld, hatte eine Verantwortung bei Abrahams genannt und bei Kathstede verneint. Im Auftrag der Krefelder SPD wiederum prüften auch Anwälte von Taylor Wessing aus Düsseldorf die Verantwortlichkeiten und sahen diese insbesondere beim Oberbürgermeister. Aber durchaus auch bei Abrahams.
Für den ehemaligen Krefelder Kämmerer ist die Angelegenheit damit abgeschlossen. Stellt sich die Frage, wer die Hauptverantwortung zu tragen hat. Für die SPD ist das bereits klar: „Die Informationen aus der Landeshauptstadt bestätigen offensichtlich, dass Gregor Kathstede in erster Linie für die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen im städtischen Finanz-Fachbereich verantwortlich ist“, sagt SPD-Ratsherr Hans Butzen. Er zeigt sich über die Deutlichkeit der Generalabsolution für Abrahams sehr verwundert: „Die Verantwortung für die desolaten Zustände innerhalb seines Geschäftsbereichs trägt immer der Dezernent.“ Wie berichtet, waren versehentlich 800 000 Euro an ein kurz darauf insolventes Unternehmen überwiesen worden.