Flüchtlinge ziehen ins ehemalige Seniorenheim
Die Stadtverwaltung hat das Personal verdoppelt. Die Kosten werden pro Jahr auf 18 Millionen Euro geschätzt.
Krefeld. Rund 1200 Flüchtlinge aktuell, 500 mehr als noch vor einem Jahr, und geschätzt 1800 bis zum Jahresende, darunter 40 Prozent Kinder: Kein Wunder, dass Wolfram Gottschalk, Leiter des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen, kaum weiß, welches Loch er zuerst stopfen soll. „Allein die Unterbringung ist eine Wahnsinnsaufgabe“, sagt er als Gast der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine (AKB), ohne über zahllose Überstunden zu klagen. Hinzu kommen bei Menschen aus 53 Nationen Sprach-, Grundversorgungs- und Organisationsprobleme. Nicht zu vergessen die Eingliederung von Kindern in Kitas und Schulen.
Die Überstunden gelten auch für seine Mitarbeiter. Immerhin habe der Kämmerer die Wünsche erhört, so dass das Personal des Fachbereichs von 22 auf inzwischen 40 fast verdoppelt werden konnte. Hinzu kommen Verwaltungskräfte, Hausmeister für die Unterkünfte und drei neue Sozialarbeiter. Die bisherigen hatten sich langfristig krank gemeldet, weil sie bedroht wurden. Schon die Suche nach neuen Mitarbeitern ist schwierig. Sie sollen über Sprach- und Sozialkompetenz verfügen.
Das Geld reiche nicht aus. „Ich mache dem Kämmerer viele Sorgen“, sagt Gottschalk. Der erhält vom Land statt bisher 1,6 Millionen zwar jetzt bis zu 2,8 Millionen Euro, was einer maximalen Kostenerstattung von 18 Prozent entspricht. „Den Rest muss die Kommune allein stemmen — und das bei unserer Haushaltssituation.“ Bei zu erwartenden 1800 Flüchtlingen und 10 000 Euro Kosten pro Flüchtling würden insgesamt 18 Millionen Euro anfallen. Rund 15 Millionen Euro soll der Kämmerer im neuen Haushalt vorgesehen haben.
Grundsätzlich versuche man, Flüchtlinge dezentral über die Stadt zu verteilen und in Wohnungen unterzubringen, weil dies die Integration beschleunigt. Neuankömmlinge könnten jedoch oft besser in Gemeinschaftsunterkünften betreut werden. Erschwerend komme hinzu, dass junge Alleinstehende und Familien nicht zusammen untergebracht werden können. Deshalb müsse man zum Teil auch Turnhallen belegen, was noch besser als Zelte sei.
Dringend gesucht seien Wohnungen und Wohngebäude, jedoch keine Bruchbuden zu überhöhten Mieten. Das ehemalige Seniorenheim an der Mengelbergstraße eigne sich mit seinen Kleinappartements für 200 Flüchtlinge sehr gut und werde derzeit saniert. Im März sollen dort Flüchtlinge untergebracht werden. Ursprünglich hatte das seit zweieinhalb Jahren leerstehende Gebäude abgerissen werden sollen.
In einer Wohnanlage am Siemesdyk können jetzt 280 statt 220 Bewohner untergebracht werden. Per Dringlichkeitsbeschluss wird eine ehemalige Fabrik an der Oppumer Straße für 120 alleinstehende Männer aus Nordafrika bereitgestellt.