Bildung Fürs Studium die Heimat verlassen
Gut 1400 Menschen aus dem Ausland machen derzeit an der Hochschule Niederrhein ihren Bachelor oder Master.
Krefeld. Es mag pathetisch klingen, doch in Viktoryia Yurenias Fall war es tatsächlich Liebe, die sie nach Krefeld geführt hat. Zumindest war die Liebe eine starke Motivation dafür, dass sich die heute 24-jährige Weißrussin für ein Studium an der Hochschule Niederrhein entschieden hat. Bei einem Au-pair—Aufenthalt in Düsseldorf im Jahr 2013 hatte sie ihren jetzigen Freund kennengelernt.
Daraufhin verglich sie im Internet mehrere NRW-Hochschulen — die Wahl fiel letztlich auf Krefeld, wo sie heute in einem Studentenwohnheim an der Obergath lebt. Krefeld habe „schöne Ecken“, sagt sie. Gerne sitze sie im Café Extrablattoder im Liesgen. Beliebte Ausflugsziele sind die nahen Niederlande, Köln, Aachen — und natürlich Düsseldorf, die Heimatstadt ihres Freundes.
Seit zwei Jahren studiert Viktoryia Yurenia in Krefeld Wirtschaftsingenieurwesen. Den Bachelor in diesem Fach hatte sie bereits in ihrem Heimatland gemacht. Nun hat sie den Masterabschluss im Blick. „Ich bin sehr zufrieden mit der Hochschule“, sagt die junge Frau aus der Stadt Brest, die direkt an der Grenze zu Polen liegt. Ihr gefalle besonders der hiesige Schwerpunkt „Produktion und Logistik“ und die Praxisnähe. So nahm sie erst kürzlich an einem Werksbesuch beim Edelstahl-Produzenten Outokumpu teil. Das Ziel: Die gemeinsame Optimierung der Arbeitssicherheit.
Viktoryia Yurenia ist eine von derzeit 1418 ausländischen Studenten an der Hochschule Niederrhein, das sind nicht ganz zehn Prozent aller Studierenden. Rechnet man den Standort Mönchengladbach heraus, ergeben sich folgende Zahlen: 624 ausländische Studenten sind in Krefeld eingeschrieben, mehr als zehn Prozent aller hiesigen Studenten. Besonders stark vertreten sind andere Nationen in den Krefelder Fachbereichen Elektrotechnik (158), Maschinenbau (128) und eben Wirtschaftsingenieurwesen (140).
Wirtschaftsingenieurwesen studiert auch Said Aamarouss aus Marokko. An seinen ersten Tag in Deutschland kann sich der heute 29-Jährige noch ganz genau erinnern: „Am 19. November 2012 bin ich am Flughafen in Weeze gelandet“, erzählt er. Danach ging es nach Aachen, wo er ein Jahr lang Deutsch lernte.
Eigentlich hatte er bereits eine Zulassung für die Uni Duisburg-Essen in der Tasche, doch daraus wurde dann doch nichts. Er bewarb sich bei mehreren anderen Hochschulen und bekam die Zusage aus Krefeld. Das habe ihn auch deshalb sehr gefreut, weil er viele Verwandte in Mönchengladbach habe. Jeden Tag pendelt er mit dem Zug zwischen den beiden Städten am Niederrhein. „Deswegen bin ich auch eher Gladbacher als Krefelder“, sagt der junge Mann vom Mittelmeer. Dennoch sei er gerne mit Freunden in Krefeld unterwegs, vor allem den Stadtgarten schätze er.
Im kommenden Semester möchte er seinen Abschluss machen und danach am liebsten am Niederrhein bleiben. „Aber das ist natürlich von den Jobangeboten abhängig“, sagt Said Aamarouss.