Von-der-Leyen-Platz Fußball-Verbot vor dem Rathaus?

Anwohner ärgern sich über zu lautes Bolzen auf dem Von-der—Leyen—Platz und kritisieren Polizei und Ordnungsamt. Ab den Mittagsstunden wird der Bereich vor dem Rathaus zwischen Frühjahr und Herbst zum Fußballfeld.

Krefeld. Ein Schuss, ein Tor, dann lauter Jubel von den Kindern und Jugendlichen. Sofort geht es weiter. Ab auf die andere Seite. Rund zehn begeisterte Fußballer rennen Richtung Mediothek, dann hinüber zum Rathauseingang. Immer dem Ball hinterher. Dieses Schauspiel lässt sich fast täglich auf dem Von-der-Leyen-Platz beobachten. Ab den Mittagsstunden wird der Bereich vor dem Rathaus zwischen Frühjahr und Herbst zum Fußballfeld. Viel Platz ist vorhanden — und der Steinuntergrund? Genau richtig für echte Straßenfußballer.

Von Seiten der Stadt könnte man also froh über die rege Beteiligung am Fußball-Treiben direkt vor dem wichtigsten Verwaltungsgebäude der Stadt und die dabei entstehende fröhliche Stimmung sein. Aber es gibt ein großes Problem. Umliegende Anwohner beschweren sich seit Jahren darüber, dass das Spielen überhandgenommen habe. So beschreiben zwei Anwohnerinnen die Situation vor Ort in einer Sitzung der Bezirksvertretung Mitte wie folgt: Der Von-der-Leyen-Platz werde bis in die späten Abendstunden als Bolzplatz missbraucht. Auf Anwohner und Passanten werde bei der Bolzerei keine Rücksicht genommen. So sei auch die Gastronomie der Mediothek am Platz betroffen. Gäste würden förmlich von den Kindern abgeschossen. Es würde neben der Lärmbelästigung auch zu Beschädigungen an Gebäuden und Beleidigungen gegenüber Anwohnern kommen.

Kritik richten die beiden Krefelderinnen in diesem Fall auch an Polizei und Ordnungsamt. So sei die Polizei mehrfach verständigt worden, werde aber nicht tätig, erklären die beiden Frauen. Auch sei das Ordnungsamt für die Anwohner in den Abendstunden nicht mehr erreichbar.

Ein möglicher Grund? Der Von-der-Leyen-Platz ist ein extra ausgewiesener Spielbereich in der Innenstadt. Dirk Czymai vom Bürgerservice erklärt dazu: „Auf Veranlassung des ehemaligen Oberbürgermeisters Dieter Pützhofen wurde der Rathausplatz als Zeichen besonderer Kinderfreundlichkeit zum Spielen und vor allem auch zum Ballspielen freigegeben, da es in der Innenstadt dazu kaum Möglichkeiten gab, aber auch bis heute nicht gibt.“

Laut dem Fachbereich Jugendhilfe seien die Alternativen im näheren Umkreis zudem stark begrenzt. „Im Bereich der Stadtmitte ist in räumlicher Nähe zum Von-der-Leyen-Platz nur der Theaterplatz zu nennen. Insofern ist die Platzwahl für Kinder und Jugendliche im Zentrum von Krefeld eingeschränkt. Wiesen, die im Stadtgarten besser geeignet sein könnten, liegen in einiger Entfernung. Hinzu kommt, dass sie häufig mit Hundekot verschmutzt sind“, analysiert der Fachbereich.

Die Auswahl ist auch deshalb begrenzt, weil junge Hobbyfußballer aus Angst vor Schäden an kostbaren Kirchenfenstern vor Jahren vom Dionysiusplatz vertrieben wurden. Ein Fußball-Verbot als letzte Lösung. Es ist eine Alternative, die zumindest in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung auch für den Von-der-Leyen-Platz erwogen wurde. Die Aufstellung eines Fußballverbotsschilds wird thematisiert. Vorbild wäre beispielsweise der Bereich an der Ecke Wallstraße/Stephanstraße. Vor dem dortigen Café weist ein Schild der Stadt darauf hin, dass Fußballspielen in diesem Bereich verboten ist. Der Fachbereich Jugendhilfe zeigt sich skeptisch, ob solch ein Schild schlussendlich etwas an den Problemen ändern würde. „Restriktive Maßnahmen haben wenig bis gar keine Aussicht auf Erfolg. Stattdessen sollte im Gespräch eine realisierbare Lösung gefunden werden“, heißt es. Deshalb sollten mobile Fachkräfte der Abteilung Jugendhilfe prüfen, wie die Situation vor Ort ist und ob gegebenenfalls die Regeln für das gemeinsame Spiel mit den Kindern neu erarbeitet werden müssten, um ein friedfertigeres Miteinander im Umfeld des Von-der-Leyen-Platzes zu erreichen.

Bei früheren Platzbegehungen sei die Situation, so wie von den Anwohnern beschrieben, nicht vorgefunden worden. Trotzdem schlussfolgern die Fachkräfte: Eine urbane Situation, wie sie am Von-der-Leyen-Platz zu finden sei, erfordere von den Anwohnern und Nutzern gegenseitiges Verständnis. Das gelte für Fußballspieler ebenso wie für Anwohner.

Die Polizei weist die gegen sie erhobenen Vorwürfe indes zurück. Am Von-der-Leyen-Platz würde es sich um keine Beschwerdestelle im polizeilichen Sinne handeln. „Das wäre der Fall, wenn vermehrt Beschwerden von Bürgern an uns herangetragen werden würden“, erklärt Polizeisprecherin Katrin Wentker. Seit dem 1. Januar 2017 habe die Polizei aber lediglich vier Straftaten in dem Bereich registriert, davon zwei Fahrraddiebstähle, eine Sachbeschädigung und eine gefährliche Körperverletzung. „Möglicherweise kann es dort zu Ordnungsstörungen gekommen sein, die in die Zuständigkeit der Stadt fallen“, sagt Wentker.