Galopprennsport in Gefahr
Gesetzesänderung bedroht finanzielle Basis der Vereine.
Krefeld. Während auf den Galopprennbahnen der Republik die neue Saison läuft, bangen die Verantwortlichen an der Spitze des Galopper-Dachverbandes in Köln um die Zukunft. Gründe gibt es genug. Die Wettumsätze sind in den vergangenen 15 Jahren beharrlich gesunken. Hauptursache: nicht steuerbare Internet-Wetten von Anbietern in Steueroasen wie Malta oder Gibraltar.
Noch größer könnte ein anderes Problem werden, das Verbandspräsident Albrecht Woeste (75) plagt: „Es zeichnet sich ab, dass bei der Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrages das alte Rennwett- und Lotteriegesetz unter den Tisch fällt.“ Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1922 und regelt den staatlichen Auftrag zur Durchführung von Pferderennen.
Es beinhaltet auch eine zweckgebundene Rückvergütung der Rennwettsteuer an die Vereine. Woeste: „Das Gesetz ist doch gemacht worden, damit die Zucht finanzierbar ist. Wir befürchten, dass im Zuge der Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrages der Pferderennsport an den Rand gedrängt wird.“
Der Krefelder Rennclub-Präsident Jan Schreurs teilt die Bedenken Woestes: „Wenn es wirklich dazu kommt, das die Steuer-Rückvergütung wegfällt, alle Wett-Daten registriert werden, das Werbeverbot greift und für die Buchmacher die Internet-Wetten reglementiert werden, dann ist der Galopprennsport wirklich am Ende.“ Ernsthaft glaubt daran aber noch niemand. Schreurs mit einem Lächeln: „Wenn es ab 2012 keine Rennen mehr gibt, sollte man sich in diesem Jahr keine Veranstaltung in Krefeld entgehen lassen.“ Im Stadtwald findet am 17. April der große Renntag mit dem Dr. Busch-Memorial statt.
Wie der Trabrennsport kämpfen die Galopper vergeblich um öffentliche Anerkennung. Medienromantisch erinnert man sich an die Aktivitäten des vor elf Jahren gestorbenen TV-Moderators Addi Furler mit einer ständigen Präsenz in der ARD. Eine populäre und ertragreiche Telewetten-Sendung bei n-tv mit ständigen Live-Schaltungen gaben die Verantwortlichen in den 1990er Jahren auf. Ihre Nachfolger fanden — wie andere Sportverbände — bei ARD und ZDF kein Gehör mehr.
Der Galopprennsport hat allerdings eine kleine Absicherung getroffen, falls es zum Wegfall des alten Gesetzes kommt und der Milliarden-Markt der Sportwetten vollständig geöffnet wird. Der Verband hat sich mit vier Millionen Euro an einer Buchmacher-Firma mit dem Sitz auf Malta beteiligt, um dann beim Geschäft dabei zu sein.