Einzelhandel Gegen den Leerstand in Uerdingen
Die Ideen zur Stärkung des Einzelhandels zeigen Wirkung. Das Geschäft von Jennifer Szczesny gilt als Paradebeispiel.
Uerdingen. Das Paradies liegt an Uerdingens Niederstraße 83. Genau genommen ist es das „Paradise — fashion, living & more“, das seit einigen Wochen neu eröffnete Geschäft von Jennifer Szczesny. Die Einzelhandelskauffrau wollte unbedingt in diesen Stadtteil, hat beim privaten Rundgang das leerstehende Haus gefunden und sich dafür entschieden. Es gibt also einen Leerstand weniger in Uerdingen. Ein knappes Dutzend muss noch mit Leben gefüllt werden. Die Bemühungen von Holger Leroy, Ladenflächenmanager der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft, und Karlheinz Eiberg vom Kaufmannsbund, die Leerstände in der Rheinstadt zu beseitigen, sind vorhanden. Es bleibt aber noch viel zu tun.
„Ich bin in Uerdingen groß geworden und kenne hier jeden“, erzählt Szczesny. „In Krefelds City sind Boutiquen seltener. Außerdem gefällt es mir dort nicht. Die Leerstände sind da in den Ecken. Was nicht abseits liegt, ist zu teuer.“ Außerdem gebe es dort viel Kundschaft, die nur „gucken“ wollte und dann weitergehen würde, erzählt sie. Auch in der Niederstraße habe sie sich noch ein anderes Ladenlokal angesehen. „Dort wurden Wucherpreise gefordert. Es wundert mich daher nicht, dass hier so viel leer steht.“
Mit ihren Vermietern wurde sie schnell einig, das Haus mit der Holzfront gefiel ihr fürs Logo „Paradise“. Sie ist glücklich in ihrem neuen Geschäft und möchte am liebsten ein Szene-Viertel mit anderen jungen Unternehmern um sich herum einrichten. Sie weiß, dass sich die Kunden dringend ein Schuhgeschäft wünschen und einen Herrenausstatter mit einem modernen Angebot. „Für die Männer werde ich ab nächster Woche ein kleines Sortiment zusätzlich zur Damenbekleidung aufnehmen. Wenn sich das bewährt, will sie vielleicht eine „Paradise-Kette“ eröffnen, mit einem Ladenlokal nur für Herrensachen. „Und wenn es sonst niemand macht, eröffne ich auch noch ein Schuhgeschäft.“ Uerdingen mit seiner Rheinnähe sei schön, die Kunden unterstützten die Händler“, findet sie. „Mal sehen, was wird, wenn jetzt Strauss schließt und noch mehr leer steht.“
Der Uerdinger Kaufmannsbund versucht, den Einzelhandel mit seiner Aktion „Gegen den Leerstand“ zu unterstützen. Vorstandsmitglied Matthias Rutkowski erklärt: „Seit Jahren beschäftigt uns der anhaltende Immobilienleerstand. Gerade im Innenstadtbereich entstehen zunehmend mehr leerstehende Gewerbeflächen.“
Der Arbeitskreis „Gegen den Leerstand“ nehme Kontakt mit den Immobilienbesitzern auf und versuche, im Rahmen einer unentgeltlichen freiwilligen Kooperation die ungenutzte Fläche für einen vereinbarten Zeitraum nutzen zu dürfen. Hier könnten „Schaufenster“ für kleine Galerien, Showrooms oder Info-Points entstehen, berichtet er weiter.
„Wir arbeiten als Vermittler zwischen potenziellen Interessenten und Immobilienbesitzern. Rutkowski: „Die Besitzer begreifen mittlerweile, dass wir ohne politische oder eigene Interessen agieren, seriös und ohne Geld dafür zu nehmen. Langsam rollt der Stein.“
Gegen den Leerstand macht sich besonders Karlheinz Eiberg stark, der die Eigentümer aller leerstehenden Objekte ausfindig gemacht und mit ihnen gesprochen hat. „Wir haben zurzeit zehn Deko-Projekte beispielsweise an Oberstraße 10, 16, und 30 und an der Niederstraße 43 und 83“, sagt er. „18 Leerstände gibt es insgesamt. Zu unserer selbst auferlegten Arbeit gehört auch das Entrümpeln, Reinigen und Abkleben von unansehnlichen Ladenlokalen.“ Die Arbeit wirkt, findet er. „Mietinteressenten melden sich, es gibt Gespräche über drei weitere Objekte, zumal die Eigentümer auch Entgegenkommen zeigen.“
Auch die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft will Händler und Vermieter zusammen bringen. Sie hat sich online für die Stadt neu aufgestellt. Wer ein Ladenlokal sucht, kann per Smartphone die Basisinformationen des Vermietungsobjektes direkt vor Ort abrufen.