Geklaut oder gefunden?

Drei Personen sollen große Mengen Metall gestohlen haben.

Krefeld. Vorerst ungeklärt bleibt die Frage, ob die Materialien in einem Gebüsch an der B 288 in Uerdingen wertvolles Metall oder Müll waren. Ebenso bleibt ungewiss, wer „Kalli“ ist, der die drei Angeklagten auf das Gebüsch aufmerksam gemacht haben soll.

Vor dem Amtsrichter sitzen Michael Berg (46) und seine neun Jahre jüngere Ehefrau Simone sowie eine Freundin (37), Claudia Mohn (Namen von der Redaktion geändert). Der Staatsanwalt beschuldigt sie des gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Diebstahls. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Das Ehepaar und dessen Freundin sollen, so ist es in der Anklage formuliert, zwischen dem 8. und dem 13. Juli 2011 vom Gelände einer Krefelder Rohstoffverwertungsgesellschaft an der Carl-Sonnenschein-Straße 20 Tonnen Gusseisen und 500 Kilogramm Edelmetall fortgeschafft und in einem Gebüsch in der Nähe des Firmengeländes versteckt haben, um es später dort abzuholen.

Das Ehepaar aber, das inzwischen in Norddeutschland lebt, versichert, nicht gewusst zu haben, dass die Materialien von einem Schrotthandel stammen.

Vielmehr habe Simone Berg zusammen mit ihrer Freundin Claudia Mohn nach einem Tipp von „Kalli“, dem sie auf einem Schrottplatz in Neersen begegnet sei, das Gebüsch in Uerdingen aufgesucht und sei dort fündig geworden.

Von “Kalli“ wusste das Ehepaar nur, dass er einen blauen Bully fuhr. „Haben Sie nicht mal eine Handynummer von ihm?“, fragt der Richter nach. Beide schütteln den Kopf.

Das „schweinisch schwere“ Material, so Simone Berg, habe sie teilweise auf einen geliehenen Anhänger geladen und ungefähr 300 Kilo davon nach Neersen verfrachtet. 18 Cent pro Kilogramm habe der Händler für das als „Produktionsabfall“ bezeichnete Metall bezahlt — 54 Euro.

Drei als Zeugen geladene Polizisten konnten kaum zur Klärung beitragen. Aus Erdresten auf dem Anhänger schlossen sie, dass die Materialien wohl von der Uerdinger Recyclingfirma stammen könnten. Zur Wertigkeit des Metalls konnten sie keine Angaben machen.

Zu einer weiteren Verhandlung wird der Geschäftsführer der Firma nun unter Strafandrohung geladen. Und das Ehepaar muss am 13. Dezember erneut rund 320 Kilometer von der Nordseeküste zum Nordwall anreisen.