Politik Gerechtigkeit ist Ulle Schauws großes Thema
Die Krefelderin Ulle Schauws ist in Krefeld-Nord, Moers, Neukirchen-Vluyn die grüne Kandidatin für den Bundestag. Sie ist seit 2013 in Berlin.
Krefeld. Ulle Schauws ist Wahlkämpferin aus Leidenschaft. Wo andere schüchtern ihre Kandidaten-Pflicht tun, drückt Schauws mit Wonne auf Klingelknöpfe und wartet gespannt, wer ihr an der Haustür entgegentritt. „Ich diskutiere gerne mit Menschen, und ich will wissen, was die Leute wollen“, sagt sie. Das passt. Sie sei, sagt Ulle Schauws über sich, eine gute Zuhörerin und liebe die Diskussionen, die sich im Wahlkampf an Ständen und auf der Straße entwickelten. „Auseinandersetzungen über Themen und Fragen finde ich gut.“
Es ist der vierte Bundestagswahlkampf für die 51-Jährige, die im belgischen Viertel in Krefeld lebt und seit 2013 für die Grünen im Bundestag Politik macht. Die kleine Radtour mit der Kandidatin beginnt vor dem Ausländeramt am Hauptbahnhof, führt zum Südbahnhof, zur Hochschul-Kita und zur alten Samtweberei. Für Schauws sind es Orte mit politischer Symbolkraft.
Das Ausländeramt am Bahnhof sei Anlaufstelle für Flüchtlinge und für „Menschen, die schon lange in Krefeld leben, aber immer noch nicht angekommen sind“. Wie gehen wir auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene mit diesen Menschen um, fragt Schauws und skizziert, vor dem versteckt liegenden Eingang stehend, die Eckpunkte einer grünen Asylpolitik: Mehr Personal für und eine bessere Kontrolle der Außengrenzen der EU, „weil wir wissen wollen, wer ins Land kommt“; schnellere Asylverfahren, „damit die Leute nicht in Warteschleifen leben und auf dem Abstellgleis stehen“. Freiwillige Rückführung statt gewaltsame Abschiebung. Schauws: „Wir müssen allen Menschen mit Respekt und Achtung begegnen.“ Dazu gehöre auch, Familienzusammenführungen zu erleichtern. „Es ist inhuman, die Menschen zu trennen.“ Und: „Es ist viel mehr Engagement gefragt, um Fluchtursachen zu bekämpfen.“
Ulle Schauws über Wahlkampf und die nicht allzu rosigen Wahlprognosen für die Grünen
Der Kampf um gleiche Rechte und Chancen für alle — dafür wirbt Schauws, während sie kräftig in die Pedale tritt und Kurs auf Hochschule und Kindergarten nimmt: Sie kämpft für das Recht auf Bildung, das Recht von beiden Elternteilen, Familie, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen; das Recht auf gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. „Ausgrenzung werde ich nie akzeptieren. Jeder Mensch hat die gleichen Rechte, und dafür muss der Staat alles tun.“ Transparenz, Entgeltgleichheitsgesetz, gleiche Bewertungskriterien für gleiche Arbeit, flexible Betreuungsmodelle für Kinder, die Ausweitung der Elternzeit und das Recht auf flexible Vollzeit für Eltern — das sind ihre Themen. „Die Kinderbetreuung muss besser mit dem Arbeits- und Familienalltag junger Leute zusammenpassen. Viele Eltern regeln das heute privat. Es muss mehr Möglichkeiten geben, flexibler mit Arbeit und Kind umgehen zu können.“ Das wollen die Grünen unter dem Schlagwort „flexible Vollzeit“ gesetzlich verankern.
Und weiter geht Ulle Schauws’ Fahrt zur alten Samtweberei — ein Highlight in Krefeld, „ein guter Ort zum Wohnen und Arbeiten“. Ein Nachbarschaftskonzept mitten in der Stadt, ein Ort, wo sich Menschen an verschiedenen Ecken begegnen, zusammen leben, in freien oder geförderten Wohnungen, in einem Wohnkomplex mit Café und Arbeitsplätzen.
Ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft wird gefordert und auch honoriert, die Umgebung schöner und lebenswerter gemacht — das schätzt Schauws. „Die Menschen können ihre Talente einbringen.“
Selbstbestimmt leben - das ist ihre Kernforderung. „Ich als Politikerin muss alles tun, um dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Was Politik kann und muss, ist auch im Südbahnhof an der Saumstraße immer wieder Thema. „Um Demokratie zu stärken, ist der Südbahnhof ein wichtiger Ort“, sagt Schauws. Im Innern werde klare Kante gegen Rechts gezeigt, auf seinem Dach demnächst die Krefelder Radpromenade die Mobilität in Krefeld verändern. „Dafür habe ich von der ersten Stunde an gekämpft. Menschen sollen sich in dieser Stadt alternativ und sicher bewegen können.“
Ulle Schauws über das Recht aller Menschen, selbstbestimmt zu leben
Wichtig seien solche Verkehrskonzepte auch aus umweltpolitischer Sicht. Hohe Feinstaub- und Stickoxidbelastungen forderten den Umbau. „Wir brauchen eine andere Mobilität“, sagt Ulle Schauws. Arbeitsplätze würden durch die aktuelle Verkehrspolitik der Konzerne gefährdet. „Wir haben zukunftsorientierte Konzepte, wir in Deutschland können das.“