Gesamtschule Kaiserplatz: Auf den Spuren der Weber
An der Gesamtschule Kaiserplatz wurde der Slogan „Krefeld, Samt- und Seidenstadt“ in zehn Projekten erforscht.
Krefeld. „Im düstern Auge keine Träne, sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne.“ Die Liedzeile von Heinrich Heine zeugt vom Weberaufstand. Aber auch andere Zitate und Webersprüche wie „Du spinnst doch“, oder: „Ich habe mich verzettelt“, erinnern an die textile Vergangenheit der Stadt.
Rund 200 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz haben „Krefeld, Samt- und Seidenstadt“, in zehn Projekten erforscht, aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet und dabei auch überlieferte Schriften gesichtet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
„Krefelder Kulturentwicklung“ ist eine andere Überschrift des Schulprojekts, das in verschiedenen Stufen und Unterrichtsfächern, kurz: Quer durch die gesamte Schule, über einen längeren Zeitraum behandelt wurde. Es hat bei der Schulpreis-Vergabe von Westdeutscher Zeitung und Sparkasse einen dritten Platz belegt.
Niklas Schommer, Sarah Bröcking und Rebecca Häfels — sie sind zwölf und dreizehn Jahre alt — haben mit ihren Mitschülern untersucht, wie aus Pflanzen Farben gewonnen werden können. „Wir konnten im Chemieunterricht ihre Wirkung auf verschiedene Stoffarten und Papier ausprobieren und anwenden“, erzählen sie. „Dann stellten wir fest, ob der aus den Pflanzen stammende Farbstoff eher sauer oder basisch reagiert.“
Die größeren Schüler drehten einen Film mit dem Titel „Vorwärts in die Vergangenheit“ und besuchten deshalb das Haus der Seidenkultur, sprachen mit dem Weber dort und gingen zur Recherche ins Textilmuseum.
„Wir haben die Geräusche des ,lebendigen‘ Webstuhls mit Percussions nachgeahmt und in einem selbst geschriebenen Theaterstück das Leben der Weber und ihren Aufstand aufgezeigt“, berichten Johanna Schroers, Nora Schopan und Kim Ginsky, Schülerinnen der Oberstufe. Im Religionsunterricht besuchte eine neunte Klasse die Dionysiuskirche mit dem Ziel, sich über die Machart und Gestaltung der Messgewänder auseinander zu setzen.
„Alle Forschungsergebnisse wurden schließlich an einem Abend in der Schule gezeigt“, berichtet Lehrerin Verona Steinhoff, die nicht wenig stolz auf „ihre“ Kinder ist. „Schleppenträgerinnen führten die Besucher zu verschiedenen Stationen in der Schule, vor der Kirche auf der gegenüberliegenden Straßenseite und in den Kaiserpark. Dort gab es alle Forscher-Ergebnisse zu sehen, szenische Vorstellungen, Infotafeln, Bilderrahmen mit Fotodokumentationen, einen Patch-Work-Wandbehang und einen Bildband.“
Die Arbeit mit der Samt- und Seidenstadt geht noch weiter. Beispielsweise wollen die Mädchen und Jungen einen Maulbeerbaum auf das Schulgelände setzen, dort Seidenraupen züchten und Seidenfäden gewinnen. Verzetteln werden sie sich auch hierbei sicherlich nicht.