Gedenken Der besondere Stolperstein gegen das Vergessen
Krefeld · Johannes Winkels war homosexuell. Fabritianum-Schüler gestalten die Feierstunde bei der Verlegung.
Mit dem Schneider Johannes Winkels bekommt der zweite homosexuelle Mann einen Stolperstein in Krefeld. An der St.-Anton-Straße 68, wo der am 8. Mai 1907 in Grefrath geborene Winkels seinen letzten frei gewählten Wohnort hatte, arbeitete Künstler Günter Demnig gestern die kleine Gedenkplatte in Pflaster. Schülerinnen und Schüler des Religionskurses der Jahrgangstufe zwölf des Gymnasiums Fabritianum haben die Patenschaft übernommen. Sie gestalteten eine kleine Feierstunde. Den ersten Stolperstein bekam der Schmied Peter Jöcken aus Anrath vor etwa einem Jahr. Er starb 1942 im KZ Sachsenhausen.
Der Bochumer Jürgen Wenke hat die Recherchen zu Johannes Winkels durchgeführt. „Die Anzahl der Stolpersteine für verfolgte Homosexuelle in Krefeld wird 2019 verdoppelt“, berichtet Wenke. Er lobte die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit der Schule. „Es geht nicht darum, Vergangenheitsbewältigung zu betreiben, sondern aufmerksam zu machen und zu rechten Tendenzen den Mund aufzumachen“, erklärte er. Eineinhalb Jahre hat er geforscht, dann waren die Informationen zusammen getragen.
Drei Wochen Vorbereitung hat Religionslehrer Thomas Tillmann mit seinen Schülern für diese Stolperstein-Verlegung genutzt. Schülerin Lia Wojtynia (17) sagt: „Wir haben Musik und Texte und ein rosa Flugblatt vorbereitet. Dazu wird später ein großer rosa Winkel aus Stoff als eindringliches Zeichen ausgerollt.“
OB Frank Meyer: „Durch das Stolpern werden wir innehalten“
Er diente während der Zeit des Nationalsozialismus der Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern, sofern sie aufgrund ihrer Homosexualität dorthin verschleppt worden waren. Ulle Schauws (MdB/Grüne) erklärt, dass sie an einer Bundesstudie arbeite, um lesbische Frauenbilder sichtbar zu machen. Die Frauenpolitische- und Queer-Sprecherin (Queer steht für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und Transexuelle): „Lesbische Frauen waren in der NS-Zeit nicht sichtbar, wurden als Asoziale bezeichnet. Da es bisher nur Stolpersteine für Männer gibt, bleiben sie auch heute noch unsichtbar.“
Oberbürgermeister Frank Meyer sagt, dass die Veranstaltung im Rahmen des Roze Jaar der Partnerstädte Venlo-Krefeld stattfindet. Er plädierte für Toleranz und eine gerechte Gesellschaft, dankte Günter Demnig für sein Engagement. „Durch das Stolpern werden wir innehalten.“ Er begann mit der Verlesung der Lebensgeschichte von Johannes Winkels, währenddessen der Künstler den kleinen Stein vor der Volksbank einsetzte. Die Inschrift lautet: „Hier wohnte Johannes Winkels, Jahrgang 1939, Verurteilt § 175 Sachsenhausen/Dachau Ermordet 17. 2. 1943“.