Integration Handwerk holt Zuwanderer in die Berufswelt
Zwölf junge Menschen werden am Preußenring bis zur betrieblichen Ausbildung in verschiedenen Funktionen geschult.
Krefeld. Sie mussten alle ziemlich lange warten, bevor sie mit der beruflichen Integration beginnen konnten. Sardar Cheema (22) und Fredon Sawandavy (25) kamen vor zwei — beziehungsweise einem Jahr — aus Pakistan und Afghanistan nach Krefeld. Die beiden Zuwanderer absolvieren jetzt beim Bildungszentrum Niederrhein (BZNR) des Handwerks am Preußenring eine rund fünf Monate dauernde Berufsbildungsorientierung.
Insgesamt zwölf Zuwanderer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren werden hier sprachlich und fachlich in zwei Projekten auf eine betriebliche Ausbildung in den Bereichen Metallverarbeitung, Malerei, Gastronomie, Lebensmittel oder Verkauf vorbereitet, in die der Kurs münden soll. Sardar hatte seine beruflichen Perspektiven zwar als Kfz-Mechaniker gesehen, kann sich aber mit einem Beruf in der Gastronomie anfreunden. Angekündigt hatte das BZNR solche Möglichkeiten bereits im Frühjahr 2015. Geplant waren damals 80 Plätze in Krefeld, Viersen und Neuss.
Bürokratie und unterschiedliche Vorstellungen verschiedener Instanzen von den Ausländerbehörden, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bis zum Berliner Bildungsministerium verzögerten und reduzierten die engagierten Pläne des Handwerks. Gesetzliche Vorgaben im Asylrecht und die schleppende Bearbeitung der Asylanträge durch das Bamf führten zudem zu unterschiedlicher Behandlung der unterschiedlichen Flüchtlings-Nationalitäten, klagt Milana Nauen, die das BZNR-Projekt betreut.
Gefördert werden die beiden Programme vom Berliner Bildungsministerium und von der Agentur für Arbeit. „Die sind wissbegierig, fleißig, höflich und nicht zuletzt pünktlich“, lobt Rainer Haag, Fachlehrer für Metallberufe. Unter seinen Fittichen lernen die beiden Afghanen Raufi Sohrab und Mushtaq Aliabalfazli die Bearbeitung und den Umgang mit Eisen und Stahl. „Sie sind hilfsbereit, offen und bereit zur Integration“, hebt Haag hervor. Auch früh um fünf Uhr aufzustehen, um rechtzeitig am Preußenring einzutreffen, sei kein Problem.
Nauen weist aber auch auf Probleme hin. „Die Unterbringung in Notquartieren oder Sammelunterkünften mit mehreren Menschen in einem Zimmer lässt oft nicht ausreichenden Schlaf oder Lernmöglichkeiten zu.“ Sie ist trotzdem optimistisch: „Ich bin sicher, dass wir alle zwölf Aspiranten am Ende des Kurses in einen Ausbildungsstelle in verschiedenen Handwerksbetrieben vermitteln können.“
Sardar und Fredon ebenfalls. Beide sind ohne ihre Familien hier und wollen bleiben. „Unsere Zukunft liegt in der Integration und einem Beruf in Deutschland“, stellen beide fest. Der Pakistani Cheema lebt inzwischen in der ehemaligen Grundschule an der Feldstraße, sein afghanischer Kollege Sawandavy kommt täglich aus einer Unterkunft in Kempen zum ehemaligen RWE-Verwaltungsgebäude Preußenring.
Das BZNR arbeitet bei diesem Projekt in Krefeld mit dem städtischen Fachbereich Soziales und dem Integrationszentrum, mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit zusammen. Kooperationsvereinbarungen gibt es für eine eventuelle Ausweitung des Projekts auch mit der Caritas, dem Flüchtlingsrat, dem Arbeitskreis für Zuwanderung und Migration, den Migrantenselbstorganisationen, der Diakonie und dem Berufskolleg Glockenspitz. Das Bildungszentrum: Das BZNR ist am Preußenring 41 im ehemaligen RWE-Verwaltungsgebäude untergebracht.
In der Region arbeiten 70 Mitarbeiter in fünf Bildungseinrichtungen und helfen bei der persönlichen und beruflichen Lebensplanung. Getragen wird das BZNR von über 12 000 Betrieben im Einzugsgebiet mit mehr als 50 000 Mitarbeitern und 4400 Auszubildenden.