Integration Harmonisch miteinander leben

Krefeld beteiligt sich an einem NRW-Projekt gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen ist in Krefeld friedlicher als in manch anderen Städten. Ein Grund hierfür mag die jahrhundertealte Religionsfreiheit sein, die durch die Toleranzpolitik der Oranier um 1600 in Krefeld aufblühte. In der Folge siedelten sich Mennoniten in Krefeld an, die später vor allem für den wirtschaftlichen Aufschwung der Seidenstadt sorgten. Mennoniten wie Phillip de Greiff haben unter anderem die jüdische Gemeinde Krefelds unterstützt.

Mit dem Zuzug der sogenannten Gastarbeiter ist seit 1960 auch der Islam ein Teil der Krefelder Stadtgeschichte. Allen weltpolitischen Unruhen zum Trotz: „Das Zusammenleben der verschiedenen Nationalitäten und Kulturen gestaltet sich überwiegend harmonisch“, lautet das Fazit von Tagrid Yousef, der Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums. Das soll auch so bleiben. Deshalb beteiligt sich die Stadt an dem Landesprojekt „NRWeltoffen und geschlossen gegen Rechtsextremismus und Rassismus“.

Anlass für die Offensive der Landesregierung sind zunehmende landesweite Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte, Hassbotschaften in sozialen Netzwerken, Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien und Aktivitäten von Pegida. Um präventive Maßnahmen gegen wachsenden Rechtsextremismus und Rassismus zu bündeln, haben Vertreter aller Ministerien ein integriertes Handlungskonzept erarbeitet. „Die Stadt Krefeld ist seit kurzem mit im Boot und wird dazu ein eigenes lokales Handlungskonzept erarbeiten — und umsetzen“, berichtete Tagrid Yousef im letzten Integrationsrat.

„Dort, wo viele Menschen neben- und miteinander leben, können Konflikte entstehen. Konflikte gehörten grundsätzlich zu unserer Erfahrung im Zusammenleben mit anderen Menschen, weil es immer wieder vorkommt, dass unterschiedliche Bedürfnisse, Meinungen und Interessen aufeinanderstoßen“, sagt Tagrid Yousef. Die Frage sei jedoch, wie man gemeinsam damit umgehe. „Problematisch werden Konflikte, wenn sie in rassistischen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Verhalten münden“, erläutert die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, die selber im Westjordanland geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen ist und Vorbehalte erlebt hat.

Zum 1. Februar startet das neue Projekt in Krefeld. Es wird zu 80 Prozent vom Land finanziert. Oberstes Ziel ist ein harmonisches Zusammenleben. Dazu wird in einem ersten Schritt eine neue Koordinierungsstelle geschaffen, die das lokale Netzwerk „Rechtsextremismus und Rassismus“ aufbaut und pflegt, aber auch daran mitarbeitet, ein entsprechendes Konzept für Krefeld zu erarbeiten und umzusetzen.

Die auf drei Säulen ruhende Arbeit an dem Handlungskonzept (Koordination, Transparenz und Vernetzung) ist in insgesamt acht Phasen aufgeteilt. In einem ersten Schritt soll im ersten Halbjahr dieses Jahres die neu geschaffene Koordinatorenstelle besetzt werden. Dazu wird ein Sozialwissenschaftler oder Politikwissenschaftler gesucht.

Im zweiten Halbjahr 2017 ist eine Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Projekte gegen Rassismus und Rechtsextremismus vorgesehen. Gleichzeitig werden in Phase drei und vier ein Koordinierungsteam aus Fachleuten gebildet und bei einer Auftaktveranstaltung die Ergebnisse der Bestandsaufnahme erläutert und das weitere Vorgehen vorgestellt. In den folgenden Wochen wird in Phase fünf in Arbeitsgruppen ein Maßnahmenkatalog erarbeitet.

Im Frühjahr 2018 sollen die erarbeiteten Ergebnisse veröffentlicht und den politischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Phase sieben dient der Umsetzung des integrierten Handlungskonzeptes. „Aufgabe der Koordinierungsstelle wird es sein, die Umsetzung der Maßnahmen zu begleiten und zu fördern“, erläutert Tagrid Yousef. In der letzten Phase, im Herbst 2018, wird das Projekt abschließend evaluiert und hinsichtlich seiner erreichten Ziele bewertet. Dass das Vorhaben gelingen kann, zeigen vorbildhafte Praxisbeispiele wie das „Fest ohne Grenzen“, das „Bündnis für Toleranz und Demokratie, „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ und der Runde Tisch „Prävention“ — ein erster Schritt.