IHK beklagt viele Leerstände in der Innenstadt
Insgesamt erlebt Krefeld laut der Industrie- und Handelskammer gewerblich einen Aufschwung. Büro-Mieten steigen langsam.
Während die Wohnmieten steigen, stellt sich die Entwicklung im gewerblichen Bereich differenzierter dar. Speziell die Vermieter von Einzelhandelsflächen haben bei der Wiedervermietung zunehmend Schwierigkeiten. Andererseits sind in Krefeld hochwertig ausgestattete Hallenflächen für Logistik und Produktion gefragt, was die Mieten dafür steigen lässt. Das ist das wesentliche Fazit des gewerblichen Mietspiegels 2018, den die IHK gestern vorstellte.
Norbert Bienen, Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Immobilienwirtschaft und Makler, gibt Entwarnung für Krefeld und den Niederrhein. „Es ist keine Immobilienblase in der Region zu befürchten, und die Rendite für Investoren liegt gerade einmal bei drei Prozent.“ Die Büromieten steigen langsam - anders als an Top-Standorten, wo es ein ständiges Auf und Ab bei den Mieten gebe. Gewerbegebiete in verschiedenen Städten seien nur schwer vergleichbar. Das Gebiet Fichtenhain habe zum Beispiel eine Top-Infrastruktur, aber eine schlechte Versorgungsstruktur. Insgesamt erlebe Krefeld gewerblich einen Aufschwung und die Ansiedlung vieler kleiner und mittlerer Unternehmen spreche für den Standort. Als vorbildlich bezeichnet Bienen die Bewerbung der Stadt mit ihren Immobilien auf der Expo Real in München, die sich positiv auswirke.
„Bei den Einzelhandelsmieten im Zentrum bleiben die Mietpreise unverändert - trotz hohen Leerstandes“, berichtet Roman Bühner-Lomberg, IHK-Ausschussmitglied und Makler in Krefeld. „Die Vermieter gewerblicher Immobilien müssen umdenken“, ist er sich mit Bienen einig. Man müsse die Eigentümer davon überzeugen, ihre alten Immobilien attraktiv zu gestalten und auszustatten, wenn die Leerstände abgebaut werden sollen. Flexibler müsse allerdings auch der Einzelhandel werden und sich auf den Online-Handel einstellen.
Für Einzelhandelsflächen mit bis zu 100 Quadratmetern in Top-Lagen wie der Hochstraße liegen die Nettokaltmieten zwischen 35 und 75 Euro pro Quadratmeter, bei größeren Ladenlokalen zwischen 19 und 40 Euro. Auch in den 1b-Lagen wie der Königstraße bleiben die Mieten konstant - für kleinere Geschäfte bei durchschnittlich 22 Euro und für größere bei 12,50 Euro.
Als stabil bezeichnet Bühner-Lomberg auch den Büro-Immobilienmarkt in der Innenstadt bei einer Mietpreisspanne von 9,50 bis 13 Euro Kaltmiete. Allerdings sieht er auch hier Sanierungsbedarf. In Stadtrandlage werden 10 Euro fällig, bei guter Ausstattung an Haustechnik und Telekommunikation und ausreichend Pkw-Stellplätzen.
Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte und ebenfalls Mitglied im Immobilienausschuss, sieht die Entwicklung der Innenstadt mit ihren vielen gezielten Neubauprojekten auf einem guten Weg. Er nennt das Forum Krefeld, die Ostwall-Passage und die neue Wohnstätte als Projekte mit einem modernen Konzept und einer Mischung aus Wohn-, Büro-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsnutzung, was zur Belebung der Innenstadt beitrage.
Im Wettbewerb mit andern Städten könne sich Krefeld durchaus sehen lassen, meint Siegert - trotz des nahen Oberzentrums Düsseldorf. Auch dort habe man Probleme und befinde sich in der Umstrukturierung. So würden Aldi und Rossmann in Top-Lagen wie den neuen Kö-Bogen einziehen. Stattdessen ziehe der Spitzenhandel Düsseldorfs zum Teil in Seitenlagen. Dass Peek & Cloppenburg nicht nach Krefeld komme, sei zwar schade, aber eher eine unternehmerische Entscheidung. Man müsse halt einen neuen Investor suchen.