Initiative: Weniger Bäume fällen — mehr Geld für Erhalt

Mehr als 900 Bäume sind seit 2012 aus dem Stadtbild verschwunden. Krefelder Bürger haben deshalb eine Bewegung gegründet.

Im Stadtgebiet sind 67 Rotdornbäume betroffen, es besteht Bruchgefahr oder sie sind bereits so abgestorben, dass eine kurzfristige Fällung nötig wird. Mit 29 Fällungen ist die Zwingenbergstraße am stärksten betroffen. Der Fachbereich Grünflächen bietet interessierten Bürgern, dem Bürgerverein Verberg und den Vertretern der Bezirksvertretung Ost am Donnerstag um 16 Uhr einen Termin an, um den Zustand der Rotdornbäume zu erläutern. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Zwingenbergstraße vor Gut Heyenbaum. Die Bürgeraktion Baumschutz ist informiert.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Appell an Gregor Kathstede könnte nicht deutlicher sein: „Herr Oberbürgermeister: Retten Sie unsere grüne Stadt Krefeld!“ Der Aufruf stammt aus einer Petition der Initiative „Erhalt der Krefelder Bäume“. Fünf Krefelder haben die Bewegung vergangene Woche ins Leben gerufen. Die Aktionsgruppe will erreichen, dass die Stadt mehr in den Erhalt des Krefelder Baumbestands investiert und weniger Bäume fällt.

Foto: Dirk Jochmann

Doris Moorees (53), eine der Gründerinnen: „Die Stadt fällt viele Bäume, stellt aber nicht genügend Mittel für Neupflanzungen zur Verfügung. Der Baumbestand geht in Krefeld immer weiter zurück.“

Tatsächlich hat die Stadt allein in diesem Jahr bereits 415 Bäume gefällt, 100 weitere hat der Sturm zerstört. Allerdings gibt es nur für rund 60 Neupflanzungen Geld. Das ergibt in diesem Jahr ein Minus von 455 Bäumen. Und damit nicht genug: Bereits seit 2009 fällt die Bilanz negativ aus. Waren es damals noch 150 Baumstandplätze, die verwaist blieben, kletterte die Zahl 2012 schon auf mehr als 600. Insgesamt sind seither über 900 Bäume aus dem Stadtbild verschwunden.

Moorees: „Die Stadt geht zu leichtfertig mit diesem Rückgang um. Wenn es so weitergeht, bietet Krefeld in einigen Jahren ein tristes Bild.“ Ein Ende der Fällungen sei auch nicht in Sicht, da Geld für angemessene Baumpflegemaßnahmen fehle: „Viele Bäume werden nur gefällt, weil es nicht genug Geld für ihre Pflege gibt“, sagt Moorees. Das Geld für die Pflege werde anscheinend für Fällungen zweckentfremdet, um der Verkehrssicherungspflicht auf einfachem Wege nachzukommen, heißt es in der Petition der Initiative.

Im Gespräch mit der WZ hatte der Fachbereich Grünflächen das Problem kürzlich so erläutert: Seit Jahren müsse das Amt mit dem gleichen Ansatz für Personal und Finanzausstattung auskommen. Der Aufwand für Pflege, Kontrollen und Nachpflanzungen jedoch nehme stetig zu. „Da besteht mittlerweile eine Unwucht“, nennt es Dezernent Thomas Visser. Die veranschlagten 150 000 Euro für den Erhalt der Straßenbäume reichen da vorne und hinten nicht. „150 000 Euro brauchen wir allein schon für die Massaria-Pflege“, erläutert Matthias Pasch, Abteilungsleiter Grünunterhaltung. Selbst ein außerplanmäßiger Zuschuss im Jahr 2012 konnte da nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Massaria, das ist nur eine der vielen Krankheiten, mit denen Krefelds Bäume zu kämpfen haben. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich deren Gesundheitszustand massiv verschlechtert. Ein Umstand, den Experten vor allem dem Klimawandel zuschreiben. „Und Straßenbäume haben ohnehin keinen leichten Stand“, gibt Pasch zu Bedenken. Strahlungshitze, kleine Baumscheiben und parkende Wagen sind keine guten Voraussetzungen für ein gesundes Wachstum. Hinzu kommt, dass mehr als 5000 der Krefelder Straßenbäume älter als 50 Jahre sind. Eine intensive Pflege wäre da unabdingbar.

Ein vom Amt erstelltes Baumkonzept widmet sich dem Thema, wie der Bestand gepflegt und entwickelt werden könnte. Darin wird deutlich, dass allein 2014 für die Behandlung der Krankheiten, die Sicherung und die Pflege des Baumbestandes rund 580 000 Euro benötigt würden. Angesichts des löchrigen Stadtetats ein Riesenbatzen.