Krefeld hautnah Inrather haben mit Müllsündern zu kämpfen
Anwohner wünschen sich mehr Abfallbehälter — das Problem: Unrat muss reingeworfen werden, nicht daneben.
Krefeld. Ein Haufen Steine, ein dutzend blaue Müllsäcke, alte Paletten und halb verrottete Zaunelemente — das Bild ist immer ein neues und doch ewig das gleiche. Wenn Wolf-Reinhard Leendertz, Investor und Betreiber des Mies-van-der-Rohe-Businessparks, montags aufs Gelände an der Girmesgath 5 fährt, sieht er es schon: „Das Meiste passiert am Wochenende, dann liegt da, wo schon etwas war, oder an anderen, nicht einzusehenden Stellen Müll“, berichtet Leendertz.
Zwar ist das Businesspark-Grundstück privat, aber es ist offen zugänglich. Für Leendertz steht fest: „Die Leute kennen sich hier aus. Die wohnen hier.“ Im Jahr kostet die Entsorgung von Sperrmüll, Bauschutt, alten Fahrrädern und Mopeds ein paar tausend Euro für die Entsorgung.
Wilde Müllkippen auf Privatgeländen, an Straßen, in Parks, Grünzügen und Wald sind im Nordbezirk, also in den Stadtteilen Inrath und Kliedbruch, ein Thema für die Bürger. Das hat die WZ-Leserumfrage im Rahmen von „Krefeld hautnah“ gezeigt. Abgesehen von den Noten, die für Aspekte wie Lebensqualität oder Verkehrsbelastung abgegeben werden konnten, gab es die Frage nach der Sauberkeit: Dabei gaben die Bewohner ihrem Bezirk Nord im Durchschnitt eine 2,5. Und sie erklärten diese Einschätzung auch. In den Anmerkungen, die in der WZ-Umfrage notiert werden konnten, wird bei der Hälfte dieser Ergänzungen das Thema Dreck und Abfall thematisiert.
Auf dem nur ein paar Meter vom Hauptportal des Businessparks entfernt liegenden Moritzplatz lasse „die Sauberkeit zu wünschen übrig“, heißt es dort mehrfach. In den Nebenstraßen gebe es außerdem Probleme mit Hundekot, wird kritisiert. Die Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft (GSAK) komme „gar nicht nach“, heißt es in einer Wortmeldung, die aber — ähnlich wie Wolf-Reinhard Leendertz — das Problem bei den Mitbürgern verortet. „Es liegt an den Menschen. Wenn jeder seinen Schmutz entsorgt, sieht es besser aus.“
Über den Zaun ihres Biergartens setzt sich Christina Schwiertz-Lindner, die Wirtin der „Paulus Klause“an der Ecke Hülser Straße/Girmesgath — also fast am Moritzplatz — immer wieder mit Menschen auseinander, die an den Glas- und Papiercontainern auf dem Mittelstreifen Unrat von der alten Kaffeemaschine bis zum Kinderwagen abladen. „Wenn ich rufe ,Das ist hier keine Müllhalde’, dann packen sie das wieder in den Kofferraum und fahren weg“, erzählt sie, aber einmal die Woche läge mindestens ein neuer Haufen dort. Plus die Flaschen oder das Papier, das neben die Container gestellt werde, wenn sie voll seien. „Wir haben hier mit Müll sehr viel Stress, da ärgern sich viele drüber, und der Moritzplatz ist eine Katastrophe.“ Dort hielten sich viele Familien auf, spielten viele Kinder, die Mülleimer seien deshalb oft überfüllt und der Wind wehe den Überschuss über den Platz.
Andreas Betcher, Küster der Pauluskirchengemeinde
Diese Beobachtung hat auch der Küster der Pauluskirchengemeinde, Andreas Betcher, gemacht. „Wenn ich abends über den Platz gehe, ist er wahnsinnig zugemüllt.“ Bevor die Gemeinde vor vier Jahren den Kirchplatz umgestaltete, einen Zaun um ihr Gelände zog und nun abends die Tore schließt, zog sich das Problem bis auf das Kirchengelände. „Jetzt ist es besser geworden.“ Sicher landeten auch jetzt noch über Tag, wenn viele den Platz vor der Kirche und den anschließenden Parkplatz als Abkürzung nutzten, Eispapierchen und anderer Müll auf dem Boden. „Aber es ist weniger geworden.“ Ein Problem ist allerdings weiterhin das Grün zwischen dem Bürgersteig an der Hülser Straße und dem Zaun. „Besonders an der Straßenbahnhaltestelle ist es schlimm.“ Dreimal in der Woche sammeln Betcher oder ein Mitarbeiter dort so viel Unrat ein, dass jeweils eine große Tonne voll wird. „Heutzutage schmeißt einfach keiner mehr etwas in den Mülleimer.“
Im Rahmen der großen WZ-Stadtteilcheck-Umfrage formulierten viele Inrather und Kliedbrucher ihren Wunsch nach mehr Abfallbehältern und Hundekotstationen. Von Letzteren gibt es in der Stadt insgesamt 97, davon einen an der Ecke Girmesgath/Moritzplatz und weitere an der Inrather Straße/Maatjatz oder am Dahler Dyk.