Nachbarschaftstreff Jung und Alt an einem Tisch
Die Mitarbeiter der DRK-Schwesternschaft bieten an der Dieselstraße einen Anlaufpunkt für die Bewohner des Viertels.
Benrad-Nord. Wer Geldsorgen hat und die Miete nicht zahlen kann; wem die Erstausstattung fürs Baby fehlt, wer Hilfe im Krankheitsfall oder bei Behördengängen benötigt: Stets stehen die Mitarbeiter der DRK-Schwesternschaft im Nachbarschaftstreff Dieselstraße parat. Es werden dort aber nicht nur Probleme besprochen. Es gibt beispielsweise auch unterhaltsame Frühstücks-Treffen und ein Sommerfest. Und dabei sieht sich das Team nicht nur als Anlaufpunkt für Nachbarn und Bewohner des Viertels, sondern zählt zu seinem Einzugsgebiet durchaus auch Inrath.
An diesem Donnerstagmorgen sitzt eine muntere Schar um den mit bunten Tulpen geschmückten Tisch. Vom 17-jährigen Pascal bis zur 79-jährigen Elisabeth Skrotzki haben sich über zehn Leute an Räucherlachs, Käse, Aufschnitt, Brötchen, Kaffee und Tee gelabt. „Wir treffen uns seit Jahren hier“, erzählen sie. „Wir mögen das Wohlfühl-Gefühl in netter Runde.“ Die Teilnehmer sind zumeist engagiert und gut vernetzt. Elsbeth Lang beispielsweise ist auch Mitglied im Bürgerverein Kempener Feld. „Ich komme seit eineinhalb Jahren hierher“, berichtet sie. „Es hat sich so ergeben. Wir kannten uns alle schon von Begegnungen auf der Straße her.“ Es sei prima, für kleines Geld, sprich: zwei Euro, in netter Gesellschaft zu frühstücken. Ihr Mann Wilfried ist ein „Mitgeschleppter“. Aber: „Ich bin sehr gerne hier dabei“, erklärt er mit Überzeugung.
Rotkreuz-Schwester Anita Boortz und Projektleiter Alexander Henes begleiten das offene Angebot. Diane Kamps, die stellvertretende Oberin der DRK-Schwesternschaft, sagt: „Wir bieten eine Möglichkeit zur Begegnung, Betreuung und Beratung insbesondere für ältere Bürger und ihre Angehörigen an.“ So sei Anita Boortz examinierte Krankenschwester und werde gerne um Hilfe gebeten.
Das heißt nicht, dass nicht auch der Nachwuchs an der Dieselstraße 30 ein- und ausgeht. Nebenan sitzen Simon (15), Luke (14) und Leon (11) und beschäftigen sich mit Handyspielen. „Nach dem Frühstück sind wir hier, spielen und unterhalten uns“, berichten die Großen. Die Kleinen freuen sich über Vorlese- und Erzählstunden oder Hilfe bei den Hausaufgaben. „Meine beiden Jungs sind mit dem Treff hier groß geworden“, erzählt Tanja Convent-Lorenz. Tochter Leia (6) ist noch im Kindergarten. Sie spielt am liebsten mit den Puppenwagen. Convent-Lorenz nutzt die Gunst der Stunde. „Ich bin Spielplatz-Patin. Wir suchen noch Mitstreiter für dieses Ehrenamt.“
Alexander Henes, der Projekt- und Organisationsentwickler, ist hingegen der Mann für viele Fälle. Er hilft bei Mietschulden oder Bewerbungsschreiben, sucht Praktikumsplätze, übersetzt unverständliche Behördenschreiben, ist auf Wunsch der Begleiter bei Gängen zur Stadtverwaltung und macht sich auch für Weihnachts- und Sommerfest stark. Bei Letzterem kamen schon Mobifant und die Polizei mit Einsatzfahrzeugen, es gibt stets einen Trödelmarkt und Gutes zu essen. Er betont: „Als wir hier mit der Arbeit begonnen haben, herrschte eine hohe Nehmerqualität. Wir geben jedoch nur Hilfe zur Selbsthilfe.“
Es wird nicht alles geregelt, vielmehr müssen die Menschen mit Problemen auch selbst aktiv werden und sich kümmern. Mittlerweile haben sie erfahren, was sie durch eigene Leistung und Arbeit erreichen können. So backen sie zum Sommerfest selber die Kuchen und regeln den Trödel. Kamps: „Damit alle das Angebot nutzen können, stehen Flyer in Fremdsprachen, wie beispielsweise Russisch, zur Verfügung. Es können auch Zertifikate in Deutsch erlangt werden. Drei Sprachkurse laufen, damit einer des anderen Sprache versteht.“