Junge vermisst: Happy End nach langer Suche
Zehn Stunden wurde der elf Jahre alte Berktan vermisst. Zwei junge Frauen wurden auf den behinderten Jungen aufmerksam und alarmierten die Polizei.
Krefeld/Viersen. Zwei junge Frauen handelten im richtigen Moment instinktiv richtig — dafür ist ihnen Basri Cakir unendlich dankbar. Das Mitglied des Krefelder Stadtrates musste vergangenen Samstag stundenlang um seinen elfjährigen Sohn bangen. Dank der Aufmerksamkeit der beiden Frauen konnte er ihn knapp zehn Stunden nach dessen Verschwinden wieder in die Arme schließen. „Ich kann gar nicht beschreiben, wie wir uns gefühlt haben“, sagt der Linke-Ratsherr überglücklich.
Das war passiert: Nachdem der geistig behinderte Berktan mit seiner Mutter einkaufen war, setzte er sich gegen 15.30 Uhr auf sein Fahrrad, um ein bisschen herumzufahren. Eine feste Zeit war nicht ausgemacht, aber es war üblich, dass er eine halbe bis Stunde rund um das Haus im Krefelder Wohngebiet Schicksbaum fuhr.
Doch Berktan kehrte in dieser Zeit nicht zurück. Basri Cakir und seine Frau machten sich Sorgen, suchten nach dem Elfjährigen, klingelten bei Nachbarn und Freunden. Vergebens. Berktan blieb verschwunden.
Um 19 Uhr sahen die Cakirs keine andere Möglichkeit mehr, als die Polizei zu alarmieren. Die rückte mit zahlreichen Streifenwagen an, nahm auch die Fahndung im Kreis Viersen auf. Doch Berktan, der aufgrund seiner Behinderung nicht so gut sprechen kann, blieb weiter verschwunden.
Die Polizei richtete sich vor und im Haus der Cakirs ein. Alle persönlichen Beziehungen, wo sich der Junge aufhalten könnte, wurden abgeklopft und überprüft — Freunde, Verwandte, Nachbarn, der Sportverein. „Alle halfen bei der Suche“, zeigt sich Cakir begeistert vom Engagement der Menschen. Die Unterstützung sei überwältigend gewesen.
Dass ihnen ihre Mitmenschen nicht egal sind, bewiesen auch Sanja Schriefers (22) und ihre Kollegin Judith Bloching (21) am späten Abend in Viersen. Als sie gegen 22 Uhr zur McDonalds-Filiale an der Freiheitsstraße kamen, bemerkten sie einen Jungen auf seinem Fahrrad direkt neben der Tür. „Wir haben ihn auch von drinnen weiter gesehen“, schildert die 22-Jährige. Sie bemerkten, dass er offensichtlich ohne Begleitung ist. „Das kam uns komisch vor. Deswegen haben wir den Jungen angesprochen“, sagt Sanja Schriefers. Richtig äußern konnte er sich nicht — verneinte aber Fragen, ob er weiß, wo er wohnt oder ob er die Telefonnummer von zu Hause kennt. Als die jungen Frauen schließlich in ihrer Sorge die Polizei rufen, versucht der Junge, auf seinem Fahrrad davon zu fahren. „Da haben wir ihn zu einer Pommes eingeladen. Dadurch blieb er.“
Die beiden Kolleginnen haben offensichtlich alles richtig gemacht. „Die kurz darauf eintreffenden Polizeibeamten sahen den Jungen und sagten uns, dass nach ihm bereits per Hubschrauber gesucht wird.“ Offensichtlich war der Elfjährige die knapp 20 Kilometer mit dem Fahrrad dorthin gefahren.
Basri Cakir konnte Berktan um 1 Uhr in der Nacht endlich wieder in die Arme schließen. Ein großes Dankeschön ging an die Polizei, der Cakir für ihren Einsatz dankte. Außerdem konnte er am Donnerstag Sanja Schriefers am Telefon erreichen und auch ihr danke sagen: „Es ist schön, dass es so viel Menschlichkeit gibt“, sagte er der WZ. Sie vereinbarten bereits ein gemeinsames Treffen.