Krefeld Kameras für mehr Sicherheit in Bussen und Bahnen
Im ÖPNV in Krefeld wird verstärkt gefilmt, was vor allem der Abschreckung dienen soll. Aber auch die Polizei interessiert sich öfters für die Bilder der SWK.
Krefeld. Zwischen zwei Straßenbahn-Haltestellen ist es zu einem Streit gekommen. Worum es ging, kann zunächst niemand genau sagen, denn zu später Stunde war die Bahn fast menschenleer gewesen. Klar ist aber: Am Ende hockt einer der beiden Beteiligten benommen auf seinem Sitz - mit einer Platzwunde auf der Stirn. Der andere Streithahn, Name unbekannt, ist verschwunden. Er hatte die Bahn am nächsten Halt fluchtartig verlassen. Dieser Fall ist zwar fiktiv. Doch er zeigt beispielhaft, warum die Stadtwerke Krefeld (SWK) in ihren Fahrzeugen Kameras verwenden: um bei Übergriffen, aber auch bei Unfällen und Vandalismus beweiskräftige Bilder in der Hand zu haben.
Seit Einführung der Niederflur-Bauart in Krefeld ab dem Jahr 2009 kommt die digitale Aufnahme-Technik zum Einsatz. Heute sind alle 31 Bahnen damit ausgestattet. Sechs Kameras sind jeweils verbaut. Die K-Bahnen zwischen Düsseldorf und Krefeld verfügen nur teilweise über Kameras. Laut Betreiber Rheinbahn sind es 28 von insgesamt 91 Bahnen.
Inzwischen wird auch in immer mehr SWK-Bussen gefilmt. Jedes neu angeschaffte Fahrzeug seit 2015 hat die Technik an Bord. Guido Stilling, Geschäftsführer der zuständigen Stadtwerke-Tochter SWK Mobil, sagt, dass das derzeit für etwa 15 Prozent der insgesamt rund 100 Fahrzeuge gilt. Bis zur 100-Prozent-Abdeckung wird es noch etwas dauern: „Sechs bis zehn Busse schaffen wir im Schnitt jedes Jahr neu an“, erklärt Stilling.
Es handelt sich nicht um eine Live-Überwachung. Die in Bus und Bahn produzierten Bilder sind auf keinem Monitor zu sehen. Das bedeutet auch, dass durch sie im Falle eines Falles keinerlei Alarm in der SWK-Leitstelle ausgelöst oder die Polizei informiert wird. Vielmehr wird das Geschehen lediglich auf einer im Fahrzeug installierten Festplatte gespeichert - und in der Regel nach 72 Stunden automatisch wieder überspielt. „Es sei denn, uns werden besondere Vorkommnisse aus den letzten Stunden gemeldet“, erklärt Guido Stilling. Dann würden die Daten dauerhaft gesichert. „Wenn nichts passiert, bekommt die Bilder niemand zu Gesicht.“
Gar nicht so selten kommt es seiner Aussage nach vor, dass die Polizei Interesse an Bildern anmeldet. „Zum Beispiel, wenn die Möglichkeit besteht, dass ein Bankräuber mit der Bahn geflüchtet ist. Oder bei einem Taschendiebstahl.“ Aus dem „Bauch heraus“ schätzt Stilling, dass sich die Polizei im Schnitt einmal pro Monat mit einem solchen Anliegen bei den SWK meldet. Die Stadtwerke selbst sehen vor allem mehr Sicherheit für Fahrgäste und Personal durch das Abschreckungspotenzial: Die Kameras sind sichtbar, außerdem wird durch Aufkleber auf sie hingewiesen.
Nicht zuletzt sollen sie auch Vandalismus wie Schmiererei oder Kokelei in den kostspieligen Verkehrsmitteln verhindern. Was, insbesondere im Vergleich zu den Haltestellen (siehe Info-Kasten), offenbar funktioniert. Denn Guido Stilling kann sich nur an einen einzigen Fall aus den vergangenen Jahren erinnern. Ein „Scratcher“, der Zeichen in die Bahnscheiben geritzt habe, sei mittels Videodaten überführt worden.
Gefällt es allen unbescholtenen Bus- und Bahn-Nutzern, dass sie gefilmt werden? Kritik aus der Bevölkerung an den Kameras ist zumindest dem SWK-Mobil-Geschäftsführer nicht bekannt: „Wir haben keine negativen Stimmen dazu gehört“, berichtet Guido Stilling.