Karneval: Kathstede muss abdanken
Am Dienstag hat das Prinzenpaar die Macht im Rathaus übernommen. Widerwillig hat der OB den Schlüssel abgegeben.
Krefeld. Die Uhr zeigt noch nicht ganz 11.11 Uhr, da nähert sich das närrische Treiben im Ratshaus bereits seinem ersten Höhepunkt. Rund 100 Karnevalisten schunkeln eifrig zu „Rut sin de Ruse“ — doch das ist nur ein vorläufiges Ablenkungsmanöver, denn eigentlich warten alle nur auf eines: Das Prinzenpaar soll die Macht im Rathaus übernehmen und Oberbürgermeister Gregor Kathstede entreißen, was man dafür braucht — den Schlüssel.
Beate I. und Manfred II. ziehen unter dem Jubel der Narren siegessicher mit ihrem Gefolge ein, geben sich aber zunächst noch friedfertig. Erst einmal lauschen sie den Grußworten Helmut Hannappels, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karneval (AKK). Anschließend hält Kerstin Rundholz, die Tochter des Prinzen persönlich, die Laudatio. „Manchmal lohnt es sich, 40 Jahre auf etwas zu warten“, sagt sie am Ende. Eine Anspielung auf den lange gehegten Traum der beiden, einmal Prinz und Prinzessin zu sein.
Der hat sich in dieser Session zwar erfüllt, doch den Schlüssel will der OB diesmal nicht kampflos abgeben — Zeit für einen verbalen Schlagabtausch. „Hast du immer noch keine Rücktrittsabsichten?“, fragt die Prinzessin um 11.30 Uhr, mehr Zeit will sie nun wirklich nicht mehr verlieren. „Ich konnte den ersten Teil meines Winterschlafs hier im Rathaus verbringen“, ruft Kathstede zurück. Für so viel Selbstironie gibt es reichlich närrischen Beifall. „Für den zweiten werde ich mir wohl etwas anderes suchen müssen.“ Klingt fast so, als sei das Prinzenpaar doch schneller als gedacht ans Ziel gekommen.
Ganz so einfach macht Kathstede es den Aspiranten auf den Chefsessel indes nicht: Zuerst müssen sie ein Seidenstadt-Quiz lösen. Und der Oberbürgermeister bleibt nicht nur bei leicht verdaulichen Themen und der glattgebügelten Oberfläche städtischen Geschehens: „800 000 Euro sind auch in Krefeld manchmal nur des Eisbergs. . .“ „Spitze!“, rufen Narren und Prinzenpaar im Chor. Die stets gleiche Antwort auf alle Fragen lehnt sich an das Sessionsmotto („Was sind wir doch Spitze!“) an.
Dann endlich, nach so viel närrischer Allgemeinbildung, gibt sich Kathstede geschlagen. „Ich setze mich jetzt für ein paar Wochen in die Südsee ab“, sagt er nach der Schlüsselübergabe. Schließlich wird er als Ober-Bürger-Meister mit Tablett, Hut und Meisterurkunde entlassen. „Geh mit Gott, aber flott!“ sind die vorerst letzten Worte, die Beate I. zu ihm sagt.