Kita-Bilanz lässt viele Fragen offen
Die Stadt nennt Zahlen zur Versorgung mit Plätzen. Scharfe Kritik gibt es weiter am Betreuungsgeld.
Krefeld. In Sachen Kita-Plätze und Betreuungsgeld zieht die Stadt eine gemischte Bilanz. Seit rund einem Jahr besteht der Rechtsanspruch auf einen Platz für unter Dreijährige. Zur gleichen Zeit kam auch das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zwischen dem 15. Lebensmonat und dritten Lebensjahr zu Hause erziehen.
Nun liegen die ersten Zahlen vor, wie die Angebote genutzt werden. Die politischen Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Während die CDU erklärt, dass die Stadt die Hausaufgaben gemacht habe, sehen die anderen Parteien die Entwicklung kritisch.
Unstrittig ist, dass die Kita-Beiträge in Krefeld sehr familienfreundlich sind: Bei den über Zweijährigen hat die Stadt im Vergleich der kreisfreien Städte — laut Statistik des Bundes der Steuerzahler — den kleinsten Satz (25 Stunden 39 Euro, 45 Stunden 79 Euro)). Bei den unter Zweijährigen liegt die Stadt an fünfter Stelle (25 Stunden 90 Euro, 45 Stunden 158 Euro).
Die Zahlen nach einem Jahr mit Rechtsanspruch besagen, dass im Betreuungsjahr 2014/15 rund 33 Prozent aller Kinder unter drei Jahren in einer Kita untergekommen sind (Stand: Juni 2014). Dies sind 1332 Mädchen und Jungen, weitere 395 sind in der Tagespflege. Gleichzeitig haben 1043 Eltern (Stand 31. Juli) in Krefeld Betreuungsgeld beantragt.
„Die Versorgungsquote von 33 Prozent wird sich im Herbst verbessern, wenn die städtischen Kitas Gatzenstraße und Krützboomweg sowie später die an der Hubertusstraße in Betrieb gehen“, erklärt Gerd Ackermann, der Leitung des zuständigen Fachbereiches.
Noch gelinge es nicht, die gesetzlichen 35 Prozent vorzuhalten. Es werde jedoch der individuelle Anspruch auf einen Kita-Platz erfüllt, wenn auch nicht immer in der Wunsch-Kita, sagt Ackermann. „Eine Reihe Träger, die Kitas einrichten wollen, ist mit uns im Gespräch.“
Was die Tagespflege angeht, gibt es zurzeit Diskussionen über den Zuverdienst. Ackermann: „Der Gesetzgeber untersagt Zusatzbeträge. Es gibt Tabellen, was eine Tagesmutter pro Kind bekommt — gemäß ihrer Qualifikation und die ist in Krefeld hoch. Nur die Gelder fürs Essen werden gesondert verhandelt.“
Das möchte die IG Krefeld der Kindertagespflegepersonen so nicht stehen lassen und hat deshalb über die CDU einen Antrag an den kommenden Jugendhilfeausschuss gestellt. „Wir finden, wenn wir etwas Besonderes anbieten — wie beispielsweise Musikerziehung oder Motorik —, muss das auch entsprechend abgerechnet werden können“, erklärt Kirsten Weynands für die IG.
„Wir möchten auch Förderleistung und Sachaufwand aufgeschlüsselt haben, damit wir erkennen können, aus welchen Bestandteilen sich die laufende Geldleistung für Tagespflegepersonen zusammensetzt. Außerdem müssen wir im Krankheitsfall die Ersatzbetreuung selbst regeln und bezahlen. Das ist oft problematisch.“
Kritik gibt es auch an der hohen Zahl von Betreuungsgeldempfänger. Welche Eltern die Anträge gestellt haben und ihr Kind zu Hause versorgen, dazu kann Ackermann nichts sagen: „Wir zahlen das Bundesgeld nur aus.“
Heidi Matthias von den Grünen artikuliert dennoch Befürchtungen: „Offensichtlich hält das Betreuungsgeld viele Migrantenfamilien und Eltern mit geringer Bildung davon ab, ihre Kleinkinder in eine Kita zu schicken.“ Sie möchte das Betreuungsgeld abgeschafft wissen.
Joachim C. Heitmann (FDP) sieht Parallelen zum Kindergeld: „Wir haben keinerlei Kontrolle, wo die Beträge hingehen. Wir möchten viel mehr in Kitas investieren.“ Frank Meyer (SPD) ergänzt: „Wir befürchten, dass die, die den Kita-Besuch am dringendsten brauchen, zu Hause bleiben müssen.“
Auch dazu gibt es Kritik von den Parteien. Matthias: „In die Personal- und Sachausstattung wird zu wenig investiert, die Erzieherinnen sind äußerst belastet. Die ursprünglich nur für ein Jahr geplanten Dependancen werden mindestens vier Jahre lang bestehen bleiben.“
Dass die Qualität nicht mit dem Ausbau der Kitas Schritt gehalten hat, will Ackermann nicht bestätigen. Es sagt: „Erzieherinnen sind ein rares Gut. Doch wir kommen klar. Es gibt allerdings Fälle, bei denen die Schwangerschaftsvertretung auch noch schwanger wird. Da finden dann Wechsel statt. Wir bemühen uns, dass wir immer eine feste Bezugsperson in der Gruppe haben.“