Krefeld hautnah Klare Kante zu Problemen in Mitte

40 Besucher sind der Einladung der WZ zu einem Diskussionsabend im Jazzkeller gefolgt. Vor Ort geht es um Dreck, Überfälle und Leerstände — und mögliche Lösungsansätze.

Krefeld. Bernard Bosil hat sich eigentlich vorgenommen, dem Diskussionsabend der WZ zum Leben in der Innenstadt nur zu lauschen. Doch als es im Rahmen der Kampagne „Krefeld hautnah“ um das Thema Sicherheit in Stadtmitte geht, greift der Besitzer des Jazzkellers selbst zum Mikrofon. „Rund um den Behnischbau wird hier täglich gerast. Die Autofahrer donnern hier mit Tempo 50 entlang, da hören Sie die Steinplatten hier bei uns im Jazzkeller beben — selbst wenn parallel ein Konzert stattfindet“, beschwert sich Bosil. Es wird schnell klar, das Thema Sicherheit bewegt viele der rund 40 Gäste, die am Dienstagabend zur WZ-Veranstaltung in den kultigen Jazzkeller gekommen sind. „Ich gebe auch zu, ich bin früher gerne nach der Arbeit die acht Minuten nach Hause gelaufen“, berichtet Bosil. Doch seit vier Jahren bevorzuge er das Fahrrad. Der Grund? „Hier gab es irgendwann jede Nacht Überfälle. Auf dem Rad bin ich schneller weg“, sagt er.

Andreas Stomps (l.) spricht vor der Veranstaltung mit Redakteur Steffen Hoss.

Mulmig ist auch Pia Ludwig zumute, die erklärt, aus Stadtmitte wegziehen zu wollen, da sie sich als junge Frau abends auf der Straße nicht mehr sicher genug fühle. „Man wir dauernd angemacht als Frau. Dabei würde ich gerne in der Innenstadt wohnen bleiben, weil die Mieten hier so günstig sind“, sagt sie. Eine Steilvorlage für Michael Heß.

Gastgeber für die WZ: Auch Jazzkeller-Betreiber Bernard Bosil schaltet sich in die Diskussion ein.

Der Geschäftsführer von Haus und Grund in Krefeld ist einer von fünf Podiumsgästen, die mit WZ-Redaktionsleiter Michael Passon auf der kleinen Bühne im Jazzkeller diskutieren. „Während in anderen Städten die Innenstadt das teuerste Pflaster ist, beobachten wir seit Jahren einen Abwärtstrend in der Krefelder City“, erklärt Heß. Nach zwei Jahren Anlaufzeit sei jetzt immerhin der Arbeitskreis „Wohnen“ für die Innenstadt ins Leben gerufen worden. „Die Hausbesitzer in der Innenstadt müssen schnellstmöglich unterstützt werden“, fordert Heß. Viele der anwesenden Gäste wohnen selber in der Innenstadt und stimmen ihm kopfnickend zu.

Unter den Zuhörern ist auch Bürgermeisterin Gisela Klaer (M.).

Zustimmung gibt es auch für Ercüment Ak und seine unverhohlene Aussage, dass freies W-Lan für eine Innenstadt Pflicht sei. Klare Kante bezieht der Geschäftsführer von Sinn & Leffers auch zum Streitthema Parkplätze. Die Anzahl an Parkplätzen in der City reiche vollkommen aus. „Viel wichtiger wird es in Zukunft sein, dass wir etwas gegen den Leerstand tun und dabei nicht nur 08/15-Läden ins Zentrum holen“, verlangt Ak. Zum Thema Parkplätze hat Gerda Schnell noch einen Einwand. „Ich habe auf dem Weg hierhin 15 Falschparker fotografiert. Auf der Rheinstraße und der Carl-Wilhelm-Straße — das Problem ist schlimm“, berichtet die Bezirksvorsteherin. Ihrer Ansicht nach müsse die Polizei viel zu häufig Aufgaben des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) übernehmen. Der gleichen Ansicht ist auch Siegfried Leigraf. „Der KOD ist nicht mehr sichtbar in der Innenstadt. Vor einigen Jahren war das noch anders.“

Krefeld hautnah
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Dass dieser bei vermehrter Präsenz auch mit dafür sorgen könnte, die Müllproblematik in den Griff zu bekommen, lautet eine These aus dem Publikum. Als Experte für das Thema Sauberkeit ist GSAK-Chef Wilfried Gossen vor Ort, der zunächst noch mal beschreibt, wie beschwerlich es war, eine eigene Sondertruppe für die Reinigung der Innenstadt zu initiieren. „Gerade öffentliche Plätze sind in der City aber immer vermüllt“, beschwert sich ein Besucher. Gossen weist darauf hin, dass man sich von Seiten der GSAK bei den Reinigungszyklen an die Vorgaben in der Reinigungssatzung halten müsse. „Auch wenn meine Mitarbeiter mir sagen, da müssten wir öfter hin.“

1970, so sagt Manfred Grünwald, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine, sei in der Stadtmitte vieles besser gewesen. Weil das heute nicht mehr der Fall ist, engagiere er sich in einem Bürgerverein. Viele Gäste im Jazzkeller tun es ihm gleich. Sie alle haben ein Ziel: den Bezirk Stadtmitte von seinem Schmuddel-Image zu befreien.