Neueröffnung im Krefelder Zoo Umweltforscher gehen jetzt in die Box

Krefeld · Im Krefelder Zoo ist hinter dem Regenwaldhaus die „Walther-Gehlen-BildungsBox“ eröffnet worden.

Zoopädagogin und Biologin Gaby Borg erklärt Kindern aus der Klasse 4c der Grotenburgschule das Kochen mithilfe der Sonnenenergie.

Foto: Andreas Bischof

Der Unternehmer Walther Gehlen (1901-1989) war ein großer Förderer des Krefelder Zoos. Ob Affentropenhaus, Vogel- oder Regenwaldhaus – den Bau vieler richtungsweisender Gebäude an der Uerdinger Straße hat er mit seinen Spenden erst möglich gemacht. „Ohne ihn wäre der Zoo ein Meerschweinchen-Tiergarten“, zitierte am Freitag Friedrich Berlemann, Vorsitzender der Zoofreunde, einen Satz des ehemaligen Zoodirektors Walter Encke über den spendablen Krefelder. Nach diesem ist nun die „Walther-Gehlen-BildungsBox“ benannt worden, die direkt hinter dem Regenwaldhaus feierlich eröffnet wurde.

Naturkundliche Bildung war nach den Worten von Direktor Dr. Wolfgang Dreßen schon immer eine der wichtigsten Aufgaben des Zoos. Mit einigen wenigen Führungen ging dies ab der 1950er-Jahre los, mittlerweile sind daraus rund 1400 im Jahr geworden – und 2000 sollen es einmal werden. Hinzu kamen als weitere Bildungseinrichtungen 1985 die Zooschule und 2010 das Forscherhaus.

Krefelder Zoo gehört zu den
26 Bildungszentren des Landes

Seit 2020 ist der Zoo zudem eines von 26 vom Land geförderten BNE-Bildungszentren. Die Abkürzung bedeutet „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und soll dazu beitragen, die Zukunft für künftige Generationen gerecht zu gestalten. Ziel ist es, jungen wie älteren Menschen zu verdeutlichen, dass jede Handlung im täglichen Leben Einfluss auf andere Menschen und Tiere auf der ganzen Welt hat. Die neue Bildungs-Box mit einer Größe von 60 Quadratmetern ist ab sofort der zentrale Ort des Regionalzentrums unter dem Schlagwort „Zoo Krefeld – Umwelt entdecken“. Bisher fand die Arbeit des Zentrums meist unter freiem Himmel statt.

„Der sieht so etwas von gut aus“, freute sich Berlemann über den aus nachhaltigen Fichtenhölzern entstandenen Container, den ein Unternehmen aus Österreich gebaut hat. Laut Oberbürgermeister Frank Meyer sei es ganz typisch für den Zoo und seinen Leiter Wolfgang Dreßen, dass schon jetzt über eine mögliche Erweiterung der Box nachgedacht wird. Auf diese ließe sich nämlich eine zweite Etage aufsetzen.

Einige Kinder aus der Klasse 4c der benachbarten Grotenburgschule konnten sich gleich von der Qualität der Einrichtung überzeugen. Mit Mikroskop und Beamer war die frisch gefangene, lebende Larve einer Klein-Libelle in starker Vergrößerung zu sehen. Müll im Meer, der die Tiere schädigt oder die Möglichkeit, mit einem Solarkochen Essen zuzubereiten, wurden von Zoopädagogin Gaby Borg anschaulich vorgeführt. „Hier kann man viel tiefer in ein Thema eindringen“, hob sie die Vorteile der neuen Box hervor. Die Grotenburg-Schüler wissen es zu schätzen: Ein- bis zweimal pro Woche nutzen sie die Angebote der naturkundlichen Bildung in der Zooschule. Diese wird von sieben Lehrern betreut. Aber auch Angebote für Erwachsene sind nach Auskunft von Gaby Borg als Leiterin des Forscherhauses immer wichtiger geworden.

Im Mittelpunkt ihrer pädagogischen Arbeit stehen natürlich die Krefelder Zootiere. Bei den Humboldt-Pinguinen zum Beispiel, deren „Pool“ sich in unmittelbarer Nähe zur Box befindet, tragen Meeresverschmutzung und Überfischung zur Zerstörung des Lebensraums bei. Im Regionalzentrum wird darüber nicht nur diskutiert, sondern es werden auch Lösungsansätze erarbeitet.

Die Finanzierung des Projektes war unter anderem mit einer Förderung in Höhe von 180 000 Euro möglich, die von den Zoofreunden aus einer Schenkung von Walther Gehlen bestritten worden sind. Die Inneneinrichtung, das Lernmaterial, ein Internet-Anschluss und Hardware für den digitalen Unterricht konnten durch Fördermittel des Landes und EU-Fördermittel angeschafft werden. Das Land NRW finanziert auch eine Photovoltaikanlage, die im Herbst installiert wird.