Gesellschaftliche Teilhabe Damit Kinder mit Problemen nicht den Spaß an der Schule verlieren

Krefeld · Schule ist längst mehr als nur ein Ort zum Lernen. Sie ist Lebensraum. Lehrkräfte alleine können die ganzheitliche Betreuung nicht leisten. Deshalb baut die Stadt nun auch im Grundschulbereich die Schulsozialarbeit stark aus.

Schule ist längst ein Lebensraum und nicht mehr nur ein Lernort für Kinder.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schule ist so viel mehr als nur ein Ort, an dem das 1x1 und das Schreiben erlernt wird. Sie ist Lebensraum, in dem Kinder ihre Fähigkeiten und Stärken kennenlernen und entwickeln können, sie ausprobieren, mit Konflikten umzugehen, sie Werte wie Gleichheit, Toleranz und Achtung gegenüber Mitmenschen kennenlernen. Wo sie darin bestärkt werden, ihr späteres Leben als Erwachsener selbst zu gestalten. Doch Lehrer und Lehrerinnen alleine können dieses umfangreiche Bildungsziel längst nicht mehr leisten. Deshalb führt die Stadt seit über zehn Jahren kommunale Schulsozialarbeit an Krefelder Schulen im Bereich der Sekundarstufe I und II durch. In den vergangenen drei Jahren hat sie dieses Angebot außerdem an den Grundschulen stark ausgebaut. 

Allein 13 neue Stellen in drei Jahren für die Grundschulen

Seit einem Jahr ist die Schulsozialarbeit fest im Jugendhilfegesetz verankert. 21,5 Vollzeit-Stellen (einschließlich sechs Stellen der drei Träger Internationaler Bund, Invia und Sozialwerk Krefelder Christen) gibt es für den Krefelder Grundschulbereich, weitere 16,5 Stellen für die weiterführenden Schulformen. „13 Stellen davon im Grundschulbereich sind alleine in den letzten drei Jahren dazu gekommen, acht davon durch das Förderprogramm ,Aufholen nach Corona‘“, erläutert Stadtdirektor Markus Schön. Für das kommende Jahr gäbe es vom Land das Signal einer weiteren zwölfmonatigen Förderung. Er hofft darüber hinaus auf eine verbindliche langfristige Förderung seitens der neuen Landesregierung. „Das ist gut angelegtes Geld“, sagt Schön.

Die Schulsozialarbeit richtet sich grundsätzlich an alle Schüler und Schülerinnen; insbesondere jedoch an die Kinder und ihre Familie, die zusätzliche Unterstützung bei der Bewältigung individueller, sozialer und kultureller Benachteiligung benötigen. Um zu wissen, wo das vorrangig nötig ist, hat die Stadt einen schulformübergreifenden Schulsozialindex erstellt, und die 13 neuen Stellen nach dem Grundschulsozialindex entsprechend auf diese Stadtteile verteilt. „Vor allem die Stadtmitte und die südliche Innenstadt sind bedacht worden“, so Schön.

Um einen ganzheitlichen Ansatz für die Familien zu gewährleisten, ist die Schulsozialarbeit im Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung (ZfB) angesiedelt und nicht auf verschiedene Fachbereiche aufgeteilt. „Das ist ein Unikum in Deutschland“, sagt Fachbereichsleiterin Sonja Pommeranz. Für jede Schule werde gemeinsam mit allen involvierten Kräften ein schuleigenes Konzept erstellt, abhängig vom Sozialraum, der Zielgruppe, den Zielen und notwendigen Inhalten.

Claiere Berten ist eine Schulsozialarbeiterin und ist an der Johansenschule und Geschwister-Scholl-Schule im Einsatz. Ihre Arbeit fängt damit an, Benachteiligungen abzubauen, Schule als Wohlfühlort mit zu gestalten bis hin zu individueller Förderung. Dafür berät sie Kinder, Lehrkräfte, Schulleitung und Mitarbeitende des Offenen Ganztags. Beispielsweise sensibilisiert sie für kulturelle Unterschiede, um Familien aus anderen Kulturkreisen besser zu verstehen, klärt auf über Zeichen von Kindeswohlgefährdung. Hat aber auch immer ein offenes Ohr für  die Belange und Sorgen der Kinder selbst. „Wenn sie beispielsweise von ihrer Angst erzählen, Corona zu bekommen oder sich und andere anzustecken“, nennt Berten ein Beispiel. „Ich habe selber auch Angst“, sage sie ihnen und ermutige sie, über ihre Gefühle zu sprechen. „Im System Schule fällt so etwas im Regelfall hinten rüber.“ Nicht so bei den Schulsozialarbeitern.