Natur und Umwelt Die Gefahr klettert immer mit

Krefeld · Carsten Breker pflegt Bäume, dafür muss er auch schon mal hoch aufsteigen. Einen Unfall hatte er noch nicht, Kollegen hingegen schon.

Carsten Breker hat einen gefährlichen Job, für den viel Erfahrung nötig ist.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Carsten Breker trägt keine langen Haare, er hat sich auch keinen Bart stehen lassen. Auch seine Arme hat er nicht tätowiert. Der Ostwestfale ist Landschaftsbauer und Baumpfleger. Als solcher klettert er häufiger mal in die Wipfel. Breker filmt sich nicht bei der Arbeit. Er stellt seine waghalsigen Tätigkeiten nicht ins Netz. Die Youtube- und Instagram-Generation, die sich über die sozialen Netzwerke quasi vor ihren Followern selbst inszeniert und feiern lässt, stößt bei ihm auf wenig Gegenliebe.

Äußerlichkeiten spielen in seinem Metier eigentlich keine Rolle. „Selbstbeweihräucherung ist nicht mein Ding“, sagt der Mann, der mit seiner Ein-Mann-Firma unter anderem für die Stadt Krefeld selbstständig in Sachen Baumpflege unterwegs ist. Und da ist höchste Aufmerksamkeit gefragt, wenn er hoch über dem Boden an einem Seil hängend an Ästen oder Stämmen sägt. „Ich mache es aus Liebe zu den Bäumen, nicht des Geldes wegen“, sagt der Garten- und Landschaftsbauer Breker darüber, was ihn antreibt an diesem Job. Der Baum, das ist seine Passion.

Seit 2002 ist er damit beschäftigt. Vor 19 Jahren kam er an den Niederrhein. Seine Firma sitzt in Kempen. Über Bekannte kam er zu diesem Beruf. „Damals war es noch eine Nische. Heute ist es für viele ein cooler Job geworden. Viele junge Leute steigen da ein. Da sind auch viele Quereinsteiger dabei.“ Berufstaucher, andere Landschaftsbauer, aber auch Feuerwehrleute kämen dazu, aus allen Sparten gebe es Interessenten an den Baumpflege-Arbeiten. Und eben auch welche, die das Baumklettern als eine Art Trendsportart begreifen und sich wohl damit auch stilisieren.

„Der Job ist sehr gefährlich. Das sage ich ohne Umschweife“, erklärt Carsten Breker. Einen Unfall hatte er noch nicht. Kürzlich stürzte ein Berufskollege ab. Den Verunglückten kannte Breker nicht. Sein aufregendster Einsatz? Das will der 52-Jährige so nicht einordnen. „Jeden Tag kann irgendwo ein Missgeschick passieren. Die Angst muss man ins Positive übernehmen, wachsam sein, nicht zu schnell oben sein wollen.“ Übermut sei der häufigste Grund für Stürze, weniger das Material.

Parallelen zum Bergsteigen werden immer wieder herangeführt, doch bis auf die Artverwandtheit gebe es wenige Gemeinsamkeiten. Wenn Carsten Breker klettert, verwendet er eher statische Seile mit minimaler Dehnung. Er benutzt Doppelseile. Die Fallhöhe beträgt dann nur etwa zwei Meter, doch gestaucht wird er trotzdem. Die Wirbelsäule, die Gelenke kriegen alles ab. Die Karabiner-Haken sind die gleichen wie am Berg. „Es ist ein Job, den man bis ins hohe Alter machen kann. Schwindelfreiheit ist gefragt. Es ist sehr abwechslungsreich.“ Die Kletterer kennen sich, man hält zusammen. „Wir sind schon speziell“, sagt er.

In Brekers Job gibt’s
kein „learning by doing“

Alleine am Baum ist er nie. Immer stehen zwei Kletterer dabei. Breker ist sein eigener Chef. „Wir sind in der Lage jeden Baum an jedem Standort aufgrund unserer Klettertechnik zu fällen.“ Und das ohne Kran oder Steiger. Klettern und fällen, eine schwierige Kombination: „Das lernt man nicht einfach so. Man muss die Erfahrung vorher sammeln, nicht durch learning by doing.“

Im Winter stehen mehr Fällungen an als im Sommer. Der Vogelschutz steht im Vordergrund. Die Pflege sollte jedoch nicht beliebig stattfinden. „Wir beraten die Kunden auch kostenlos. Es geht nicht darum, möglichst viel abzuschneiden. Das ist keine fachgerechte Pflege.“