Tierwelt Ein Schaufenster für heimatlose Tiere
Krefeld · In Zusammenarbeit mit dem Krefelder Tierheim werden im Markt Fressnapf am Birkschenweg nun auch Vierbeiner und Nager vermittelt.
Dinara ist nicht gerne allein. Sie besitzt ein aufgewecktes Wesen, lehnt sich gerne an, ist eine verschmuste Dame, die aber auch mal ihren eigenen Kopf durchsetzen möchte, ihren starken Willen auslebt und mal jemanden an ihrer Seite bräuchte, der ihr die Grenzen aufzeigt.
Und Manni? Der geht am besten gar nicht mehr aus dem Haus. Auf eine Partnerin oder Weggefährten sollte er verzichten. Es soll ja für alle gut ausgehen. Denn Manni hat Aids, Katzen-Aids.
Der Kater wartet in der neu eingerichteten Adoptierstube der Tiernahrungskette Fressnapf auf ein neues Zuhause. Wie auch die Schäferhündin Dinara und das Kaninchen James. Ihre Steckbriefe sind an der Wand des Schutzhauses im Inneren des Marktes am Birkschenweg angeheftet. Hinter dem Glas dösen ein paar Nager in ihren kleinen Holzhäuschen im Stroh. Die interessierten Blicke der Menschen während der Präsentation scheinen sie nicht zu stören. Überhaupt liegt der Bereich eher abgelegen. So sei für genügend Ruhe gesorgt bei diesem Schaufenster für heimatlose Tiere.
Die Adoptierstube in Krefeld ist die siebte in ganz Deutschland. Angefangen hatte es 2013 in Marburg. Die Idee dazu kommt aus Amerika. Das Unternehmen Fressnapf verfolgt dieses Projekt zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund und den örtlichen Tierheimen und will in der Zukunft noch weitere Märkte mit diesen Angeboten versorgen, wie Claudia Bethke, Beauftragte für gesellschaftliches Engagement der Tiernahrungskette sagt.
Die Adoptierstube soll dabei ein alternatives Modell zum Lebendverkauf in der Zoohandlung sein, aber kein Angebot des bloßen Gucken-und Mitnehmens. Eine Vermittlung soll dort beginnen, mehr noch nicht. Einer Erstberatung im Markt durch sachkundiges Personal selbst folgt obligatorisch noch ein Besuch und eine persönliche Vorstellung des Kunden im Tierheim, wie Frank Schankat sagt.
Der Leiter des Krefelder Tierheims sieht in der Adoptierstube eine „neue Plattform“ für seine Einrichtung und ist angetan: „Die Geschichte ist toll gemacht.“ Er und seine Mitarbeiter wollen den interessierten Käufern auf den Zahn fühlen, ob eine eventuell spontane Anschaffung für die bestimmte Person wirklich eine gute Idee ist. Es geht dann ins Detail. Zudem bekommt der Kunde noch wichtige Informationen zur artgerechten Haltung an die Hand. Erst dann kann die Übernahme im Markt erfolgen. So soll vermieden werden, dass die Tiere nach kurzer Zeit wieder in der Natur ausgesetzt werden, weil der schnelle Kauf sich in der Praxis als Missverständnis herausgestellt hat – oder schlimmer noch: wenn die neuen Mitbewohner vernachlässigt werden und verkommen. Gerade in der frühen Corona-Zeit der restriktiven Kontaktbeschränkungen hätten sich viele Leute einen tierischen Mitbewohner angeschafft.
Die Exemplare in der Adoptierstube seien allesamt untersucht und geimpft, sagt Schankat, der zweimal pro Woche die neue Einrichtung besuchen will, um sich ein Bild der Lage zu machen. „Wir waren anfangs skeptisch, was dieses neue Modell angeht, haben uns dann aber überzeugen lassen. Die Adoptierstube kommt allen zu Gute. Es schlägt eine Brücke vom Kunden zum Tierheim“, sagt Ralf Schneider vom Deutschen Tierschutzbund: „Die Reichweite des Tierheims wird damit erweitert.“ Die Verweildauer in den Unterkünften könne zudem verringert werden.
Sechs Hasen und eine Rattengruppe hätten schon neue Besitzer gefunden, wie Marktleiterin Yvette Holz sagt. Dinara und James müssen jedoch noch warten. Käufer zahlen eine Schutzgebühr, die zu 100 Prozent an das Tierheim fließen soll.