Ringen Focken bringt Kinder in Bewegung
Mitte · KSV-Germania-Chef engagiert sich sozial. Sein Verein erhält eine neue Ringermatte.
Georg Focken ist ein großer Mann mit breiten Schultern und festem Händedruck. Seine Gestalt verrät seine Vergangenheit als Ringer. Er sieht auch mit seinen 58 Jahren noch so aus, als könnte er auf der neuen Matte noch beherzt zupacken, die dort vor ihm ausgerollt liegt. Jungen und ein paar wenige Mädchen sitzen im Kreis, immer wieder treten sich zwei gegenüber, werfen sich gegenseitig zu Boden, angefeuert von den anderen und unter Aufsicht von Trainer Claudio Ingrassias.
Kinder und der KSV Germania Krefeld, die Heimat der Weltklasse-Ringerin Aline Rotter-Focken, das soll eine Symbiose für die Zukunft sein. Der Club hat in Person seines Vorsitzenden und langjährigen Trainers Georg Focken eine Kooperation mit der Grundschule Lindenstraße und der Kita Hubertusstraße aufgebaut. Kinder sollen schon im Vorschulalter zum Sport und zum Ringen gebracht werden. Zwei Gruppen kommen von dort einmal in der Woche in die Turnhalle an der Steinstraße, wo sie „nicht nur die Grundregeln des Ringens erlernen sollen“, wie der Verein sagt. Durch den sozialen Hintergrund vieler Kinder in dieser Gegend leiste man auch „Basis-Pädagogik.“
Georg Focken ist vom Projekt angetan: „Die sind begeistert, wir sind begeistert.“ Da hilft auch die neue 100 Quadratmeter große Ringermatte, die der Club zusammen mit der Sparkasse Krefeld finanziert hat.
Focken war selbst Ringer. Mit sechs Jahren ging er auf die Matte, mit zwölf hörte er wegen seines Trainers auf. Er kam mit ihm nicht zurecht. Mit 17 holten ihn seine alten Freunde zurück in den Ringer-Sport. 24 Jahre später erst beendete er seine aktive Karriere, fungierte als Trainer und führte seine Tochter Aline 2014 zu WM-Gold. Heute will es der 1,90 Meter große Mann etwas entspannter angehen: „Ich will es mit den Kleinen mal probieren. Mal sehen, ob es funktioniert.“ Focken kümmert sich also um den Nachwuchs: „Je jünger, desto besser“, sagt er: „Wir wollen an Kinder herangehen, die noch nicht so geformt sind.“ Dreijährige, so schildert er, kletterten noch einfach die Seile hoch, diese Aktivität habe er bei Sechsjährigen nicht mehr gesehen. Kinder in Bewegung bringen, zum Ringen insbesondere, das treibt Focken an. Und das in der Ringer-Diaspora Deutschland.
Körperbeherrschung, Koordination. Gerade in sozial schwächeren Gegenden leistet er mit seinen Trainern auch Integrationsarbeit. Er vermittelt Werte, wenn man so will. Respekt untereinander, der Umgang mit Siegen und Niederlagen. Focken hat anfangs erlebt, wie Kinder sich prügelten, er zog rote Linien: „Wenn ich Stopp sage, ist Schluss“, fügt er an. Heute stellt er fest: „Die Kinder sind ruhiger geworden. Sie schlichten untereinander. Sie geben sich zur Begrüßung die Hand.“
Der 58-Jährige kennt die Aufgaben, die Schulen, Kindergärten und Vereinen immer mehr zukommt: die Erziehung, die Vermittlung von Regeln und Werten. Daher hat sich auch die Sparkasse bei der Finanzierung der Ringermatte beteiligt. Michael Rotthoff, Referent für Stiftungen, sagt: „Germania leistet eine hervorragende Jugendarbeit. Es geht um Sozialisierung und Integration. Uns gefällt das Konzept, die Öffnung für junge Gruppen.“
Anfragen gebe es „ohne Ende“, berichtet Focken. „Das Personal ist aber leider begrenzt.“ Nachwuchsprobleme habe der KSV Germania nicht, sagt der Vorsitzende. Unter den 300 Mitgliedern seien etwa 60 Kinder. Gerade bei vielen Familien mit Migrationshintergrund sei das Ringen populär. Das Angebot spricht sich herum. „Bei uns herrscht ein guter Zulauf.“ Die neuen Weltmeister sollen nachwachsen. Auf der neuen Ringermatte ist noch viel Platz. Und der Aufbau dauert nicht mehr so lange wie bisher.