Protest Bürger sammeln Unterschriften gegen Bebauung am Hülser Bruch
Krefeld · Initiative lehnt Vorschläge im Regionalplan für neues Bauland ab. Streit zwischen Grünen und SPD entbrannt.
Schon vor 17 Jahren hat sich die Bürgerinitiative „Hände weg vom Hülser Bruch“ gegründet. Erfolgreich kämpfte sie damals gegen neue Wohngebiete. Jetzt hat sie diesen Kampf mit Info-Flyern, einer Homepage, einer Online-Petition und einer Unterschriftenliste wieder aufgenommen.
Zum Hintergrund: Der Regionalrat hatte am 27. Juni die erste Änderung des vier Jahre alten Regionalplans beschlossen. Denn die Bezirksregierung will neuen Wohnraum schaffen. Für Krefeld werden knapp 71 Hektar Fläche für eine zusätzliche Bebauung vorgeschlagen. Dazu zählt unter anderem eine Fläche von 2,1 Hektar (21 000 Quadratmeter) an der Von-Harff-Straße in Hüls.
„Angesichts der aktuell besorgniserregenden klimatischen Veränderungen und des Artensterbens ein unverantwortlicher Vorgang“, sagt die Bürgerinitiative dazu. Bei dem Gebiet handele es sich um einen Teil der Kulturlandschaft Flöthbachniederung/Hülser Bruch. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren viel Geld eingesetzt, um die Flöthbachaue ökologisch aufzuwerten. Sie sei Heimat von über 59 Vogelarten, Säugetieren und Amphibien. „Die Bestrebung, in der Nähe bauen zu wollen, konterkariert diese Investitionen und wertet sie entsprechend ab.“
Schon mehr als 2300 Bürger schließen sich Petition an
Die Begründung, dass dringend Wohnraum gebraucht wird, möchte die Bürgerinitiative für Krefeld außerdem nicht stehen lassen. Sie verweist dazu auf sinkende Bevölkerungsprognosen und erklärt, dass die Stadt zu 50 Prozent Single-Haushalte habe – mit steigender Tendenz. Benötigt würden daher innerstädtische Wohnungen von kleiner und mittlerer Größe und keine Einfamilienhäuser am Stadtrand. „Aus diesem Grund wäre es falsch, neue Wohngebiete auszuweisen“, folgert die Bürgerinitiative, für deren Pressemitteilung Günter Föller verantwortlich zeichnet. Er engagiert sich auch als Bezirksvertreter bei den Grünen in Hüls.
Nach Auskunft von Föller hat es schon zwei Info-Stände auf dem Hülser Markt gegeben. Mehrere Hundert Unterschriften seien gesammelt worden, der Petition haben sich schon mehr als 2300 Bürger angeschlossen. Nach den Sommerferien sind weitere Info-Stände geplant.
Auch Bündnis 90/Die Grünen haben erklärt, dass sie mit dem Vorgehen des Regionalrates ganz und gar nicht einverstanden sind. Sie laden deshalb zu zwei Info-Veranstaltungen ein: Unter dem Titel „Neue Baugebiete in Krefeld – Adé Klimaschutz“ am 3. September, 18 Uhr, im Gemeindehaus St. Hubertus. Und am selben Abend um 19 Uhr in Hüls im Haus Wahlen. Dort geht es speziell um die Fläche in Hüls.
Jürgen Hengst (SPD) hat im Regionalrat gemeinsam mit Manfred Läckes (CDU) als Krefelder Vertreter der ersten Änderung des Regionalplans zugestimmt. Vor allem das Vorgehen der Grünen kritisiert er scharf, spricht von „populistischen Forderungen“ und von „Halbwahrheiten“. Der Regionalrat habe sich ursprünglich mit 300 Standorten für Wohnbebauung in NRW beschäftigt. 15 davon in Krefeld, von denen sechs am Ende übrig geblieben seien. Nur eine davon liege in Hüls, nämlich an der Von-Harff-Straße. Eine ebenfalls ins Auge gefasste Fläche Am Königspark sei schon gar nicht mehr im Verfahren. Und zu den Chancen der Umsetzung einer Planung im Bereich Von-Harff-Straße sagt der SPD-Politiker: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Bisher, so hebt Hengst hervor, gehe es ja auch nicht um eine konkrete Umsetzung, sondern um eine bloße Prüfung. Außerdem liege es ausschließlich in den Händen der Stadt Krefeld, wo Flächen für eine Wohnbebauung geschaffen werden.
„Wir brauchen Bauland“, hebt er allerdings hervor. Denn Krefeld liege nun mal im direkten Einzugsgebiet der „Schwarmstadt“ Düsseldorf. Deshalb seien vor allem Flächen mit einer guten Anbindung an den Personennahverkehr für eine Entwicklung interessant. Das treffe auf die Areale Oppum-Süd und Ottostraße zu, die nun ebenfalls in der Diskussion sind. Auch hier hat sich schon Widerstand gebildet.
In der Innenstadt, so Jürgen Hengst, besitze die Stadt gar keine Liegenschaften, um Wohnbebauung zu entwickeln. „Da müssten wir erst an Grundstücke kommen.“ Und einen Einfluss auf Privatpersonen, die Wohnungen leer stehen lassen, habe die Stadt nicht.
Für Montag hat die SPD-Fraktion Bürger, die sich mit Beschwerden an sie gewandt haben, zu einem Info-Gespräch eingeladen. Jürgen Hengst hofft, viele Bedenken ausräumen zu können.