Landschaft Pläne für weitere 71 Hektar Bauland in Krefeld sorgen für Aufregung

Krefeld · Eine Bürgerinformation gibt es nicht. Grüne warnen vor Versiegelung von wertvollen Landschaftsflächen.

Grüne warnen vor Versiegelung von wertvollen Landschafsflächen. Symbolbild: dpa

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Bezirksregierung Düsseldorf sucht gemeinsam mit den Kommunen nach neuen Standorten für zusätzlichen Wohnraum im der Region. Der Regionalrat hat am 27. Juni die erste Änderung des erst vier Jahre alten Regionalplans beschlossen, in dem für Krefeld knapp 71 Hektar Fläche für zusätzliche Wohnbebauung vorgeschlagen sind. Die baupolitische Sprecherin der Grünen, Ana Sanz, ist entsetzt: „Wir verstehen absolut nicht, wieso noch mehr landwirtschaftlicher Raum und kostbare Böden geopfert werden sollen, obwohl der bestehende Regionalplan für etwa 8400 Wohnungen bereits große Flächenreserven ausweist und die Bezirksregierung für 2040 einen Rückgang der Haushalte in Krefeld errechnet hat.“

Vom 26. Juli bis zum 30. September können sich Bürger und Verbände im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zu den Plänen äußern. Eine Informationsveranstaltung seitens der Stadt Krefeld wird es dazu nicht geben. Ein entsprechender Antrag der Grünen-Fraktion war in der letzten Ratssitzung gescheitert.

Pro Sekunde werden sechs Quadratmeter Fläche zugebaut

„Das ist ein Unding“, sagen Heidi Matthias und Günter Föller von den Grünen. Statt der vom Umweltbundesamt im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie vorgeschlagenen maximal 30 Hektar pro Tag zu versiegelnden Flächen, würden derzeit deutschlandweit täglich 60 Hektar zugebaut. „Sechs Quadratmeter pro Sekunde“, rechnet Föller vor.

Deshalb sprechen sich die Grünen auch gegen diese möglichen, zusätzlichen Wohnbau-Flächen in Krefeld aus. „Zumal die Flächen ökologisch wertvoll sind, sich auch die Landwirte gegen die Versiegelung wertvollen Ackerbodens aussprechen, zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt Natur erhalten bleiben muss – und die prognostizierte Bevölkerungszahl von derzeit 226 700 auf 223 400 sinkt“, so die Krefelder Grünen.

Als zusätzliche Baugebiete sind vorgeschlagen in Krefeld-Nord eine 5,5 Hektar große Ackerfläche am Hökendyk sowie eine 5,3 Hektar große Weidefläche an der Kliedbruchstraße. In Krefeld-Ost eine 8,2 Hektar große Ackerfläche gegenüber des Elfrather Friedhofs mit „Wegfall besonders schützenswerter fruchtbarer Böden“. In Krefeld-Hüls eine 3,1 Hektar große Fläche an der Von-Harff-Straße, mit Nähe zur Flöthbachniederung sowie zum Biotopkataster Hülser Bruch sowie der Jagdfläche für den benachbart brütenden Steinkauz.

Zwei Gebiete sind an den Bau
von Bahnhöfen gekoppelt

Eine Besonderheit sind die vorgeschlagenen Flächen an der Otto-Straße im Kempener Feld mit 30,5 Hektar und an der Hauptstraße in Oppum-Süd mit 18,2 Hektar. Diese möglichen neuen Wohngebiete sind gekoppelt an den Bau von Bahnhöfen für die Deutsche Bahn und den VRR. Während ein solcher Haltepunkt Am Obergplatz/Ottostraße in einigen Jahren entstehen soll, ist der an der Hauptstraße derzeit nur eine Option. Beides möchten die Grünen am liebsten verhindern: „Im Ergebnis der Umweltprüfung werden die Auswirkungen eines Siedlungsbaus in Oppum schutzübergreifend als erheblich eingeschätzt und auch an der Ottostraße sind die klimarelevanten Böden mit großer Wasserrückhaltefähigkeit in Gefahr.“

Mitmachbauernhof Mallewupp
fürchtet um seine Existenz

Auch der Mitmachbauernhof Mallewupp möchte das abwenden. „Wenn dieses Gebiet zu Bauland wird, sehen wir unsere Existenz gefährdet“, sagt Ute Meding vom Vorstand. Der Verein sei seit mehr als zehn Jahren am Standort im Kleingartengelände Uhlenhorst beheimatet und habe sein Angebot regelmäßig erweitert. Meding hat die Sorge, dass bei der aktuellen Planung monetäre Interessen vor ökologischen stehen. Nicht nur der Mitmachbauernhof, sondern unter anderem auch Kleingärten, Höfe, Landschaftsschutzgebiet und Biotopflächen wären betroffen.

Ratsherr Jürgen Hengst, der für die SPD im Regionalrat sitzt, hält die Kritik der Grünen zu diesem Zeitpunkt für Wahlkampfgetöse: „Der entstehende Eindruck, es handele sich hierbei um politisch beschlossene neue Flächen, ist falsch.“ Vielmehr gebe man der Bezirksregierung damit nur die Möglichkeit, die Flächen zu untersuchen. Ob und wann und dort gebaut werde, habe letztendlich die Stadt Krefeld zu entscheiden. „Es macht mehr Sinn, die im Flächennutzungsplan schon festgelegten Potenziale wie Plankerheide erst einmal zu entwickeln, statt weitere Gebiete auszuweisen“, betont Ana Sanz.