Qualitätsbericht Darum wird der Bahnverkehr in NRW immer unpünktlicher
Bielefeld · Millionen Menschen nutzen in NRW täglich den Nahverkehr. Der wird aber immer unpünktlicher. Oft sind Baustellen der Grund. Das ist aber nicht der einzige.
Der Bahnverkehr in NRW ist unpünktlicher geworden. Im vergangenen Jahr waren sowohl Regionalexpresslinien als auch Regional- und S-Bahnen noch seltener im Zeitplan als 2017. Nur 84 Prozent aller Fahrten kamen pünktlich an. Im Vorjahr waren es noch 87 Prozent gewesen. Dies geht aus dem neuen Qualitätsbericht für den sogenannten Schienenpersonennahverkehr hervor. Auftraggeber war das NRW-Verkehrsministerium.
„Der Bericht zeigt deutlich, dass Engpässe sowohl auf Seiten der Infrastruktur und als auch beim Fachpersonal negative Auswirkungen auf die Betriebsqualität vieler Nahverkehrslinien haben“, sagte der Leiter des Kompetenzcenters ITF NRW, Kai Schulte, das den Bericht angefertigt hatte.
Hinzu kommt, dass mehr Menschen als zum Beispiel noch vor acht Jahren mit dem Zug fahren. Von Montag bis Freitag wurden im Schnitt täglich etwa 2,7 Millionen Ein- und Aussteiger in NRW gezählt. 2010 waren das noch 2,4 Millionen und damit rund 15 Prozent weniger. Zuvor hatten die „Westfälischen Nachrichten“ (Donnerstag) berichtet.
Auf manchen Strecken war die Verspätungsquote indes noch höher als im Schnitt: Nur etwas mehr als jeder zweite Zug der Linien RE1 und RE5 beispielsweise fuhr demnach pünktlich. 2017 wurde etwa für den RE1 noch eine Pünktlichkeitsquote von 60 Prozent angegeben. Wer in NRW mit der S-Bahn fährt hat dagegen gute Chance wie geplant anzukommen. Die Pünktlichkeitsquote lag hier bei 90 Prozent und damit deutlich über der von den Regionalexpress-Zügen mit 78,2 Prozent.
Dem Bericht zufolge liegt das an der hohen Auslastung vieler Strecken und zahlreicher Bahnhöfe. Diese seien oft überlastet und Verspätungen könnten über den Verlauf der Fahrt kaum aufgeholt werden. Hat ein Zug erst mal eine Verspätung, kann sich das unmittelbar auf die anderen Linien auf derselben Strecke auswirken.
Doch das ist nicht das einzige Problem: Wo kein Lokführer ist, kann auch kein Zug fahren. Fachkräftemangel und Personalnot bei den Bahnunternehmen führten dem Bericht zufolge immer wieder zu Zugausfällen. Bei der S68 - eine Entlastungslinie in Hauptverkehrszeiten - fiel zum Beispiel fast jede vierte Fahrt aus. Bei Krankheitsfällen würden die Lokführer dieser Linien kurzfristig für die Hauptlinien abzogen, erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn, die die S68 betreibt.
Die Bahn ist mit ihrer DB Regio AG der größte Player auf dem nordrhein-westfälischen Bahnmarkt mit einem Anteil von 60 Prozent. Über 1600 Lokführer arbeiten für sie in NRW. Sie seien jedoch Mangelware geworden und würden dringend gebraucht, hieß es vom Unternehmen. Dafür suchen Recruiter des Konzerns mittlerweile nach Quereinsteigern.
Probleme bereiteten auch die vielen Großbaustellen im NRW-Schienennetz. Zwischen Duisburg und Essen, Dortmund und Hamm oder bei Bielefeld wurde im vergangenen Jahr in Vorbereitung auf den neuen Rhein-Ruhr-Express gebaut. Zugausfälle und Schienenersatzverkehr waren teils die Folgen. Auch in diesem Jahr geht es weiter: Ab Samstag saniert die Bahn Teile des Netzes zwischen Düsseldorf und Essen - für sechs Wochen.