Krefelder Tierheim In Corona-Zeiten sehnen sich viele nach einem Tier
Krefeld · Die Corona-Zeit wurde von vielen Menschen dazu genutzt, sich ein neues Haustier zuzulegen. Homeoffice und Kurzarbeit sorgen für mehr Zeit zu Hause, in die sich die Eingewöhnungszeit für ein Tier leichter integrieren lässt.
Die steigende Zahl der Tierbesitzer kann auch Mona Schellscheidt, stellvertretende Leiterin des Krefelder Tierheims, bestätigen. „Seit dem 1. März bis Anfang Juli haben wir zehn Hunde vermittelt, das ist schon viel“, erzählt sie. „Insgesamt haben 129 Tiere von uns in dieser Zeit ein neues Zuhause gefunden.“ Besonders gefragt sind Hauskatzen. 35 von ihnen wurden in den letzten Monaten an neue Besitzer vermittelt. Ebenso wie 44 Vögel, 35 Kleintiere und fünf Reptilien.
Dabei verlief das Auswahlverfahren nicht wie sonst, bei dem die Interessenten ins Tierheim kommen und sich umschauen. „Auch in der akuten Corona-Phase wollten wir einer Tiervermittlung nicht im Wege stehen und haben die Auswahlverfahren am Telefon durchgeführt“, berichtet Mona Schellscheidt. „Die Interessenten haben uns gesagt, was für ein Tier sie in etwa suchen, und wir haben geschaut, ob wir ein passendes da haben.“ Die strengen Auflagen waren wichtig, um die Betreuung für die Tiere zu gewährleisten. „Eine Ansteckung mit Corona wäre einfach nicht machbar gewesen“, gibt die stellvertretende Tierheimleiterin zu.
Das Tierheim mit vier Mitarbeitern gewuppt
Und so hatte man zu Beginn der Pandemie zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen müssen. Die Mitarbeiter wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe hatte zehn Tage im Tierheim gearbeitet und auch dort übernachtet. Nach zehn Tagen wurde mit der zweiten Gruppe gewechselt. „Wir haben das Tierheim täglich mit vier Mitarbeitern gewuppt“, erinnert sich Schellscheidt. „Wir mussten von jetzt auf gleich alles umorganisieren.“ Wo normalerweise in zwei Schichten jeweils sechs Mitarbeiter arbeiten, waren plötzlich vier Mitarbeiter den ganzen Tag für das gesamte Tierheim zuständig.
Ein wichtiger Bestandteil des Tierheims sind die vielen ehrenamtlichen Helfer, die mit den Hunden Gassi gehen oder sich um die Katzen kümmern und mit ihnen spielen. Auch dies war zunächst nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich. Mittlerweile ist in der Tierbeherbergungsstätte wieder etwas mehr Normalität eingekehrt. Eine Tiervermittlung ist allerdings immer noch nur mit einer vorherigen Terminabsprache möglich.
Während der letzten Monate wurden auch wieder Tiere im Tierheim abgegeben – insgesamt 109. Jedoch keins davon im direkten Zusammenhang mit Corona, so Schellscheidt. Unter ihnen befinden sich auch das kleine Hausschwein „Harvey“ und ein junger Schwan mit aufgerissener Schwimmflosse. „Den Schwan werden wir in den kommenden Tagen wieder an seinen Fundort zurückbringen“, so Schellscheidt. Ihn dürfe man nicht so lange von seinen Eltern trennen. Für das kleine Schwein hofft die stellvertretende Tierheimleiterin schnell wieder ein neues Zuhause zu finden.
Rasenmäh-Roboter
gefährden kleine Igel
Besonders hoch ist die Zahl der verletzten Wildtiere, die zuletzt im Tierheim abgegeben wurden. Im Zeitraum März bis Juli waren es 411. Unter ihnen, neben Wildvögeln, Eichhörnchen, Wildkaninchen und Mardern, waren auch 211 Igel. „Die Igel leiden sehr unter den neuen selbstfahrenden Rasenmähern“, weiß Schellscheidt. „Diese fahren meistens nachts durch die Gärten. Da Igel nachtaktiv sind, werden sie oft überfahren und schwer verletzt.“ Im Tierheim werden sie von der hauseigenen Tierärztin behandelt und in der Igelstation aufgepäppelt, bis sie wieder ausgewildert werden können.