Studie Krefeld - Keine Chancen für Frauen?
Krefeld. Tanja Rautenberg war vor einem Jahr in Krefeld auf Jobsuche. Die 35-Jährige wollte endlich wieder in ihrer Heimatstadt arbeiten und nicht länger in Düsseldorf. Sie hat sich auf 25 bis 30 Stellen beworben und wurde zu zahlreichen Bewerbungsgesprächen eingeladen: „Das Problem war allerdings, dass mir hier brutto 1000 Euro weniger geboten wurden.
So musste ich nach einem dreiviertel Jahr doch wieder auf einen Job in Düsseldorf zurückgreifen“ so Rautenberg.
Krefeld ist seit Jahren auf den letzten Plätzen
Dieses Problem bestätigt auch eine Studie, die der Focus zusammen mit den Kölner Sozialforschern Tina Vossbeck und Wolfgang Steinle herausgebracht hat. Hier wird Krefeld als frauenunfreundlichste Stadt bezeichnet, in der Frauen sowohl schlechte Jobchancen haben als auch erhebliche Einbußen beim Einkommen hinnehmen müssen. Auch Heike Hinsen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, kennt das Problem: „Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Krefeld bei der Frauenerwerbstätigkeit auf den letzten Plätzen liegt. Das ist leider kein neues Phänomen. Dennoch finde ich es erschreckend, dass wir bundesweit auf dem vorletzten Platz liegen.“
Unternehmen müssen stärker eingebunden werden
Dass das Potenzial gegeben ist, daran hat Hinsen keine Zweifel. Es sei aber auch notwendig, die Unternehmen mit ins Boot zu holen: „Wir sprechen Unternehmen gezielt an, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Viele Krefelder Unternehmen haben auch bereits reagiert und flexible Arbeitszeiten eingeführt, damit Frauen Kind und Beruf verbinden können“, so Hinsen.
Trotzdem sei noch „viel zu tun“. Sowohl die Agentur für Arbeit als auch die IHK konnten gestern zu der Studie noch keine Aussage treffen, da die Ergebnisse erst noch ausgewertet werden müssen. Krefelderinnen, die am Brückentag die Sonne bei einem Gang durch die Innenstadt genießen sind da auskunftsfreudiger. Sonja Kattermann „kann nicht bestätigen“, dass Frauen in Krefeld schlechte berufliche Aussichten haben. „Ich habe aber auch eine Chefin“, sagt die Versicherungsangestellte.
„Ich würde nicht sagen, dass Krefeld frauenunfreundlich ist. Nach meiner Erfahrung haben wir keine schlechteren Chancen hier.“
„Ich glaube nicht, dass das typisch für Krefeld ist. Dass Frauen weniger Geld bekommen, war schon immer so“, sagt Marcella Meloni, die gerade auf Besuch in ihrer alten Heimat ist und zurzeit in London wohnt. Die 53-Jährige habe eher das Gefühl, dass die Gleichberechtigung allgemein auf dem Rückzug ist. Der Meinung ist auch Angelina Gatto: „Dass Frauen weniger verdienen, ist ein globales Problem“, sagt sie. Gleichstellungsbeauftragte Heike Hinsen kritisiert die Studie dafür, dass sie zu viele unterschiedliche Aspekte „in einen Topf wirft“. Dadurch sei die Erhebung zu unspezifisch.