Gewerbe Gewerbegebiet an der A44 soll erste Hürden nehmen

Krefeld · 81 Hektar soll das „Interkommunale Gewerbegebiet“ von Krefeld und Meerbusch diesseits und jenseits der A44 einmal sein. Ende August sollen die Stadträte zu dem Thema tagen.

Stellten die Pläne für das Gewerbegebiet vor (v.l.): Eckart Preen, Wirtschaftsförderung, Oberbürgermeister Frank Meyer, Städtkämmerer Ulrich Cyprian.

Foto: wz/strücken

81 Hektar – das ist die Zahl, die die Herzen des Oberbürgermeisters, der Wirtschaftsförderer, von Ratsmitgliedern, aber auch von Vertretern der Arbeitsagentur höher schlagen lässt: So groß nämlich könnte das „Interkommunale Gewerbegebiet“ von Krefeld und Meerbusch diesseits und jenseits der A44 einmal sein. Seit Jahren in der kontroversen Diskussion, bewegt sich nun etwas. Den beiden Stadträten wird am 20. August in Krefeld und voraussichtlich am 27. August in Meerbusch eine wortgleiche Vorlage zur Entscheidung vorgelegt. Damit sollen die Verwaltungen beauftragt werden, einen landesplanerischen Vertrag zur Entwicklung des Interkommunalen Gewerbegebiets zwischen dem Land sowie den Städten Krefeld und Meerbusch zu schließen.

Eines der „attraktivsten Gewerbegebiete in ganz NRW“

„Das ist eine Riesenchance für die Region“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer gestern. Solche Flächen mit einem solchen Potenzial gebe es nur noch selten. Meyer rechnet mit einem Potenzial von mehr als 3000 Arbeitsplätzen. Mit der Anbindung an die Autobahn und den Düsseldorfer Flughafen sei dies eines der attraktivsten Gewerbegebiete in ganz NRW. Geplant seien hochwertige Arbeitsplätze für Fachkräfte. Dies sei im Hinblick auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen in Krefeld sowie die Corona-Folgen  ein wichtiger Aspekt. Eckart Preen, Leiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und designierter Wirtschaftsdezernent, machte mit einer Zahl die Bedeutung des angedachten Gebiets deutlich:  „Wenn wir alles zusammenrechnen, was wir derzeit in Krefeld an Flächen anbieten können, sind dies insgesamt weniger als 40 Hektar.“

Mit der Zustimmung des Rates könne die Verwaltung mit den Arbeiten starten. Das sei vor allem im Hinblick auf die Kommunalwahl wichtig. Die neuen Gremien werden sich frühestens im November formieren, so dass wertvolle Zeit verloren gehe, wenn der Beschluss nicht Ende August fallen würde, sagte Meyer. Notwendig sei etwa die Entscheidung über ein  Trägermodell für das Projekt. Hier zeichnet sich ein öffentlich-rechtliches Modell ab, das paritätisch mit Vertretern beider Städte besetzt werden soll. „Ich möchte eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, so Meyer, auch wenn auf Krefelder Seite der größere Teil der Fläche liege. Zugleich sollen laut Planungsdezernent Marcus Beyer der Rahmenplan für das städtebauliche Konzept sowie die Bauleitplanung angegangen werden. Die Frage, wie ein möglicher Ausgleich der unterschiedlichen Gewerbesteuersätze in Krefeld und Meerbusch aussehen könnte, sei zu späterer Zeit ebenfalls zu klären.

Alle Beteiligten geben zu, dass der Weg zum Gewerbegebiet noch lang und steinig sein wird. Meerbusch tut sich schwer mit dem Gebiet. Seit die Größe der Gewerbefläche auf 30 Hektar verkleinert wurde, stehen die Chancen einer Zustimmung besser. Aber selbst wenn beide Stadträte Ende August grünes Licht für den landesplanerischen Vertrag geben, wird es dauern, bis die ersten Firmen sich ansiedeln können.  Beyer spricht von einem „mittelfristigen Zeithorizont“. Das hat baurechtliche und planerische Gründe.

Ein weiterer Grund wiegt aber noch schwerer: „Die Flächen gehören derzeit ganz überwiegend anderen Leuten“, sagte Meyer. Heißt konkret: Über die Grundstücke muss mit den Eigentümern verhandelt werden. Dabei werde es nicht nur um einen Kauf, sondern auch um Grundstücks-Tauschgeschäfte gehen. Meyer gibt zu, dass dicke Bretter zu bohren sind, und die Kosten dafür hoch sein werden. Er hofft auf Unterstützung des Landes. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sehe in den Flächen ein Gewerbeleuchtturmprojekt für NRW. Zwar habe Krefeld im Haushalt Mittel für Grundstückskäufe, allerdings nicht in diesem Umfang.

Sollte der Rat in Meerbusch dem Projekt nicht zustimmen, so lässt der Oberbürgermeister keine Zweifel, das Projekt dann auch alleine durchzuziehen. „Das wollen wir aber nicht. Denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Zudem gibt es ein Hindernis: In Krefeld können die Flächen im Gegensatz zu denen in Meerbusch bisher nur als Interkommunales Gebiet vermarktet werden. „Zum Zeitpunkt der Aufstellung des Regionalplans hat die Landesplanung keinen zusätzlichen Gewerbeflächenbedarf für die Stadt Krefeld gesehen“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer. „Das sei heute anders. Wir gehen davon aus, dass wir die Flächen absehbar auch selber entwickeln könnten.“