Theaterplatz Nur wenige Besucher auf dem Theaterplatz
Krefeld · Karnevalserwachen hatte Premiere und muss sich erst noch etablieren. Das Martinssingen ging baden.
12.30 Uhr, die Temperaturen sind frostig, die Stimmung ist auch noch weit entfernt vom Siedepunkt. „Ist immer schwierig, an solchen Tagen frei zu bekommen“, ruft Moderator Fabian von der Venn den rund 100 Menschen vor den Bühne zu. Etwa zehn von ihnen sind verkleidet. „Aber gleich kommt noch der OB, vielleicht beantragen wir mal, dass der 11.11. zum Feiertag wird.“
Das Karnevalserwachen auf dem Theaterplatz ist neu, die Konkurrenz in Köln und in Düsseldorf (nur eine Straßenbahnfahrt entfernt) traditionsreich und stark. Das Event muss sich erst noch etablieren – und das war selbst bei den Vorbereitungen zu spüren, zum Beispiel bei der Linner Burggarde: „An der Uerdinger Gesamtschule war es kein Problem für unsere Mädchen, frei zu bekommen“, sagt Ingrid Belles, Grand Dame der Burggarde. „Zwei andere Schulen hatten weniger Verständnis fürs Brauchtum.“
Und so stehen nur sechs von elf Mädchen der Maxi-Garde auf der Bühne. Die Freude ist trotzdem groß: „Toll, dass endlich wieder etwas gemacht wird zum 11.11., nicht nur im Rathaus. Wir sind so glücklich, dass wir mitmachen dürften“, sagt Belles. Ihre Tochter trainiert die Maxi-Garde, ihre Enkelin tanzt mit. „Toll“ findet es auch Gabi Meiners, die um die Ecke wohnt und mal gucken kommt. „Für nächstes Jahr habe ich schon sechs Leute, die mitgehen. Eigentlich wollte ich mal wieder nach Köln, aber wenn hier auch etwas los ist...“, sagt sie.
„Los“, ist nach der Burggarde allerdings erstmal nicht so viel. Oberbürgermeister Frank Meyer, frisch im Rathaus entmachtet, kommt pünktlich um kurz vor eins auf den Theaterplatz geschlendert, die Narrenkappe in der Hand – das Prinzenpaar verspätet sich aber. So schrumpft die „Menge“ auf etwa 70 Mann zusammen. Nur ein einsamer Hippie tanzt hartnäckig vor der Bühne und der Elferrat versucht, eine Polonaise in Gang zu bringen. Die meisten halten sich an ihrem Glühwein fest und suchen an den Bierbuden und neben dem Karnevalswagen des CCC Schutz vor dem eisigen Wind.
Nach und nach tröpfeln dann doch erste Vorboten aus dem Rathaus ein. OB Meyer kündigt schließlich statt der Tollitäten die Band „Specktakel“ an und macht sich von dannen. Auch ein entmachteter Bürgermeister hat offenbar noch ein paar Amtsgeschäfte, die auf ihn warten. „Specktakel“ heizen den Anwesenden dafür kräftig ein mit ihrem Mix aus Mallorca-Mucke und 2000er Pop.
Als das Prinzenpaar und sein Tross gegen 13.50 Uhr schließlich einlaufen, grölt man noch kräftig „Mama Laudaaa“. Und so kommt der Prinz erst mit einer Stunde Verspätung ans Mikro. „Wow, was für ein Saal!“, ruft er. „Auf der einen Seite das Seidenweberhaus, auf der anderen das Theater und eine wahnsinns Bühne im Rücken.“ Der Beifall ist verhalten. Auch der Prinz muss sich erst noch etablieren. Danach geht es weiter mit Musik und Tanz. Aber so richtig gut wird es nicht. Als dann auch noch Regen einsetzt, schauen der letzten Band gegen 16 Uhr nur noch ein Dutzend Leute zu.
Schöner Schmuck und schmissige Musik
Neu ist auch die Anschlussveranstaltung: Kaum ist der letzte karnevalistische Ton verklungen, wird in Windeseile umgebaut für das Martinssingen. Um 17.30 Uhr, geht es los. Der Karnevalswagen ist verschwunden, dafür leuchten nun Papier-Laternen in alles Farben. Die „Kempen Big Band“ spielt schmissig Martinslieder. Schön gemacht – nur leider bekommt es im Regen kaum einer mit.
Etwa zwanzig Mitsinger stehen im Schutz des Seidenweberhaus-Vordachs und an der Bierbude. Philip Lethen, künstlerischer Leiter der Initiative Theaterplatz, verteilt Liederzettel. Aber die hängen bald genauso feucht herunter wie die Laternen.