Gastbeitrag Wie Studenten die Stadt beleben könnten
Gastbeitrag Eine attraktivere Infrastruktur und bessere Chancen nach dem Abschluss: Reiner Leendertz, Leiter des Business-Parks, findet, dass Krefeld für junge Menschen „cooler“ werden muss. Wie, erklärt er in der WZ.
Krefeld hat zwar eine Hochschule, doch leider wohnen die allermeisten Studenten nicht in Krefeld, denn das Studentenleben findet nicht hier statt. Dieser Umstand wird in meinen Augen seit Jahren vernachlässigt – dabei steckt in der Studentenschaft viel Potenzial, von dem ganz Krefeld profitieren könnte.
Es gilt, die Studenten mit attraktiven Rahmenbedingungen dazu zu verleiten, ihren ersten Wohnsitz in Krefeld zu wählen und auch hier zu bleiben. Dazu gehört auch eine Infrastruktur, die ein attraktives Studentenleben ermöglicht: Freizeitmöglichkeiten, Kneipen/Clubs, Kultur und Veranstaltungen – auch Subkultur. Krefeld muss auch „cool“ sein.
Ein weiteres Ziel müsste es dann sein, die Krefelder Studenten zu Unternehmern in Krefeld aufzubauen. Dies könnte durch eine starke Initiative von Krefelder Unternehmern – und hier würde ich mich gerne mit einbringen – getragen werden. Gefördert werden sollten herausragende Studierende mit Stipendien und vielleicht kostenlosen Büroflächen zum Beispiel für ein Jahr – in dem sich Startups entwickeln und netzwerken können. Ich sehe darin große, realistische Chancen für junge Menschen: Statt nach dem Studium nach Düsseldorf und Köln oder sogar nach München, Berlin oder Hamburg abzuwandern, gilt es die Selbstständigkeit hier in Krefeld zu unterstützen.
Kostenlose Büros (etwa eine Co-Working Fläche für ein Jahr) und kostenlose Betreuung durch Krefelder Unternehmer – hierbei würde ich mir Mitstreiter wünschen. Vielleicht ergibt sich daraus sogar eine Beteiligung an einem neuen Geschäftsmodell der Hochschulabsolventen. Mit Beteiligung von Banken oder Investoren könnten wir als „Inkubator“ für neue Geschäftsideen auftreten. Es gilt hier Investoren und Jungunternehmer zusammen zu bringen und zu begleiten.
Mit den Studenten in Krefeld würde die Stadt positiv belebt, Nachtleben und Vereine würden profitieren, die Kaufkraft würde gestärkt. Nicht zuletzt würden dank Existenzgründungen moderne Arbeitsplätze entstehen, die Krefeld dringend benötigt. Und die Studenten, die in Krefeld erst mal ihren ersten Wohnsitz besitzen, sind eher bereit, sich bei einem Krefelder Unternehmen anstellen zu lassen. So oder so wäre jeder erst mal in Krefeld ansässige Student für die ganze Stadt Gold wert.
Nach dem aktuellen Fachkräftemangel werden wir bald das nächste Problem haben: zu wenig Studenten an Hochschulen. Ab 2025 werden wir nicht mehr genügend Studenten in Deutschland haben. Wegen des demografischen Wandels geht man davon aus, dass sich der Anteil der Studenten in der Bevölkerung reduziert. Der Kampf der Uni-Städte um diese jungen Menschen, die die Zukunft bedeuten, hat längst begonnen – da muss Krefeld mitmischen – jetzt.
Willkommensgeschenke
könnten Anreiz schaffen
Andere Uni-Städte praktizieren das bereits erfolgreich – zum Beispiel mit einem Willkommensgeschenk bei der Anmeldung: 500 Euro Zuschuss für Lernmaterialien. So könnten wir unter anderem Studenten mit Erstwohnsitz in Krefeld ein Jahr die Nutzung der „Silk Card“ (einer vielleicht neuen Krefelder-City-Karte) ermöglichen. Die Silk-Card könnte beinhalten: kostenlosen Nahverkehr, kostenloser Zugang zu städtischen Einrichtungen – vielleicht auch Fußball oder Eishockeyspiele, wenn es noch Karten kurz vor Spielbeginn gibt.
Auch wenn schon einiges passiert ist: Es müssen weiterhin neue beziehungsweise weitere Firmen in Krefeld ansässig werden, um ein Gegengewicht zu schaffen, das durch den Strukturwandel weggebrochen ist. Wir benötigen dazu flankierend eine Willkommenskultur der Stadt und des Standortes Krefeld: Das betrifft alle städtischen Stellen, die mit ansiedlungswilligen Unternehmen zu tun haben.
Insbesondere die Ämter für Gewerbenutzungs-/Änderungsanträge und/oder Bauanträge können hier eine Menge leisten und positive Impulse setzen. Auch die Wirtschafsförderung ist gefragt: So werden die Absolventen der Universität Duisburg-Essen beispielsweise intensiv betreut und deren Weg in die Selbständigkeit oder die Gründung von Startups intensiv gefördert und begleitet.
In meinen Augen sind jene Mitarbeiter in diesen Ämtern und Organistationen Botschafter für Krefeld. Das muss man wollen, das musste man leben. Im Gegenzug muss dies auch honoriert werden.