Festwoche Anfang Oktober Größte Kirche Krefelds: St. Johann Baptist feiert 125. Geburtstag

Lehmheide. · Vom 3. bis 10. Oktober wird das Jubiläum der Kirche gefeiert. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Jan Lange, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd, kennt die Geschichte von St. Johann Baptist.

Foto: Dirk Jochmann

„Der Stadtteil im Umkreise der Kirche bis zur Neusser Straße hin war reich mit Fahnen und Grün geschmückt, der Weg zur Kirche mit Tannenbäumchen besetzt“, schrieb die Zeitung zum 10. Oktober 1894. Der Anlass für den üppigen Straßenschmuck war die Konsekration, die Einweihung des neuen Gotteshauses. In nur zwei Jahren wurde St. Johann Baptist, die mit 1792 Quadratmetern größte und mit 97 Metern Kirchturm höchste Kirche in Krefeld errichtet.

Glocken, die die Gläubigen zum Gottesdienst riefen, oder eine Inneneinrichtung waren in der ersten Zeit nicht vorhanden. „Es gab zum Beginn lediglich einen Not-Altar, der wohl aus einem Tisch und einigen Brettern bestand, eine alte Kommunion­bank und ausrangierte Bänke von St. Dionysius“, berichtet Jan Lange. Er ist stellvertretender Vorsitzender der GdG Krefeld-Süd. „Das änderte sich, als Priester Kaspar Thywissen als erster Rektor an die Kirche kam. Er setzte sich sofort für die Einrichtung ein und kaufte aus seinem Privatvermögen vier alte Glocken von St. Dionysius, die neue bekommen hatte.“

Eine Figur Johannes des
Täufers ziert die Kanzel

Hinzu kamen spätgotische Kostbarkeiten, die Thywissen aus dem Nachlass von Dompropst Münzenberger in Frankfurt am Main erstand. Sie erstrahlen heute noch in altem Glanz. Lange: „Es handelt sich um Weltgerichts- und Marienaltar, die Muttergottesstatue, die Marienkrönungs-Gruppe und eine Pietà, die Darstellung Marias als Schmerzensmutter.“ Eine Figur Johannes des Täufers ziert die Kanzel, die für 5000 Mark aus Spendenmitteln finanziert wurde.

Der Priester sorgte nicht nur für die wertvolle Kunst, er brachte 1896 auch die erste Reliquie in die Kirche. „Bei einer Romreise schenkte man ihm den gläsernen Schrein mit den Gebeinen des heiligen Gaudentius, einem Märtyrer aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Es hieß, Krefeld solle einen wichtigen und großen Heiligen als Schutzpatron bekommen.“ Der Schrein ist auch heute noch in der Nähe des Altars zu besichtigen.

Direkt daneben befindet sich ein großes Bild von Mutter Teresa. „Von ihr haben wir eine Haar-Reliquie“, berichtet der 19-Jährige. „Außerdem besitzen wir noch ein Stück des Passionskreuzes Jesu, eine Tuchreliquie der heiligen Mirjam von Abellin und Knochen der heiligen Rafqa aus dem Libanon.“ Der Krieg hat seine Spuren auch an diesem Gotteshaus hinterlassen. So wurden die Glocken im Ersten und das neue Geläut im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. „1947 kamen neue Stahlglocken in den Turm, die zu Christi Himmelfahrt eingeweiht wurden und die zu den hochwertigsten nach dem Krieg zählen.“ Nur eine der ersten Glocken überlebte: Sie klingelt heute beim Einzug des Priesters im Altarraum.

Die farbigen Kirchenfenster wurden zerstört, so dass nur noch weiße Notverglasung besteht. Bei Sanierungsarbeiten wurde hingegen der Dachreiter, das auf dem Dachfirst angebrachte kleine Türmchen – ähnlich dem am Kölner Dom – aus Geldmangel nicht repariert, sondern abgebaut. „Das würde heute, in Zeiten des Denkmalschutzes, nicht mehr passieren“, ist Jan Lange sicher.

Er verweist noch auf eine Besonderheit des Gotteshauses: Die Sakramentskapelle von 2005, die aus der 1970 eingerichteten Werktagskapelle entstand. Dort wird unter anderem die Monstranz mit dem Leib Christi ausgestellt. Sie ist bewacht und täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Eine Nachtanbetung findet jeden letzten Freitag des Monats zum Samstag hin statt.