Stahlzylinder am Voltaplatz wird 25 Meter hoch Stadtwerke bauen Speicher für die Fernwärme
Krefeld · Am Voltaplatz errichten die Krefelder Stadtwerke einen Wärmespeicher. Er wird 25 Meter hoch.
Die viel beschworene Energiewende – nach Ansicht von SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke war sie bisher vor allem eine Stromwende. Denn während erneuerbare Energien bei der Stromerzeugung mittlerweile eine wichtige Rolle spielen, wird beim Heizen immer noch stark auf fossile Brennstoffe wie Gas und Öl gesetzt. Spätestens seit dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine wird aber die Frage immer intensiver diskutiert, wie russisches Gas ersetzt werden kann. „Für die Wärmewende braucht es dezentrale Lösungen, die auf die jeweilige Stadt zugeschnitten werden“, sagt Liedtke dazu. In Krefeld setzen die Stadtwerke vor allem auf ihr Fernwärme-Netz, für das man jetzt einen „Meilenstein“ setze, so der Vorstandssprecher: An der Ecke Voltastraße/Ritterstraße entsteht in direkter Nachbarschaft zum Skaterpark ein Wärmespeicher. Baubeginn ist in Kürze, schon 2023 soll er in Betrieb gehen.
Erzeugung und Verbrauch
werden entkoppelt
Den größten Teil ihrer Fernwärme erzeugen die SWK in der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) in Uerdingen. Der Abfall bestehe zur Hälfte aus biogenen Materialien wie zum Beispiel Holz, Papier oder Gartenabfälle, betont Liedtke. Deren Verbrennung sei klimaneutral. Ein Problem ist jedoch, dass bisher keine Speicherung der Wärme möglich ist, die in der Anlage erzeugt wird. Was dazu führt, dass morgens und abends, wenn der Wärmebedarf besonders hoch ist, eine Versorgungslücke entsteht, die bisher mit Wärme aus dem mit Gas betriebenen Heizkraftwerk am Weeserweg geschlossen wird.
Der neue Wärmespeicher sorgt dafür, dass der Wärmebedarf von rund 9000 Fernwärme-Haushalten für rund einen Tag lang gedeckt werden kann. „Erzeugung und Verbrauch können entkoppelt werden“, betont Carsten Liedtke.
25 Meter hoch, fasst der Speicher nach seiner Fertigstellung rund 4500 Kubikmeter unter 100 Grad heißes Wasser. Seine Lage nahe einer bestehenden Fernwärmeleitung auf einem städtischen Grundstück (knapp 1000 Quadratmeter groß) ist aus SWK-Sicht ideal: Das Helios-Klinikum und das Alexianer-Krankenhaus sind Fernwärme-Kunden, beide befinden sich in der Nähe. Gleiches gilt für Primark und das Forum Krefeld an der St.-Anton-Straße. Die Versorgungssicherheit werde dadurch erhöht, auch Ausfälle im Fernwärme-Netz können nun kompensiert werden. Einen höheren einstelligen Millionenbetrag lässt sich die SWK dies kosten.
„Eine vollkommen runde Sache“, nennt Oberbürgermeister Frank Meyer das Projekt, da es globale Notwendigkeiten mit lokalem Handeln zusammenführe. Einsparung von 10 000 Tonnen CO₂ pro Jahr erwarten die SWK dadurch. Das Projekt ist daher aus Sicht von SWK und Stadt Krefeld wegweisend mit Blick auf mehr Klimaneutralität und Versorgungssicherheit.
Das Projekt wird bei den Stadtwerken federführend von Andreas Küppers betreut. Er sei Teil eines wachsenden Teams „Wärme 3.0“, so SWK-Vorstand Kerstin Abraham mit Blick auf mögliche weitere Projekte.
Am Pumpengebäude
gibt es eine Kletterwand
Die Außenwand des Speichers wird in einem Farbverlauf von grün zu hellblau gestaltet, Vögeln werden Nistmöglichkeiten ermöglicht. Die nächste Wohnbebauung sei mehr als 100 Meter entfernt, hebt Abraham hervor. Emissionen (Lärm, Dampf) gibt es nicht. Im Gegenteil: Die Attraktivität des Standorts an der Skateanlage wolle man mit dem Wärmespeicher aufwerten.
Nach Rücksprache mit dem Jugendbeirat der Stadt wird dafür eine Boulder-Wand (Klettern ohne Seil) am Pumpengebäude der Anlage installiert. Dieses erhält außerdem eine Photovoltaik-Anlage zur Eigenversorgung. Zudem wird es vor Ort kostenfreies W-LAN und einen Festplatzverteiler für Strom und Wasser geben, der bei Veranstaltungen genutzt werden kann. Die Sportplätze bleiben erhalten, gleiches gilt für den ebenfalls in direkter Nachbarschaft gelegenen Parkplatz, mit Einschränkungen ist dort allerdings in der Bauphase zu rechnen.
„Sehr sportlich“ nennt Carsten Liedtke das Ziel, den Wärmespeicher im nächsten Jahr fertiggestellt zu haben. Bestehen wird er aus Stahlelementen, wobei als Erstes das Dach entsteht. Schon in der übernächsten Heizperiode soll er zur Verfügung stehen. Etwa 45 solcher Speicher gibt es bisher in Deutschland.