Noch scheint die Hängung der neuen Ausstellung eher in der Phase Versuch und Irrtum zu sein. Ein recht lebendiger Prozess lässt sich da am Mittwochnachmittag im Projektraum von 35blumen beobachten. „Von den Kleinen passen da drei hin!“ „Das sieht dort gut aus, aber das Plakat auf dem Kühlschrank stört!“ Dann würde der Künstler das ziemlich transparente dünne Vlies, durch das man die Bohlen der Holzwand noch deutlich erkennen kann, gerne durch etwas Dichteres ersetzen. Der Wunsch nach einer weißen Wand als Hintergrund für seine dunklen Holzarbeiten muss an dieser Stelle des Raumes unerfüllt bleiben.
Vor weißen Wänden
wirken die Arbeiten stärker
Doch Ulrich Paul kennt die Räumlichkeiten schon länger und kann sich natürlich damit abfinden. „Ulrich hat den Namen 35blumen erfunden“, erklärt Ulrike Oppel vom Verein 35blumen. Die ersten Ausstellungen des Vereins gab es an der Blumenstraße 35, und als man dann in den heutigen Projektraum im Garagen-Hinterhof „Zum alten grünen Weg“ zog, passten der Hinweis auf Blumen und die Zahl 35 auch noch. Etwas Grün, derzeit sogar mit Blüten, kann sich an den Rändern des Asphalts trotzig behaupten.
Dort, wo die Wände einen weißen Anstrich besitzen, wirken die Arbeiten von Paul stärker, stechen aus ihrer Umgebung heraus. „Ich habe immer schon gern aus dem Material heraus gearbeitet. Der erste Prozessschritt ist es, das Holz schwarz zu flämmen“, erklärt der Künstler und fügt hinzu: „Es soll aber nicht ins Rustikale abgleiten! Es bleibt immer etwas Improvisiertes und nicht handwerklich Vorgegebenes.“
In seiner Vorliebe für altes Holz, das er in allen Größen vom Sperrmüll sammelt, spiegelt sich seine Schreinerlehre als Einstieg in das Berufsleben wider, bevor er sich dann dem Bildhaften Gestalten, der Freien Malerei und der Kunsttherapie an der FKN Nürtingen und an der Alanus Hochschule in Alfter/Bonn widmet. Heute ist er freiberuflich als Kunsttherapeut und Maler tätig.
Für das Grau auf den alten Holzplatten verwendet er Tonerde, die er mit Schellack bindet – „es soll ganz naturnah sein“. Auf diese Bilduntergründe klebt er mit Kleister dünne Papierfahnen, denen er mit Ölfarben kräftige Farbakzente gegeben hat. Betrachtet man zwei Arbeiten auf der linken Seite der weißen Wand, so fällt auf, dass er hier Form und Gegenform, Positiv und Negativ als Gestaltungselemente einsetzt, etwas „Dialogisches“ schaffen möchte. Man kann die Interpretation des Künstlers zu dem herausstechenden gelben Kreis und seinem Pendant auf dem dunklen Untergrund nachvollziehen: „Das ist der Weg aus der Dunkelheit in den Farbklang; eine musikalische Seite meiner Bilder.“
„Aber auch Anklänge, Motivanklänge, die im Assoziativen bleiben“, stellt Paul in seinen Arbeiten heraus. Als beliebtes Motiv bringt er skizzenhaft dargestellte Segelboote in seinen Arbeiten unter – teils als eine Art Collage, indem er ein Blatt Papier oder dünnen Karton, denen man auch immer ein gewisses Alter ansieht, oder aber als eingeritzte Linien. Die Segelboote in seinen Bildern versteht er als Metapher für das Unterwegssein. Seine Neigung zum Maritimen sieht man auch an anderer Stelle in Form eines Leuchtturms, der sein Licht über das Meer zu werfen scheint.
In Fortsetzung dieser grafischen Elemente kann man auch seine Signatur „P.25“ verstehen. Mit den damit manchmal in einem Zusammenhang stehenden Linien fasst er optisch einzelne Werke zusammen – ohne dass man unbedingt von einer zweiflügeligen oder dreiflügeligen Arbeit sprechen müsste. So sehr drängt sich der Zusammenhang auch nicht auf.