Deshalb weiß ich auch, wie wichtig Anerkennung, konstruktive Kritik und Förderung für Künstler ist“, sagt die Galeristin, die gerade mit der Ausstellung „Aufbruch“ in ihrem Haus in Junkersdorf 20 Studierenden der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter die Chance gibt, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Kuratiert hat Iserlohe die Schau gemeinsam mit Prof. René Harder, Studiengangsleiter Perform-Art an der Alanus Hochschule.
„Natürlich ist das Universitätsstudium in der Gemeinschaft mit anderen eine große Hilfe. Aber, das alles findet in einem geschützten Raum statt, in dem die Künstlerin und der Künstler mit Gleichgesinnten und den Professoren in die Produktion geht. Aber letztlich wollen Künstler auch von dem leben, was sie machen. Daher ist es von ganz zentraler Bedeutung, ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren können. Mit der Kooperation mit der Hochschule und dieser Ausstellung wollen wir jungen Künstlern eine Starthilfe geben und ihnen den Weg in das Leben des Künstlers ebnen.“
Junge Künstler müssen auch im Kunstbetrieb bestehen können
Der Künstler und die Künstlerin stehe immer in einem Spannungsfeld zwischen der Freiheit der Kunst und der Notwendigkeit im Kunstbetrieb zu bestehen, um sich nicht in die Reihen der Aushilfskräfte stellen zu müssen. „Wir investieren in unsere eigene Zukunft als Galeristen, wenn wir jungen Künstlern ein Forum bieten, in dem sie sich vor Publikum ausprobieren können. Unsere Schau ‚Aufbruch‘ ist für die Ausstellenden eine Chance, sich in der Realität des Kunstbetriebs zu bewähren, sich der Kritik des Publikums zu stellen und so möglicherweise Freunde und Förderer zu finden“, erklärt Iserlohe.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. Mai in der Galerie Kunstraub an der Aachener Straße in Junkersdorf. Per QR-Code können die Besucher Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern abrufen und erfahren welche Geschichten und Ideen hinter den insgesamt 86 auf drei Etagen gezeigten Werken stehen. „Da sind sehr starke Arbeiten dabei, wie das Gemälde von Can Maurizio Moretti, das auf einem Perserteppich entstanden ist, oder der Beitrag von Joelle Jousten, deren aus Teebeuteln und Bienenwachs geformte, wie ein Wäschebody wirkende Skulptur, eine poetische Zartheit verströmt.“
Zu den ausstellenden Künstlerinnen gehört auch Christin Jatzek. „Das erste Mal so seine Arbeiten in der Öffentlichkeit zeigen zu können, ist für mich sehr aufregend. Hier trifft man neugierige Menschen und kommt mit ihnen ins Gespräch. Ich bin ganz offen und ohne Erwartungen ist dieses Projekt gegangen. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn es Interessenten für meine Arbeiten geben würde, aber noch wichtiger ist mir der Austausch mit den Menschen vor Ort, der für mich als Künstlerin sehr inspirierend ist.“
Jatzek zeigt unter dem Titel „Niemand fragt, aber warum. Bitte lächeln, weil ich das sage“ unter anderem eine auf drei Glasscheiben angebrachte Arbeit. „Ich habe auf dem Glas auf geöltem Papier collagenartig alte Schwarz-Weiss-Fotos aus den 40/50er-Jahren aufgeklebt, die transparent wirken. Die Bilder habe ich in einem alten Fotoalbum auf dem Flohmarkt entdeckt. Es ist interessant, wie Menschen ihre eigenen Geschichten in solche Alben hinein interpretieren. Wenn man meine Arbeite anschaut, wirkt das wie das Blättern in einem Fotoalbum.“
Christin Jatzek studiert an der Hochschule gerade in ihrem zweiten Master-Semester auf Lehramt Kunst. „Aktuell arbeiten wir sehr bildhauerisch im dreidimensionalen Raum. Meine Ursprünge liegen aber in der Malerei, der Collage und im Zeichnen. Ich plane nach dem Studium mein Referendariat als Lehrerin, will aber auch weiter als Künstlerin arbeiten“, sagt die 24-Jährige, die aus der Nähe von Dortmund stammt.
Heike Iserlohe betreibt seit 2008 gemeinsam mit Barbora Klimmeck ihre Galerie im eigenen Haus in Junkersdorf. „Wir verbinden hier Kunst, Kultur und Kulinarik auf drei Etagen. So gibt es neben den Ausstellungen auch Lesungen, Konzerte und Performances. Im Erdgeschoss betreiben wir ein französisches Bistro, in dem auch ein Teil der ausgestellten Werke zu sehen ist. Mit der Galerie und dem Haus wollte ich immer ein Stück meiner geliebten Stadt Paris nach Köln holen.“
Der Name der Galerie basiert übrigens darauf, dass man sich zunächst ganz auf reproduzierbare Kunst fokussiert hatte, bei der Stückzahl allerdings nicht über 99 hinausgehen wollte. Inzwischen hat die Galerie ihr Spektrum wesentlich erweitert. Im Rahmen von sechs Ausstellungen im Jahr zeigen die beiden Galeristinnen abstrakte und figurative Kunst und legen dabei ein besonderes Schwergewicht auf die Arbeiten junger Künstler, wie die aktuelle, noch bis zum 9. Mai dauernde Ausstellung „Aufbruch“ veranschaulicht.
Im Anschluss an die junge Gruppenausstellung, werden in der Galerie Arbeiten von Adam Karamanlis gezeigt. Der aus Griechenland stammende Künstler hat mit seinen unverwechselbaren Schaf-Bildern längst die Kunstszene erobert. Die Vernissage ist am 16. Mai um 19 Uhr mit Live-Jazz.
Service: Galerie Kunstraub99, Aachener Straße 1002, in Junkersdorf. Finissage: Fr, 9. Mai, mit einer Liveperformance der Studierenden ab 19 Uhr. Öffnungszeiten: Galerie Mo-Fr 10-22, Sa 18-22 Uhr; Bistro: Mo-Fr ab 12, Sa ab 18 Uhr.