Weiter Streit um Obdachlosenunterkunft Fürsorgepflicht für alle
Meinung · Anwohner der Feldstraße kritisieren die Stadtverwaltung. Deren Kommunikation ist schlecht.
Ein eigenes Dach über dem Kopf ist für viele ein Traum. Für junge Familien ebenso wie für obdachlose Menschen. Die Stadt will dies an der Feldstraße beiden Gruppen bieten. Für das brachliegende Areal einer ehemaligen Lackfabrik hatte sie 2018 im beschleunigten Verfahren und damit ohne Bürgeranhörung den Bebauungsplan geändert, damit dort Einfamilien-Reihenhäuser gebaut werden können – und durch die Ausweitung gleichzeitig eine dauerhafte Unterbringung von Obdachlosen in der Don-Bosco-Schule erst möglich gemacht. Bezirksvertreter und Anwohner fühlen sich noch heute überrumpelt. Von den Hauskäufern ganz zu schweigen, die laut eigener Aussage nichts von den geänderten Rahmenbedingungen wussten.
Die Zahl der auf der Straße lebenden Menschen wächst. Die Stadt hat auch für sie eine Fürsorgepflicht. Aber eben nicht nur. Bei einer solchen Zahl an Unterbringungsplätzen für obdachlose Menschen muss es zu Problemen kommen. Und die sind nicht wegzureden – wie viele Bürgeranhörungen man auch immer macht. Außerdem macht der Ton die Musik. Wer Bürgerdialog will, muss zuhören, Argumente stehen lassen und Problemlösungen für alle suchen. Nicht hilfreich sind Appelle wie „Sie müssen lernen, das auszuhalten“ oder „Sie wohnen schließlich nicht am Stadtwald“, wie Anwohner berichten. Über den Erfolg von Projekten bestimmt immer auch die Kommunikation – und nicht ein Vorgehen, dass Bürger vor vollendete Tatsachen stellt.