Krefeld will das Erdkabel
Die geplante Hochspannungsleitung sorgt für Diskussionen. Anwohner befürchten Gesundheitsrisiken und wehren sich.
Krefeld. Hans-Dieter Flocken wirkt zufrieden. „Ich habe den Eindruck, dass wieder Bewegung in die Sache gekommen ist“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Tackheide. Er kommentiert damit das jüngste Treffen zu den geplanten Starkstromfreileitungen von Neuss über die Krefelder Stadtteile Tackheide, Lindental und Gatherhof.
Das Landesumweltministerium hatte Vertreter von Kommunen und Bürgerinitiativen sowie die RWE-Tochter Amprion, die die Leitung bauen soll, an einen „Runden Tisch“ gebeten. Aus Krefeld saßen Bau- und Planungsdezernent Thomas Visser, Hans-Josef Ruhland (Bezirksvorsteher West) und eben Hans-Dieter Flocken am Tisch.
Stadtrat und Bezirksvertretung haben bereits vor geraumer Zeit Beschlüsse im Interesse der betroffenen Bürger gefasst. „Die Stadt wird im Genehmigungsverfahren das Erdkabel fordern“, sagt Visser. Man werde darauf hinweisen, dass mit die Leitung Gesundheitsgefahren mit sich bringen könnte. Mit der Forderung, die Stadt solle das Geld für das Erdkabel bereitstellen, mache sich RWE die Sache zu leicht.
Verbunden ist die 380-Kilovolt-Leitung, die die bestehende 220-Kilovolt-Trasse ersetzen soll, nicht nur mit Strommasten, die bis zu 20 Meter höher sind als die bisherigen. Die Anlieger befürchten auch gesundheitliche Gefahren durch die Nähe zur Wohnbebauung und zu einer Kleingartensiedlung.
Seit Jahren wehren sich Bürger und Initiativen gegen die geplanten Leitungen. Sie verlangen mehr Abstand zu Wohngebäuden und die teilweise Verlegung der Leitungen unter die Erde.
Amprion hat dies bisher mit Verweis auf die hohen Kosten abgelehnt. Das Unternehmen hatte lediglich angeboten, den Streckenverlauf der Hochspannungsleitungen zwischen Reuschenberg und Holzheim leicht zu verändern.
Im April oder Mai, so kündigte das Ministerium an, solle es eine zweite Runde des Gesprächskreises geben. Bis dahin soll die Firma Amprion einige Arbeitsaufträge erledigt haben, die Staatssekretär Udo Paschedag ihren Vertretern mit auf den Heimweg gab.
Im Kern drehen sie sich um die Frage, ob Amprion Alternativen zu seinen bisher vorgelegten Plänen hat, insbesondere für die Trassenführung.
Gleichzeitig will das Ministerium prüfen, ob NRW nach dem Beispiel Niedersachsens ein eigenes Abstandsgesetz für Energieleitungen erlassen kann. Auch darin sieht Flocken einen Fortschritt in den festgefahrenen Auseinandersetzungen mit Amprion.
Die Bürger hoffen auf eine Lösung, bevor das Raumordnungsverfahren für den Bau beginnt. Danach bliebe noch die Klage vor Gericht. CDU-Politiker Ruhland: „Ich habe nach dem Gespräch in Düsseldorf den Eindruck, dass beide Seiten sich auf einen tragbaren Kompromiss zubewegen.“