Nach Unfall des Muttertieres Zweites Forstwald-Rehkitz war nicht zu retten

Krefeld · Nach dem Tod des Kitzbockes am Dienstag verschlimmerte sich am Donnerstag der Gesundheitszustand des Schwestertieres immer mehr. Die Tierärzte erlösten es schließlich von seinem Leid.

Am Dienstag waren die beiden Rehkitze nach langer Suche wieder vereint.

Foto: Torger Kugler

Zahlreiche Krefelder haben in den vergangenen Tagen mit den beiden im Forstwald gefundenen Rehkitzen mitgefiebert. Nach dem Tod des Kitzbockes am Dienstag gab es am Freitag auch für das Schwestertier die traurige Nachricht: Aufgrund des überaus schlechten Gesundheitszustandes musste das Wildtier eingeschläfert werden, wie Torger Kugler von der Unteren Jagdbehörde der Stadt Krefeld berichtet.

Der Zustand des vier Wochen alten Kitzes hatte sich im Laufe des Donnerstags so weit verschlechtert, „dass keine realistische Aussicht auf eine Besserung der Situation mehr bestand und man dem Tier aus diesem Grunde Leiden ersparen wollte“, so Kugler. Das zweite Reh sei offenbar an einem schweren Atemwegsinfekt erkrankt, der zu einer eitrigen Entzündung der Atemwege geführt habe. „Dies war leider auch unter Gabe von Antibiotika nicht in den Griff zu bekommen, da das Kitz durch seinen geschwächten Allgemeinzustand diese Infektion nicht mehr bekämpfen könnte“, sagt der 34-jährige Experte. Er hatte am Sonntag und Montag große Anstrengungen in die Suche nach den beiden Kitzen im Forstwald investiert, nachdem das Muttertier bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war.

Chance auf Erfolg einer Aufzucht per Hand ist kaum zu erkennen

Viel Mühe haben sich aber auch die Zootierärzte und die Mitarbeiter im Tierheim Krefeld gegeben, wo die Rehe zuletzt betreut worden sind. Kugler sagt: „Der Tod der Tiere ist ganz ausdrücklich nicht auf eine falsche oder nicht intensiv genug durchgeführte Pflege zurückzuführen. Hier haben Zoo und Tierheim Krefeld gemeinsam alles menschenmögliche an Anstrengungen unternommen, um die beiden Kitze vor dem Tode zu bewahren.“

Bedauerlicherweise sehe man Wildtieren die Chancen für einen Erfolg- oder Misserfolg bei der Aufzucht nicht immer direkt an, da Wildtiere grundsätzlich eine schlechte körperliche Verfassung nur dann nach außen erkennbar zeigen, wenn schon fast alles zu spät ist. „Alles andere würde in freier Wildbahn dazu führen, dass Fressfeinde sich auf das erkennbar kranke Tier fokussieren, was nicht im Interesse des erkrankten Tiers liegt“, erklärt Kugler. Er verweist darauf, dass durch den zuständigen Jäger trotzdem immer der Versuch unternommen werden sollte, verwaiste Kitze zu finden und diese entweder durch fachkundige Hand großziehen zu lassen oder, falls dem Jungtier erkennbar keine Überlebenschancen zugerechnet werden können, es zu erlegen. So werde effektiv Tierleid verhindert.

Der zuerst gestorbene Kitzbock war nach ersten Erkenntnissen stark ausgezehrt und mangelernährt gewesen, dazu noch blutarm. Im Nachhinein sei damit klar, dass selbst in Anbetracht der Kraftanstrengung bei der Versorgung des Tieres – etwa die Gabe von Medikamenten zur Stabilisierung des Kreislaufs und zur Behandlung von Infekten – die Chancen zur erfolgreichen Aufzucht von Anfang an sehr schlecht gestanden hätten.

Happy End für zwei verwaiste Rehkitze aus dem Krefelder Forstwald
7 Bilder

Happy End für zwei verwaiste Rehkitze aus dem Forstwald

7 Bilder
Foto: Torger Kugler

Der ausgebildete Jäger verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Krankheitsursachen für die Helfer schwer zu beurteilen seien. Man stehe gewissermaßen vor dem „Henne-Ei-Prinzip“. Man weiß also nie, was zuerst da war. Möglich sei demnach, dass die Kitze geschwächt gewesen und krank geworden sind, weil sie bereits zu Lebzeiten der Ricke nicht richtig von dieser versorgt worden sind oder versorgt werden konnten. Es sei aber genauso gut möglich, dass die Erkrankung am Anfang der Geschichte stand, und die Ricke die Versorgung in Anbetracht deren schwindenden Gesundheitszustandes zurückgefahren hat. Spätestens der tödliche Unfall der Ricke und die darauf folgend ausbleibende Versorgung über anderthalb bei zweieinhalb Tage, glaubt Kugler, hat das Schicksal der Kitze dann endgültig besiegelt.