Krefelder Blogger Von tollen Reisen, schicken Schuhen und besonderen Rezepten
Krefeld · Blogger schreiben im Netz über ihr Hobby und geben dabei persönliche Einblicke in ihr Leben. Die WZ stellt drei Krefelder vor, die im Internet ihre Leidenschaft teilen.
Dem Hund des Schwagers beim Wachsen zusehen? Tägliche Neuigkeiten aus dem Urlaub der Nachbarn lesen? Die sozialen Medien machen das möglich. Viele finden das unterhaltsam, manch einer vielleicht albern – der Mehrwert solcher Inhalte hält sich zumindest in Grenzen. Doch die einfache Kommunikation über das Internet lässt sich professioneller nutzen. Bloggerinnen und Blogger machen das auf den bekannten Portalen und ihren Webseiten vor. Sie berichten über ihre Hobbys wie Reisen, Kochen oder Mode mit persönlichen Eindrücken – und dem Wissen, das sie bei ihrem Lieblingsthema gesammelt haben. Krefeld hat dabei eine lebendige Szene an Kreativen. Sie haben eine ansehnliche Reichweite im Netz aufgebaut. Unsere Redaktion stellt drei von ihnen vor.
Christopher Blumenthal:
Der Stylist
Dass er mit Texten über Sportschuhe seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, hätte Christopher Blumenthal vor wenigen Jahren selber nicht vermutet. Tatsächlich hat sein Sneakerblog „Dead Stock“ enormen Erfolg, sodass sein Hobby mittlerweile sein Beruf ist. Schon als Jugendlicher begann beim heute 34-Jährige die Begeisterung für diesen Stil. „Ich war Skateboarder und habe dafür einen Sinn entwickelt.“ Seine Leidenschaft für die Treter von Adidas, Nike und anderen, die auch mal deutlich mehr als 100 Euro kosten können, wurde immer teurer. Also habe er sich entschieden, den Blog zu starten, um an Probemodelle der Marken zu gelangen.
Rasch sei er mit Adidas in Kontakt gekommen. „Das ging schnell durch die Decke“, sagt Blumenthal. Als gefragter Mann der Szene entschloss er sich, hauptberuflich über Schuhe zu schreiben. Der gelernte Kaufmann und frühere Student der Betriebswirtschaftslehre gab seinen Job auf. Zusätzlich zu den Modekritiken begann er, Marken zu beraten.
Bei seiner Arbeit kommt er viel rum, besucht Messen und Treffs der Sneaker-Fans. „Viele wundern sich, dass ich nicht aus Berlin komme“, sagt Blumenthal. Das sei eine Schlüsselstadt mit vielen Events und Geschäften. Krefeld habe nicht mal einen richtigen Sneakerladen mit großer Auswahl, sagt Blumenthal. Doch das Internet mache ihn räumlich unabhängig.
Blumenthal ist einer, der recht selbstbewusst über sein Schaffen spricht. Für manche sei er der „Sneakers-Messias“. Doch er ahnt, dass der Erfolg nicht ewig währen wird. „Ich denke jedes Jahr, das Schluss ist“, sagt Blumenthal. Mode kann sich wandeln, doch der Hype werde größer. Hinzu kommt sein Alter. Er spreche Menschen zwischen 16 und 34 Jahren an, gehört also knapp zur eigenen Zielgruppe. Blumenthal weiß, dass ein Blog nur dann funktioniert, wenn die Leser ihn authentisch finden. „Aber ich bin in der Szene drin und spreche jeden Tag mit jungen Leuten“, sagt er.
Tanja Neumann:
Die Genießerin
Wenn Tanja Neumann von ihren Reisen erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Frankreich habe sie begeistert, dabei spreche sie nicht mal Französisch, sagt die 48-Jährige. „Das Elsass war kulinarisch gesehen wie sechs Richtige.“ Mit diesem Enthusiasmus betreibt sie ihren Blog „Vielweib on Tour“. Dieser begann als eine Art Wochendtagebuch zu Neumanns Cabrio-Touren. „Für Motorradfahrer gibt es viele Empfehlungen im Netz“, sagt Neumann: „Für Cabriofahrer eher nicht.“ Aus diesem Grundgedanken hat sich ein Blog mit Tagestouren und längeren Reisen entwickelt.
Ein teures Hobby, weiß Neumann. „Aber welches Hobby ist das nicht?“, fragt die Krefelderin, die als Referentin in der Internet- und Tourismuswirtschaft arbeitet. Mit ihren Fotos und Texten will sie sich von gängigen Reiseführern abheben. Zielgruppe sind Menschen, die Kultur mögen und gerne mal lecker essen. Für gute Tipps lässt sich Neumann in den Städten treiben.
In Turin habe sie sich bei einem Spaziergang einmal so in den Gassen verirrt, dass sie ein Italiener zurück in die Unterkunft führen musste, sagt Neumann und lacht. Auf diese persönlichen Erlebnisse kommt es eben an. Dabei gibt sie emotionale Einblicke in ihr Leben. Als sie ihren an Demenz erkrankten Vater betreut habe, sei sie auch mit ihm weggefahren. „Dann habe ich natürlich über Reisen mit einem Demenzkranken geschrieben“, sagt Neumann.
Obwohl es sie immer wieder ins Ausland zieht, mag Neumann auch Ziele rund um Krefeld. „Wir sind zwar nicht in zwei Stunden am Gardasee“, sagt die Bloggerin. „Aber eine Traktorfahrt im Münsterland ist genial – und auch durch den Altenberger Dom sollte man sich mal führen lassen.“
Anika Launert:
Die Köchin
Wer in der heimischen Küche mal etwas Ungewöhnliches ausprobieren möchte, findet bei Anika Launerts Blog „Nikes Herz tanzt“ sicher Inspiration. Zucchini-Spaghetti und Spargelbärlauch-Risotto hat sie für ihre Leser im Netz bereits gekocht – alles ist vegetarisch oder vegan. Seit 2012 bloggt die 43-Jährige neben ihrer Arbeit auf einem Bio-Bauernhof. Die Idee dazu reifte im Büro. Mit ihrer Kollegin habe sie den Montag als Muffin Monday ins Leben gerufen, sagt Launert: „Immer wieder wurde ich nach meinen Rezepten gefragt.“ So ergab sich der Plan, diese mit allen zu teilen.
Mittlerweile reicht Launerts Auftritt über Rezepte hinaus. Sie schreibt über Reisen und ihr Krefeld. „Eigentlich heißt es, dass man als Blogger seine Nische finden muss, doch ich fahre so ganz gut“, sagt Launert. Vehement wirbt sie beispielsweise für ihr Viertel, die Südstadt. Viele fänden diese schäbig, sie erlebe die Gegend als „bunt und lebendig“. Dabei gibt sie durchaus persönliche Einblicke, entsprechend einer einfachen Regel. „Schreibe nichts, wovon du nicht deiner Schwiegermutter und dem Chef erzählen würdest“, sagt Launert.
Der Aufbau ihres Blogs sei über die Jahre relativ ähnlich geblieben. „Nur bei den Bildern ist mein Anspruch höher geworden“, sagt Launert.
Ideen sammeln, Texte schreiben, Fotos bearbeiten – das kostet Zeit. Deswegen bleibe es zuweilen ruhig auf ihrer Seite. „Das Bloggen ist eben ein Hobby und sollte nicht für Stress sorgen“, sagt Launert. Eine Motivation sind für sie Reaktionen auch außerhalb der digitalen Welt. „Die Blogger haben ein großes Netzwerk“, sagt Launert: „Man findet neue Leute, die wirklich sympathisch sind.“